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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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erwischen, denn daraus wird nichts. Das Hauptgerät wird kein Startsignal geben, wenn sich im Raum, wo sie etwas tun sollen, gerade jemand aufhält. Sie können natürlich den richtigen Moment erwischen und die Maschinen sozusagen überraschen, aber in diesem Fall werden sie sofort verschwinden. Das dient allein der Sicherheit - die Mechanismen können weder denken noch entscheiden. Sie arbeiten blind, ohne auf etwas zu achten. Unachtsamkeit in solchen Fällen kann sogar zu ernsthaften Verletzungen führen, besonders dann, wenn Kinder im Haus sind. Wenn Sie die Maschinen so sehr sehen wollen, dann muss das Kontrollgerät abgeschaltet werden und ich weiß nicht, wie man es macht. Für so etwas müsste ich einen Mechaniker rufen.«
    »Nein«, sagte Wolgin. »Rufen Sie jetzt noch niemanden - ich kann warten.«
    Während Muncius sich auf Reisen befand, gab Wolgin keine Bestellungen auf und aß das, was er auf dem Tisch vorfand. Er bemerkte aber sehr bald, dass die servierten Gerichte genau die waren, die er früher am häufigsten bestellt hatte. Jemand oder etwas hatte sich auch noch seinen Geschmack gemerkt.
    Das Haus war voller Technik, die für seine Bewohner den maximalen Komfort schuf. Alles ging von selbst, und zwar genau so, wie es nötig war. Man bekam den Eindruck, dass die Menschen im Haus aufmerksam und fürsorglich von unsichtbaren Automaten beobachtet wurden, die all ihre Wünsche und sogar Gedanken kannten. Am Anfang war Wolgin immer wieder vom Zauber-trick mit der Zimmerbeleuchtung verblüfft gewesen — im Haus waren keinerlei Lichtquellen zu sehen, es waren die Wände und die Decken selbst, die leuchteten. Aber ihre Leuchtkraft hing voll und ganz von den Wünschen des Menschen ab. Man brauchte nur daran zu denken, dass es im Zimmer nicht hell genug war, und schon wurde das Licht greller. Kaum wünschte man sich die Dunkelheit und die leuchtenden Wände erloschen sofort. Die Zimmertüren öffneten sich von alleine, wenn jemand sich ihnen näherte und schlossen sich auf die gleiche Art, wenn dieser Jemand hindurchgegangen war. Aber wenn die Tür aus irgendeinem Grund länger offen bleiben sollte, geschah genau das — die unsichtbaren Geräte errieten immer ganz genau, was ihre Hausherren vorhatten. Bei der morgendlichen Wäsche erschien das Wasser wie durch Zauberei und hörte auf zu fließen, wenn der Mensch es nicht mehr brauchte. Wolgin hätte sich nicht gewundert, wenn danach ein paar unsichtbare Hände das Handtuch gepackt und ihm das Gewicht abgetrocknet hätten - mittlerweile schien ihm gar nichts mehr unmöglich.
    In Muncius’ Arbeitszimmer standen ein paar vollkommen durchsichtige, fast unsichtbare Bücherschränke. Wolgin wusste, dass dieser Luxus diesmal nicht die Regel, sondern eine Ausnahme war. Normalerweise wurden zu Hause keine Bücher aufbewahrt, weil man sie in jedem Moment aus jedem beliebigen Bücherlager bekommen konnte und dafür nicht einmal aus dem Haus zu gehen brauchte. Aufgrund seiner Tätigkeit brauchte Muncius aber eine persönliche Bibliothek. In den Schränken standen viele Bücher in normalen Umschlägen, wie sie Wolgin gut kannte, aber es gab auch andere, die seltsam und ungewöhnlich aussahen. Es waren kleine metallische Röhrchen von etwa acht Zentimetern Länge, auf denen der Titel und sehr selten der Name des Autors stand. In der Ecke des Arbeitszimmers stand ein kleines Tischchen, auf dem sich ein Apparat befand, der aus so etwas wie Bergkristall und Plastik hergestellt war. Das röhrenförmige Buch wurde in eine Öffnung an diesem Apparat geschoben. Dann drehte man einen kleinen Knopf, und eine klare schöne Stimme begann, das Buch vorzulesen. Die Lautstärke und die Geschwindigkeit des Lesens konnten mit demselben Knopf eingestellt werden und man konnte im Sitzen sowie im Liegen zuhören.
    Aber es war noch nicht alles. Außer dem Text enthielten die Röhrchen auch Bilder - diese Bücher waren sozusagen illustriert. Der »Leser« konnte nach Wunsch nicht nur zuhören, sondern den Text auch anhand der Bilder verfolgen, die sich auf einer Seite des Geräts abwechselten, so als sehe man einen Film aus dem zwanzigsten Jahrhundert am Bildschirm. Wie man ein ziemlich umfangreiches Buch und auch noch einen dazugehörigen »Film« in ein acht Zentimeter langes Röhrchen packen konnte, war einfach nicht zu verstehen.
    Wolgin benutzte diese Röhrchen oft während seines Unterrichts und hatte sich schnell an sie gewöhnt. Die Technik der fremden Welt wurde verständlicher,

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