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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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mehr vorstellen konnten. Von daher kam auch der merkwürdige Ausdruck, den Wolgin oft hörte: »sich natürlich zu sehen.« Das bedeutete, dass jemand den anderen nicht am Teleoff, sondern real sehen würde.
    Die stationären Teleoffs wurden nur in den Häusern benutzt. Man griff auf sie zurück, wenn man seinen Gesprächspartner sehen wollte. Wenn das Gespräch aber nicht lange dauern sollte und außerhalb des Hauses stattfand, dann benutzte man ein Taschengerät, das ebenfalls Teleoff hieß, aber ein wenig anders funktionierte. Es sah aus wie ein kleiner flacher Kasten, der leicht in eine Seitentasche passte. Man konnte diesen Kasten nicht öffnen, und er besaß weder Öffnungen noch Knöpfe.
    Jeder Mensch auf der Welt hatte seine persönliche Nummer, die ihm bei seiner Geburt zugeteilt wurde und bis zu seinem Tod erhalten blieb. Zum Beispiel war die Nummer von Lucius 8889-L-33 und die von Muncius 1637-M-2. Die ersten vier Ziffern hießen Index und die, die sich hinter dem ersten Buchstaben des Namens befanden, waren die eigentliche Nummer. Wolgin selbst hatte seine Nummer noch am ersten Tag in Muncius’ Haus bekommen. Als eine Ausnahme oder vielleicht um die Ungewöhnlichkeit ihres Besitzers zu unterstreichen, hatte seine Nummer keinen Index und war zweistellig - D-1. Um jemanden anzurufen, musste man das Teleoff einfach aus der Tasche holen und die gewünschte Nummer nennen. Wenn man angerufen wurde, hörte man ein Geräusch, das sich ein wenig wie ein Summer anhörte. Beim Gespräch hielt man das Gerät einfach in der Hand - es ans Ohr zu setzen, um alles hören zu können, war nicht nötig. Außer dem eigenen Gespräch waren keine anderen zu hören, weil jede einzelne Nummer ihre eigene festgesetzte Wellenlänge besaß.
    Das Taschenteleoff, so wie es jetzt aussah, war erst vor kurzem erschienen. Noch vor zehn Jahren hatte es, ähnlich wie ein stationäres Gerät, eine Wählscheibe und man musste ebenfalls Knöpfe drücken, wenn man jemanden anrufen wollte. Als Wolgin gefragt hatte, wer das Taschenteleoff moderni-siert hatte, konnten es ihm weder Muncius noch Lucius sagen, weil sie es ebenfalls nicht wussten. Solche »kleinen« Modernisierungen wurden immer und überall durchgeführt und ihre Erfinder hielten es nicht für nötig, ihre Namen zu veröffentlichen. So etwas wie Patente gab es natürlich auch nicht mehr.
    Das winzige »Radiotelefon« begeisterte mit seiner Vollkommenheit. Es war ewig und unverwüstlich und es diente einem Menschen von Geburt bis zum Tod, wonach es oft an die Freude oder Verwandte gegeben wurde, die den Wunsch äußerten, es als Andenken an seinen ehemaligen Besitzer zu haben. Bei einem Verlust oder Ausfall konnte man das im nächsten Lager sofort ein neues Gerät bekommen, wobei ein Techniker es in wenigen Minuten auf die neue Nummer einstellte, wenn der Besitzer das nicht selbst machen konnte.
    Als Wolgin diese Geräte zum ersten Mal kennen lernte, fragte er Lucius, wie groß ihr Empfangsradius war.
    »Genug, um mit jedem beliebigen Menschen zu sprechen«, sagte dieser, »unabhängig davon, wo auf der Erde er sich gerade befindet. Wenn der Mensch, den du brauchst, gerade auf Venus oder Mars ist, dann musst du dich vorher bei der Teleoffstation melden - einfach indem du vorher das Wort >Null< sagst. Genauso ist es, wenn er sich auf dem Mond befindet.«
    »Aber Venus, Mars und die Erde wechseln doch ständig ihre Positionen?«
    »Das hat nichts zu bedeuten. Ein Teleoff, ob es nun ein stationäres oder ein tragbares ist, bezieht die Energie für die Verbindung von den Teleoffstationen, deren Masten du auf dem Flug von Zypern gesehen hast. Sie stehen überall und strahlen gewaltige Energiemengen ab. Du kannst dich jederzeit mit jemandem auf Venus, Mars oder Mond unterhalten — sogar dann, wenn die Venus sich auf der anderen Seite der Sonne befindet. Nur ist das Gespräch in diesem Fall nicht sehr bequem.«
    »Warum denn?«
    »Weil, wenn Venus und Erde durch die größtmögliche Entfernung voneinander getrennt sind, die Welle fast zwölf Minuten braucht, um den Empfänger zu erreichen, und nochmal genau so lange, bis sie wieder hier ankommt. Wie gesagt, es ist nicht sehr bequem, wenn zwischen einer Frage und einer Antwort fast eine halbe Stunde vergeht... aber manchmal geht es gar nicht anders, als ein solches Gespräch zu führen.«
    »Kann man denn diese Welle nicht beschleunigen?« fragte Wolgin.
    »Weiß ich nicht«, erwiderte Lucius. »Entweder ist es unmöglich, oder unsere

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