Die Rueckkehr der Phaetonen
ihnen ist der Älteste, und in der Nacht steht die Maschine vor seinem Haus. Am Morgen muss er alle anderen aus seiner Gruppe abholen und hierher bringen, und am Abend bringt er jeden wieder nach Hause. Die Ältesten wechseln sich ständig ab, damit alle Kinder einen Aref steuern lernen.«
»Die Kinder sind ohne Erwachsene unterwegs?«, staunte Melnikowa. »Ist es denn nicht gefährlich?«
Elektra hatte die Frage nicht verstanden. »Wir hatten noch keinen einzigen Fall, dass die Kinder im Aref Unsinn gemacht hätten«, sagte sie. »Sie stören den Ältesten niemals beim Fliegen.«
»Das meine ich nicht«, Melnikowa hatte offensichtliche Schwierigkeiten, ihre Gedanken auszudrücken, »ich meine die Maschine selbst. Wenn sie von einem Kind gesteuert wird ...«
»Ich verstehe schon, sie kennen die Arefs noch nicht. Sie sind doch absolut ungefährlich, es kann nie etwas passieren.«
»Ein Zusammenstoß ...«
»Ausgeschlossen. Ob ein Aref von einem Menschen gesteuert wird oder nicht, die Automatik ist immer eingeschaltet und kontrolliert die Handlungen des Piloten.«
»Warum heißt Ihre Lerneinrichtung eigentlich Betrieb?«, interessierte sich Wtorow.
»Weil hier die Kinder jeden Alters unterrichtet werden. Wenn sie diesen Betrieb verlassen, sind sie auf jede Tätigkeit vorbereitet, außer der wissenschaftlichen.«
»Wenn dann noch Zeit bleibt, können Sie uns irgendein Auditorium zeigen?«
»Welches Alter, welches Fach?«
»Das ist egal.«
»Ab welchem Alter fangen die Kinder eigentlich an, den Betrieb zu besuchen?«, fragte Melnikowa.
»Ab zehn.«
»Zu unserer Zeit hat man mit sieben angefangen«, bemerkte Wolgin.
»Ja, ich weiß, ich bin Historikerin. Aber das war nicht sehr rational, oder? Die vier Jahre der damaligen Schule hätte ein Zehnjähriger in einem Jahr schaffen können.«
»Kommen die Kinder überhaupt ohne Vorkenntnisse zu Ihnen?«
»Nein, sie verfügen bereits alle über elementares Wissen. Es hat keinen Sinn, Zeit für Schrift und Arithmetik zu verschwenden - das müssen die Kinder in den Vorschuleinrichtungen lernen.«
»Wie lange lernt man in Ihrem Betrieb?«
»Fünf Jahre.«
»Und in den fünf Jahren werden die Kinder auf alle möglichen Tätigkeiten vorbereitet?!«
»Natürlich, das genügt doch vollkommen.«
»Offenbar sind die Kinder von heute viel besser entwickelt als wir es damals waren«, sagte Wtorow auf Russisch.
»Ja, das stimmt«, bestätigte Wolgin. »Ich habe mich längst davon überzeugt, dass das Gehirn moderner Menschen, ihr Denkvermögen und Gedächtnis ganz anders sind, qualitativ viel besser als die unseren.«
»Wenn es so ist, dann sehen wir gleich ziemlich alt aus«, sagte Wtorow.
Wolgin zuckte zusammen - Wtorow hatte den Gedanken ausgesprochen, der ihn selbst schon seit langem beschäftigte.
Elektra hatte dem Wortwechsel, den sie nicht verstanden hatte, keine Beachtung geschenkt. »Das ist das Mathematikauditorium für jüngere Kinder, zweite Hälfte des ersten Schuljahres, um genau zu sein«, sagte sie, während sie durch eine der Türen ging. Die anderen kamen ihr nach und in einen großen Raum von tadelloser Sauberkeit, der von grellem Licht überflutet war ... und blieben alle drei verblüfft stehen. Das Auditorium war eine genaue Kopie ganz normaler Schulklassen, die ihnen so gut bekannt waren. Hier standen genau die gleichen Schülertische, die nur etwas bequemer waren, und vor ihnen ein Lehrertisch. An der Wand hing eine große schwarze Schreibtafel. Alle hatten den Eindruck, dass sie auf einmal nicht mehr in neunten Jahrhundert der Neuen Ära waren, sondern in ihrem eigenen, welches schon lange in Vergessenheit geraten war.
»Naja«, sagte Wtorow dann, »eigentlich ist daran nichts Erstaunliches. Gleicher Zweck führt immer zum ähnlichen Aussehen.«
In Wirklichkeit war aber nicht alles genau dasselbe. Elektra hatte gesagt, dass es ein Auditorium für das erste Schuljahr war, und dennoch hingen hier Logarithmentabellen an der Wand. An beiden Seiten der Tafel standen mittelgroße ovale Kästen, in denen Melnikowa und Wtorow mühelos einfachste elektronische Rechenmaschinen erkannten. Neben dem Lehrerplatz stand ein Sessel, und auf dem Lehrertisch war eine Teleoffscheibe zu sehen.
Wolgin fragte sofort, wozu hier ein Teleoff nötig war. »Wir nutzen oft die Dienste der größten Mathematiker, und anderer Wissenschaf der natürlich auch«, sagte Elektra.
»Lernen die Schüler etwa gleich im ersten Jahr die Logarithmen?«, fragte Wtorow.
Wolgin
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