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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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zu sein. Tropische Pflanzen, schmale Sandwege, weiße Gebäude, die im grünen Dickicht Versteck spielten. Und etwas weiter drüben war tatsächlich die Kuppel des Pavillons zu sehen, in dem er damals so viele quälende Monate verbracht hatte.
    Wolgin runzelte die Stirn und dachte nach. Wenn man ihn hierher gebracht hatte, dann war mit ihm wohl doch etwas Ernstes passiert. Bestimmt war es kein einfacher Schlaf nach der Bewusstlosigkeit. Aber wenn nicht, was war es dann? Und wie lange war er schon hier? Der Umstand, dass er allein war und niemand sich in der Nähe befand, verwirrte ihn und brachte alle seine Gedanken durcheinander. Er ging wieder zum Bett und legte sich hin, aber der Schlaf wollte einfach nicht wieder kommen. Er »schloss« wieder das Fenster, aber das half auch nicht. Wolgin fühlte, dass er gut ausgeruht war und jetzt sicher nicht mehr einschlafen würde. Und nun? Sollte er nach jemandem rufen?
    >Warum soll ich jemanden aufwecken?<, dachte er. >Sollen sie doch alle bis zum Morgen schlafen ...<
    Er bereitete sich darauf vor, geduldig auf den Morgen zu warten.
    Ein kaum hörbares, aber dennoch bekanntes Geräusch drang an seine Ohren - es war eine Tür, die geöffnet wurde. Jemand kam ins Zimmer hinein. Der Fensterschleier schob sich einen Spaltbreit auseinander, und Wolgin sah, dass es eine Frau war. Als sie näher kam, erkannte er Melnikowa und schloss hastig die Augen. Man hielt ihn für krank, das war nun klar. Anders ließ sich ihr Erscheinen im Zimmer mitten in der Nacht nicht erklären. Und wenn es so war, würde sie sein plötzliches Aufwachen nur erschrecken.
    Maria Alexandrowna ging zum Bett und beugte sich darüber. Offenbar hatte Wolgins ruhiger Atem sie beruhigt, und sie drehte sich wieder um und wollte gehen. Wolgin begriff, dass sie die Pflegerin war, an die er vorher gedacht hatte und die sich im Zimmer nebenan aufhielt. Vielleicht war es das Geräusch seiner Schritte, das sie aufmerksam gemacht hatte, und nun hatte sie sich überzeugt, dass es nur eine Einbildung war. Der Gedanke, dass sie wieder gehen und er selbst wieder für unbestimmte Zeit alleine bleiben würde, erschreckte ihn, und er rief leise ihren Namen. »Maria!«
    Sie drehte sich rasch um. Das Fenster war immer noch einen Spalt weit geöffnet, und das Mondlicht fiel nun auf ihr Gesicht. Wolgin konnte sehen, dass sie ihren eigenen Ohren nicht getraut hatte und nun angespannt in die Dunkelheit sah, bemüht, sein Gesicht zu sehen. Er rief wieder: »Maria!«
    Sie rannte mit einem Freudenschrei zu ihm. »Du bist wach? Dmitrij! Dima!!« So hatte ihn einst Irina genannt... »Wir müssen es den anderen sagen!«
    »Warte«, sagte Wolgin. »Es ist nicht nötig, jemanden zu wecken, bald ist es Morgen. Komm zurück, Maria.«
    »Aber ich muss ...«
    »Du musst nichts. Ich schlafe doch noch.«
    Sie kam zögernd zurück. »Es warten doch alle, dass du aufwachst...«
    »Dann können sie auch ein bisschen länger warten. Setz dich bitte hin und erzähl, was mit mir passiert ist. Ich würde es gerne von dir hören.«
    Melnikowa setzte sich auf den Bettrand. »Ich weiß wirklich nicht...«, sagte sie. »Lucius hat befohlen ...«
    »Ich bin noch nicht wach«, wiederholte Wolgin lächelnd. »Wenn ich wach bin, kannst du ihn rufen.«
    Früher hatte er sie immer gesiezt. Sie war es, die als erste »du« zu ihm gesagt hatte, und darüber war er wirklich froh. Seine Beziehung zu allen anderen Raumfahrern war schon seit langem einfach und freundschaftlich - mit allen, außer Melnikowa. Sie verhielt sich zurückhaltend wegen dieser unglücklichen Ähnlichkeit mit Irina, sie war davon überzeugt, dass es für Wolgin schwer sei, sie immer wieder zu sehen. So war es am Anfang auch wirklich gewesen - aber schon seit langem nicht mehr. Wolgin hatte längst aufgehört, diese Ähnlichkeit zu bemerken. Melnikowa hatte zwar Irinas Haare und ihre dunklen Augen, aber der Rest war völlig anders. Jetzt hatte Wolgin den Eindruck, als gäbe es zwischen den beiden überhaupt keine Ähnlichkeit, und als gefiele Melnikowa ihm so wie sie war. Das stimmte zwar nicht, aber Wolgin war sich nicht mehr bewusst, was genau er an Maria anziehend fand. Das neue Gefühl wuchs immer weiter und wurde mit jedem neuen Tag stärker, noch ein wenig - und es würde unvermeidlich in Liebe übergehen.
    »Erzähl schon«, sagte er noch mal. »Und nenn mich Dima. Es ist schön, wenn du mich so nennst.«
    Er befahl dem Fenster, sich ganz zu öffnen. Das Mondlicht überflutete wieder das

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