Die Rueckkehr der Phaetonen
Spiegel, der neben seinem Bett hing. Im großen und ganzen war er mit seinem Äußeren zufrieden - der etwas eigenartige Anzug des neunten Jahrhunderts stand ihm sehr gut. Nur der Bart, der ihm in dieser Zeit gewachsen war und sein Gesicht sehr verändert hatte, gefiel ihm überhaupt nicht. »So wie ich jetzt aussehe, würde ich nicht raus gehen wollen«, sagte er. »Haben Sie vielleicht einen Rasierer da?«
Lucius gab ihm einen Gegenstand, der durch nichts an einen Rasierer erinnerte. Es war ein Griff, der aus Plastik zu sein schien. An seinem Ende war eine kleine Walze, die aus demselben Material bestand.
»Was ist das denn?«, fragte Wolgin, während er sich den vollkommen unbekannten Gegenstand voller Interesse ansah.
»Das, worum Sie gebeten haben«, antwortete Lucius. »Ein Rasierer. Er heißt bei uns zwar anders, ist aber dennoch einer. Ich habe mir das Wort >Rasierer< gemerkt, weil ich mir schon dachte, dass Sie danach fragen würden.«
»Zu meiner Zeit hatte dieser Gegenstand gar keinen Namen, weil es ihn damals nicht gegeben hat«, sagte Wolgin. »Der Rasierer, den ich benutzt habe, sah ganz anders aus. Wie funktioniert denn dieser?«
»Führen Sie die Walze einmal über die Stellen, an denen Sie die Haare entfernen möchten.«
»Und das ist alles?«
Die Rasur nach Art des Jahres achthundertsechzig der Neuen Ära dauerte nicht länger als eine halbe Minute und gefiel Wolgin sehr. Bei der Berührung mit der Walze verschwanden die Haare wie durch Zauberei. Als Wolgin mit dieser einfachen Operation fertig war, sah er sich wieder von Kopf bis Fuß im Spiegel an. Er wusste, dass sein Erscheinen große Aufmerksamkeit erregen würde und wollte nach Möglichkeit einen guten Eindruck machen. Er bat Lucius um einen Kamm und war fast schon ein wenig enttäuscht, als er diesen gewöhnlichen und alltäglichen Gegenstand bekam. »Ich dachte schon, Sie würden mir wieder etwas Ungewöhnliches geben«, sagte er lächelnd. »Ich fürchte, dass auf mich ziemlich großer Veränderungen warten, Lucius. Sogar ein gewöhnlicher Rasierer versetzt mich ins Staunen. Was passiert denn erst, wenn ich hier raus bin?«
»Sie werden sich schnell an alles gewöhnen. Wenn Sie bereit sind, dann kommen Sie.«
Diese Worte hatten eine ganz unerwartete Auswirkung. Wolgin fühlte plötzlich, dass ihn die Angst packte. Was erwartete ihn hinter diesen Mauern? Welche unbekannte Welt würde sich ihm jetzt präsentieren? Anstatt Lucius zu folgen, setzte er sich wieder auf das Bett. »Warten Sie noch ein wenig«, sagte er. »Ich weiß nicht warum, aber ich habe Angst, hier raus zu gehen.«
Lucius legte eine Hand auf seine Schulter. »Das geht vorbei«, sagte er sanft. »Ich kann Sie durchaus verstehen. Dieser Pavillon wurde speziell für Sie gebaut und der Ort, an dem er sich befindet, ist sehr abgelegen. Wenn Sie jetzt raus gehen, sehen Sie nur den Garten und das Haus, in dem ich wohne. Daran ist überhaupt nichts Bemerkenswertes. Von den Menschen sehen Sie nur Io, den Sie schon kennen, dann noch meine Tochter und sonst niemanden mehr. Wir haben an Ihren jetzigen Zustand gedacht und wir haben alle möglichen Maßnahmen getroffen, um Ihnen den Übergang aus Ihrer Welt in die unsere zu erleichtern. Ich bringe Sie heute noch zu meinem Vater und wenn Sie sich ein wenig eingelebt haben, können Sie alles sehen, was Sie möchten.«
»Ich danke Ihnen für die Fürsorge«, sagte Wolgin. »Aber wo sind wir hier überhaupt? In welchem Land, auf welchem Kontinent?«
»Auf Zypern«, antwortete Lucuis.
»Auf der Insel Zypern? Aber Sie sagten doch, ich wäre in der Sowjetunion?«
»Damals konnte ich nicht anders antworten. Aber eigentlich habe ich die Wahrheit gesagt - heute kann man jeden Ort auf der Erde als ehemalige Sowjetunion bezeichnen. Sie wurden erst vor drei Jahren hergebracht. Früher waren Sie in unserem Labor, das auf dem Gebiet des ehemaligen Russlands liegt.«
»Und wo genau?«
»Dort, wo früher die Stadt Malojaroslawez war.«
»War? Heißt das, sie ist nicht mehr da?«
»Es gibt sie schon seit langem nicht mehr. Ich habe mich erkundigt - dass diese Fragen kommen würden, habe ich mir schon gedacht.«
»Und die Stadt U...?« fragte Wolgin. »Existiert sie auch nicht mehr?«
»Ich habe diesen Namen nie gehört«, erwiderte Lucius. »Haben Sie dort gelebt?«
»Dort ist meine Frau gestorben«, sagte Wolgin. »Und dort war auch ihr Grab.«
Er stützte den Kopf auf die Hände und saß lange unbeweglich da. Das Gefühl von Angst
Weitere Kostenlose Bücher