Die Rueckkehr der Phaetonen
Selbstmord.«
»Nicht ganz. Seine Worte waren >Ich will nicht mehr leben, aber ich werde, wenn die Medizin, die ich kenne, mich wieder heilen kann.< Ja, stimmt, das war sehr egoistisch von ihm - ich und Fjodor haben uns wie Mörder gefühlt.«
»Ich kann über eure Nachgiebigkeit nur staunen. Ich hätte mich trotzdem an die modernen Ärzte gewandt.«
»Nein, das hättest du nicht. Ich gebe zu, ich habe doch noch mit Lucius gesprochen. Er hat mir gesagt, dass ...«
»Ich weiß, was er dir gesagt hat«, unterbrach Wolgin. »Bestimmt war das irgendwas über den freien Willen eines jeden.«
»Sie sehen solche Dinge eben anders als wir. Und wir können sie deswegen nicht verurteilen.«
»Das tue ich auch nicht. Also ist Wiktor gestorben, und Xenia ...«
»Sie konnte nicht anders als mit den anderen zu fliegen. Sie war doch der zweite Navigator auf unserem Raumschiff, und nur sie und Wiktor wussten, wie man den Planeten Grjosa finden kann. Die modernen Astronomen wissen übrigens immer noch nicht genau, wo dieser Planet ist. Sie hätte den Weg natürlich erklären können, aber Wtorow bestand darauf, und schließlich hat sie zugestimmt.«
»Sind sie mit der >Lenin< weggeflogen?«
»Ja, so hat man das neue Schiff auch genannt. Aber es hat nichts mehr mit unserem alten gemeinsam. Ich habe mich zuerst gewundert, woher du es weißt, aber dann wusste ich es: davon hat Wladilen doch erzählt, als wir zum Mars geflogen sind.«
»Wann sollen sie wieder zurückkommen?«
Melnikowa senkte den Blick. »Auf der Erde werden mehr als tausend Jahre vergehen«, flüsterte sie.
»Also wieder eine Reise in die Zukunft. Schön.«
Diese Worte klangen gleichgültig, aber in Wirklichkeit hatte der Verrat seiner Freunde Wolgin wirklich sauer gemacht. Sie hatten ihm nicht einmal Abschiedsbriefe hinterlassen - es waren nur ein paar Zeilen von Xenia, die mit den höchst unpassenden Worten »Auf Wiedersehen« endeten. Und überhaupt, wer war er schon in ihren Augen? Warum sollten sie seinetwegen ihre Interessen opfern? Melnikowa hatte den plötzlichen Einstellungswechsel von Wolgin zwar längst bemerkt, aber den wahren Grund dafür hatte sie erst jetzt erfahren.
»Warum bist du eigentlich nicht mit ihnen geflogen, Maria?«, fragte Wolgin.
»Du irrst dich, Dima.« Melnikowa wich einer direkten Antwort aus. »In zwei Jahren wird eine zweite Expedition zur Grjosa gesandt. Alle waren sich sicher, dass wir beide dann zu ihnen stoßen würden, und haben mich gebeten, dir zu sagen, dass sie dich mit Ungeduld erwarten werden. Sie haben sich doch nicht geirrt, oder?«, fügte sie hinzu und fuhr mit der Hand durch sein Haar. »Was gäbe es für dich noch hier auf der Erde?«
Wolgin hatte ihr Ausweichmanöver sofort bemerkt, konnte sich aber nicht entschließen, die Frage noch einmal zu stellen. Wenn sie nicht so antworten würde, wie er es erhoffte, wäre es ein wirklich schwerer Schlag - also wäre es besser, wenigstens noch einen Funken Hoffnung zu haben. »Ich weiß immer noch nicht, was diese Grjosa genau ist«, sagte er und versuchte, an ihren Worten interessiert zu wirken. Für sich hatte er sofort entschieden, dass er nirgendwohin fliegen würde. »Erzähl mir etwas davon - ich muss doch wissen, wohin ich eingeladen bin.«
»Die Grjosa ist ein Planet, der zum Stern 61 im Schwan gehört. Die Astronomen hatten seit langem den Verdacht, dass dieser Stern ein Planetensystem besitzen könnte - es war übrigens eins unserer Expeditionsziele, diesen Verdacht zu überprüfen. Die Grjosa haben wir damals nur per Zufall entdeckt. Davor haben wir zwei unbewohnte Planeten gefunden, aber wir suchten einen, auf dem sich Leben entwickeln könnte, das dem auf der Erde mehr oder weniger ähnlich ist. Und wir haben ihn auch gefunden.
Die intelligenten Wesen, die dort leben, sehen uns etwas ähnlich, aber nicht mehr. Nur ihre allgemeinen Körperumrisse sind in etwa so wie die unseren. Ansonsten erinnern sie sehr an Affen — ihre Körper sind völlig von braunen Haaren bedeckt, aber im Gegensatz zu Affen sind sie immer angezogen. Sie haben sechs Finger an den Händen, ihre Beine sind unnatürlich riesig, und die Köpfe sind klein und mit tiefen abfallenden Stirnen. Aber es sind dennoch intelligente Wesen und keine Tiere. Ihre Zivilisation befindet sich bereits auf einem ziemlich hohen Niveau, ungefähr so wie bei uns im neunzehnten Jahrhundert christlicher Ära, wie man jetzt sagt. Sie kennen noch keine Elektrizität, Radios oder Flugzeuge - aber sie
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