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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Menschen, auch wenn sie in den Menschen dieses Jahrhunderts viel schwächer geworden war. Dennoch lebten die Menschen immer noch nicht so lange, wie es ihr Körper zuließ. Und jetzt wussten Lucius und Io, dass diese normale Grenze des menschlichen Lebens bald erreicht werden würde. Dann würde der Wunsch, ewig zu leben, aus dem Bewusstsein der Menschen verschwinden, und ein Mensch, der seine Zeit zu Ende gelebt hatte, würde den Tod ganz einfach und mit Freude empfangen. Lucius und Io wussten, dass der Erfolg, den sie erzielt hatten, eine Stufe der Geschichte war, hinter der all die langen Jahrhunderte, in denen der Mensch sich gehorsam dem Tod beugte, für immer zurück bleiben würden. Jetzt würden die Menschen nach ihren Wünschen über den Tod verfügen. Das wissenschaftliche Denken würde das, was diese beiden Gelehrten erreicht hatten, weiter entwickeln und das neue Wissen, die neue Erfahrung zum Wohle des Menschen verwenden. Das Bewusstsein, dass die zehn Jahre nicht umsonst gewesen waren, dass der Erfolg nun eine unumstrittene Tatsache war, erfüllte sie mit einem stolzem und freudigem Gefühl getaner Pflicht. Und nun warteten sie aufgeregt, bis die vereinbarten drei Stunden vergingen und sie wieder Wolgin sehen und seine Stimme hören würden, denn sie liebten ihn mehr, als die Eltern ihr Kind liebten, dem sie das Leben gegeben hatten.
    »Der Tod ist eine Tatsache, die erforscht werden sollte«, hatte Maxim Gorki vor zweitausend Jahren gesagt. Ob es diese Worte waren, die der Leitstern für die lange Reihe von Wissenschaftlergenerationen gewesen waren, die sich hartnäckig darum bemüht hatten, alle seine Geheimnisse zu ergründen? Ob es das Werk all dieser Wissenschaf der gewesen war, das Lucius und Io die Möglichkeit gegeben hatte, den Tod zu besiegen? War der Sieg, den sie davongetragen hatten, etwa nicht der Sieg der gesamten Erdwissenschaft, die eine so lange Geschichte besaß?
    Niemand hat das Recht zu sagen: »Ich habe es getan!« Jede Entdeckung, jede Errungenschaft der Wissenschaft ist nur dann möglich, wenn man die Werke der Wissenschaf der benutzt, die vor einem gelebt und gearbeitet haben. Ein Mensch hat lediglich das Recht zu sagen: »Ich habe es vollendet!« Ein einzelner Mensch und besonders ein einzelner Wissenschaf der ist machtlos. Seine Kraft steckt in der Arbeit anderer, die er vollendet und zum Wohle aller benutzt. Lucius und Io kannten und begriffen dieses große Gesetz der Kontinuität. Nicht einmal für einen Augenblick schrieben Sie die Ehre des großen Sieges nur sich allein zu. Sie dachten voller Dankbarkeit an diejenigen, die ihr ganzes Leben lang gearbeitet hatten, um die Wissenschaft vorwärts zu bewegen und mit ihrer Arbeit den Boden vorbereitet hatten, auf dem die wunderbare Frucht ihres Erfolges entstanden und aufgewachsen war.
    Für Lucius und Io verging die Zeit zu langsam. In den drei Stunden wurden sie von Aufregung und Besorgnis geplagt. Sie wussten, dass Lucius keine Minute früher als vereinbart wieder zu Wolgin gehen würde und warteten schweigend, wobei jeder sich seine eigenen Sorgen machte.

5
    »Ihrer Erzählung, Lucius, habe ich mit gespanntem Interesse zugehört. Natürlich kann ich auch jetzt nicht verstehen, wie Sie mich neunzehnhundert Jahre nach meinem Tod wieder zum Leben erwecken konnten, aber ich hoffe, mit der Zeit werden Sie es mir erklären ... natürlich, wenn ich Ihre Erklärungen verstehen kann. In Ihrer Welt, in die ich so unerwartet geraten bin, wird für mich alles unverständlich sein, und um sie mir zu erklären, werden Sie viel Zeit brauchen, falls ich, wie ich schon sagte, überhaupt etwas verstehen kann ...«
    Wolgin sprach mit gleichmäßiger und ruhiger Stimme. Seine Gesichtszüge wirkten unbeweglich, aber Lucius glaubte dennoch, dass sich dieses Gesicht, das er so gut kannte, irgendwie unmerklich verändert hatte. Es war so, als hätte die vergangene Zeit ihre Zeichen darauf hinterlassen, als hätten sie sich nicht nach drei Stunden, sondern nach langen Jahren der Trennung wieder getroffen. Das Gesicht war nicht gealtert, noch trug es Spuren von Tränen, Verzweiflung oder irgendwelcher bedrückender Gedanken. Es schien härter geworden zu sein und seine Züge, die unbeweglich geworden waren, strahlten nun eine merkwürdige Ruhe aus. >Ich hoffe, das geht wieder vorbei<, dachte Lucius, während er Wolgin schweren Herzens beobachtete.
    »Neunzehnhundert Jahre sind eine unvorstellbare Zeitspanne. Die Technik und die Wissenschaft, die

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