Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
Vom Netzwerk:
dass er Wolgin für lange Zeit verlassen müsse. »Ich muss zum Mars«, sagte er so, als müsse er lediglich kurz in die nächste Stadt. »Man hat dort zwei unterirdische Speicher mit Sachen aus uralten Zeiten gefunden. Es könnten Spuren sein, die von den ersten interplanetaren Expeditionen hinterlassen wurden - oder etwas, das noch älter ist.«
    »Was meinen Sie mit >noch älter    »Haben Sie nicht die Geschichte der ersten Venus- und Marsflüge gelesen?«, beantwortete Muncius die Frage mit einer eigenen.
    »Noch nicht. Ich bin noch gar nicht bei den kosmischen Themen angekommen.«
    »Dann lesen Sie sie mal. In meiner Bibliothek gibt es ein sehr gutes Buch darüber, es heißt >Der fünfte Planet<. Sie werden es leicht finden und viel daraus lernen können.«
    »Wie lange fliegen Sie denn weg, Muncius?«
    »Etwa ein halbes Jahr. Von der Arbeit mal abgesehen, würde ich gerne meine Tochter wieder sehen — ich habe es lange nicht mehr getan. Aber wenn Sie mich brauchen, Dmitrij ...«
    »Nein, Muncius«, entgegnete Wolgin. »Heute habe ich beschlossen, meine Einsamkeit zu beenden - von ihr habe ich wirklich genug. Mögen mich Ihre Zeitgenossen für einen Wilden halten, ich will trotzdem hinaus in die Welt.«
    »Und daran tun Sie sehr gut. Niemand hält sie für einen Wilden und hat es auch keineswegs vor. Ich habe diesen Gedanken schon längst bei Ihnen bemerkt und der ist vollkommen falsch. Ich und Lucius, wir haben uns deswegen immer gewundert.«
    »Ihre Psychologie ist eben anders ... Wieviele Kinder haben Sie eigentlich, Muncius?«, wechselte Wolgin abrupt das Thema.
    »Nur Lucius.«
    »Aber Sie haben doch eben gesagt...«
    »Dass ich meine Tochter sehen will? Es ist die Frau von Lucius und Mutter von Mary. Ich liebe sie wie meine eigene Tochter.«
    »Was macht sie auf dem Mars?«
    »Ära arbeitet in der Reinigungsabteilung, die ihre Basis auf dem Mars hat. Sie ist bereits seit zwei Jahren dort.« »Ihr Name ist Ära?«
    »Ja. Finden Sie es eigenartig?«
    »Eigentlich nicht... ich habe mich schon an die Vielfalt eurer Namen gewöhnt. Wie alt ist sie denn?«
    »Zweiundachtzig. Sie wissen doch, dieses Alter gleicht Ihren dreißig Jahren. Der Mensch fühlt sich genauso.«
    Wolgin nickte. Er wusste bereits vom langen Leben und der langen Jugend der modernen Menschen, konnte sich aber immer noch nicht daran gewöhnen. »Weiß Lucius von Ihrer Abreise?«, fragte er.
    »Ja, das tut er. Sie haben doch gesagt, Sie wollen erst in zwei Monaten in die Welt gehen ...«
    »Eineinhalb.«
    »Meinetwegen, eineinhalb. Und Lucius ist beunruhigt, was er mit Ihnen machen soll. Sie können doch nicht völlig allein leben und er kann seine Arbeit nicht so einfach stehen lassen. Aber Mary hat bereits ihre Dienste angeboten.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie kann hier wohnen, wenn ich nicht da bin. Natürlich wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Wolgin wusste, dass Mary erst dreißig Jahre alt und nicht verheiratet war. Zu seiner Zeit hätte ihn ein solcher Vorschlag sicher verlegen gemacht, aber die Begriffe der Menschen aus dem neununddreißigsten Jahrhundert unterschieden sich stark von denen, an die er gewöhnt war. Außerdem war Mary wie eine Schwester für ihn. »Ich würde mich freuen«, sagte er. »Aber ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich meine Zurückgezogenheit beenden will. Ich gehe in die Welt«, sagte er wieder und war von dem Gedanken genauso aufgeregt wie zuvor.
    »Wenn Sie sich fest entschlossen haben«, sagte Muncius, »gehen Sie ans Teleoff. Erfreuen Sie die Welt mit Ihrer Entscheidung - die Menschen warten schon lange auf diesen Tag.«

4
    Wegen der Freude, die Lucius ausstrahlte, als er von der Entscheidung seines Sohnes erfuhr, und wegen der Begeisterung, mit der Mary und Wladilen die Einladung annahmen, in Muncius’ Haus zu kommen, spürte Wolgin sofort, mit welcher Ungeduld auf dieses Ereignis gewartet wurde. Muncius hatte wie immer Recht - die gesamte Erde konnte es kaum noch erwarten, Wolgin zu sehen. Wladilen erzählte, dass er bereits seit einem Monat bei Lucius wohnte und jeden Tag darauf wartete, dass Wolgin ihn anrufen würde. »Ich kann schon seit langem nicht mehr normal arbeiten«, sagte er.
    »Hättest du was dagegen, wenn Io mit uns mitkommen würde?«, fragte Lucius.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Wolgin. »Ich würde mich freuen, ihn wieder zu sehen.«
    Und nun saßen die vier Menschen, die sich so stark an Wolgins Schicksal beteiligt hatten, alle beieinander, und ihre Augen strahlten vor

Weitere Kostenlose Bücher