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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Wiktor ist hier.<
    Während Io und der Phaetone ihn untersuchten, ließ Wolgin Mary die ganze Zeit nicht aus den Augen. Irgendwie hatte sie sich verändert, schien aber überhaupt nicht älter geworden zu sein, wie es bei Melnikowa der Fall war. Die vier Jahre schienen keine Wirkung auf die Frische ihrer Haut ausgeübt zu haben. >Natürlich ist sie jünger als Maria«, dachte Wolgin, >aber man darf ja nicht vergessen, dass die heutigen Menschen auch mit fünfzig noch jung aussehen. Was sind schon vier Jahre für sie? Dasselbe wie ein paar Monate für uns ...<
    Der Gedanke fühlte sich bitter an. Er und Maria würden alt werden und vergreisen, während Mary immer noch genauso jung und gesund aussehen würde wie jetzt. Auf einmal schien ihm Melnikowa viel näher und lieblicher als vorher. Sie hatte ihn als einzige nicht verlassen, so wie es ihre Kameraden getan hatten, sie war bei ihm geblieben. Und nun würden sie die Zeit, die ihnen noch blieb, sicher gemeinsam verbringen können.
    Wladilen bemerkte Wolgins durchdringenden Blick, der auf Mary gerichtet war. Mit dem Scharfsinn, der den Menschen dieser Epoche eigen war, verstand er sofort, woran sein Freund dachte, und wusste, dass er ihn am besten ablen-ken sollte. »Du wunderst dich sicher über Marys Aussehen«, sagte er. »Es ist ganz einfach zu erklären - Mary ist inzwischen Mutter geworden. Sie hat einen Sohn geboren, den wir zu deinen Ehren Dmitrij genannt haben.«
    Zu fragen, wer der Vater des Kindes war, war nicht nötig. Wolgin reichte Wladilen die Hand. »Ich gratuliere euch beiden«, sagte er. »Und wo ist mein Namensvetter nun?«
    »In Muncius’ Haus, bei Ära. Sie hat ihre Arbeit bei der Reinigungsabteilung beendet und ist zur Erde zurückgekehrt, nur leider nicht für lange. Und natürlich wollte sie sofort ihren Enkel sehen und mit ihm spielen.«
    »Ich muss dich sicher nicht fragen, ob der kleine Dmitrij gesund ist«, sagte Wolgin. »Mit ihm ist natürlich alles in Ordnung ... oder?«
    »Ich habe ihn gestern gesehen«, antwortete Mary. »Die erste Frage, die er mir gestellt hat, war wie es dir geht. Das ist bei ihm bereits zu einer Gewohnheit geworden.«
    Aus irgendeinem Grund war Wolgin verblüfft über diese Worte — er hatte gedacht, dass Marys Kind noch ein Baby war. »Wie alt ist er denn?« fragte er.
    »Er wird bald zwei.«
    Ja, solange er hier lag, stand das Leben definitiv nicht still...
    Wolgins Blick begegnete dem von Melnikowa. Er glaubte, ihr Gesicht wäre immer noch traurig, und wusste plötzlich, was der Grund für diese Traurigkeit war. Plötzlich wurde auch er selbst von diesem tiefen Kummer überwältigt. Wozu hatte man ihn gerettet, wozu hatte man ihn wieder gezwungen zu leben, warum hatte man ihn nicht sterben lassen? Die Menschen um ihn und Maria herum waren voll im Leben, und alle Freuden und alles Glück dieses Lebens waren für sie da. Und für sie beide, die aus der Vergangenheit stammten? Konnten sie das Leben auch in vollen Zügen genießen? Nein! Nein und nochmals nein! Maria dachte an Kinder - aber sie würde niemals welche haben wollen. Man durfte ein Kind nicht zum Leben eines minderwertigen Wesens verdammen, denn das wäre eine geradezu unvorstellbare Grausamkeit!
    »Du bist wieder gesund, Dmitrij«, sagte Io. »Ich gratuliere dir.«
    »Es gibt nichts zu gratulieren«, erwiderte Wolgin trocken.
    Lucius, der sich etwas abseits des Bettes mit jemandem unterhalten hatte, drehte sich um, sah Wolgin an und wurde plötzlich leichenblass.

2
    »Also sind sie wieder weggeflogen?«
    »Ja, vor drei Jahren. Xenia wollte die Erde auf keinen Fall wieder verlassen. Aber Wiktor ist gestorben ...«
    »Gestorben?! Wie denn, woran? Warum konnte man ihn denn nicht retten?!«
    »Weil er nicht wollte, dass man ihn rettet«, erwiderte Melnikowa. »Nein, denk ja nicht, dass es Selbstmord war. Er war krank. Ich denke, dass der Grund für diese Krankheit der wachsende Kummer war ...«
    »Verstehe ...«, flüsterte Wolgin.
    »Man hatte Wiktor die Anabiose angeboten, aber er wollte sie nicht. Außer mir und Fjodor ließ er keinen anderen Arzt an sich ran. Und was konnten wir schon tun? Die Medizin des einundzwanzigsten Jahrhunderts kennt keine Mittel gegen solche Krankheiten. Was blieb uns noch übrig - ihn zu betrügen? Dazu konnten wir uns nicht entschließen, und er wusste auch, dass wir so etwas nicht getan hätten. Und genauso gut wusste er, dass wir ihn nicht heilen konnten. Sein Tod war freiwillig.«
    »Das ist doch das gleiche wie

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