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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Zimmer, und in seinem silbernen Schein sah Wolgin, dass ...
    Nein, das war bestimmt keine Sinnestäuschung. Melnikowa war älter geworden - sie sah viel älter aus als damals, wo er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Wie konnte das innerhalb von ein paar Wochen passieren, die er weg war? Was war hier los?! Der undeutliche Verdacht, dass alles ganz anders war als er zuerst gedacht hatte, dass sein Schlaf viel länger gedauert hatte als angenommen, diese beunruhigende Vorahnung ließ sein Herz schneller schlagen. »Sag es mir«, sagte er flehend, als er sah, dass Maria zögerte.
    Sie zögerte tatsächlich. Sie hatte die Anweisung, Lucius, Io und den phaetonischen Arzt sofort zu rufen, wenn Wolgin aufwachte. Vielleicht war es notwendig, ihm direkt nach dem Aufwachen irgendein Mittel zu geben, vielleicht würde ihm die Verzögerung schaden? Doch dann erinnerte sie sich an Ihejahs Worte, die er erst vor ein paar Stunden gesagt und die Mary übersetzt hatte. Ihejah hatte gesagt, dass Wolgin genau so aufwachen musste, wie er es immer tat, wenn er völlig gesund war. Und nun sah er hervorragend aus, so, als hätte es diese vier Jahre gar nicht gegeben. Und nachdem sie daran gedacht hatte, konnte sie nicht mehr gegen Wolgins flehenden Gesichtsausdruck ankämpfen. Er wollte alles von ihr hören - dann sollte es auch so geschehen. Sie war nicht mehr imstande, einfach aufzustehen und zu gehen. Sollte Lucius unzufrieden sein, wenn er wollte, sollte er doch! Sie fand es angenehm, sich mit Dmitrij in einem Zimmer zu befinden, das vom Mond beleuchtet war - von dem guten alten Mond, der genauso war wie in den alten Zeiten. Es war einfach nur schön, mit einem Menschen zusammen zu sein, der ihr Zeitgenosse war und ihr näher stand als alle anderen. >Er weiß nicht, dass nur wir beide auf der Erde geblieben sind<, dachte sie. >Nur wir beide, ganz allein ...< Es ihm zu sagen hatte Lucius ausdrücklich verboten. »Fühlst du dich auch gut?«, fragte sie ihn.
    »Ich fühle mich ausgezeichnet. Hab keine Angst und erzähl alles!«
    Sie erzählte ihm alles. Wie das Arbeitsschiff I-76 zum Mars gebracht worden war und wie man die leblosen Körper von ihm und den drei Besatzungsmitgliedern gefunden hatte. (Dass Wolgin als einziger überlebt hatte, wollte man ihm nicht sagen, bis er vollständig zu sich kommen würde). Sie erzählte, wie man ihn nach Zypern gebracht und wieder in den Pavillon gelegt hatte, wie quälend es für alle war, die um sein Schicksal fieberten, wie dann die phaetonischen Wissenschaftler gekommen waren ...
    »... Alles ist genauso gewesen wie sie es gesagt haben. Vor einem Monat bist du aus der Lethargie erwacht und wurdest hierher überführt. Alle warteten jeden Tag darauf, dass du endgültig aufwachst. Ich bin ja so froh, dass es während meiner Schicht passiert ist«, schloss Melnikowa ihre Erzählung ab.
    Also war er wieder fast tot gewesen ... Wieder fast tot, und wieder durch die Kraft der Wissenschaft zurück ins Leben geholt. Was war das nur für ein ungewöhnliches Schicksal! »Haben Mary und Xenia auch über mich gewacht?«, fragte er.
    »Mary ja, und Xenia ist nicht hier. Sie ist in Leningrad ... Ich weiß nicht, was es war, das mich zu einer so späten Stunde zu dir hinein gehen ließ«, versuchte Melnikowa, das Thema zu wechseln. »Aber ich dachte, ich hätte gehört, dass ...«
    »Du hast richtig gehört«, sagte Wolgin. »Ich bin aufgestanden und ans Fenster gegangen. Aber Moment, warte mal. Du hast gesagt, dass inzwischen vier Jahre vergangen sind. Bist du dir da auch ganz sicher?«
    »Wie kann ich mir nicht sicher sein? Wir alle haben doch die Tage gezählt...«
    »Wie spät ist es jetzt?«
    »Etwa fünf Uhr morgens. Bald wird die Sonne aufgehen.«
    »Dann bin ich schon wach«, grinste Wolgin. »Du hast es gerade erfahren und gehst sofort Lucius rufen.«
    Nach ein paar Minuten fühlte sich das Zimmer mit Menschen. Lucius, Io, Wladilen, Mary und viele andere, die Wolgin nicht kannte, kamen sofort hereingestürmt. Etwas später kam Ihejah, klein, zerbrechlich und mit einer massiven Stirn über den großen Augen, ziemlich bejahrt, wenn nicht gar alt. Aber es war niemand von der »Lenin«-Besatzung da, was Wolgin wirklich erstaunte. >Es sieht so aus, als würden sie sich auf einmal überhaupt nicht mehr für mich interessieren<, dachte er, >wenn schon keiner von ihnen es für nötig hielt, nach Zypern zu kommen, und das jetzt, wo die gesamte Erde bestimmt schon weiß, dass ich bald aufwachen soll. Nicht mal

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