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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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sehen zu müssen. In den letzten Tagen war der Wunsch, sich den Menschen zu nähern und seine Zurückgezogenheit zu beenden, immer stärker geworden. >Es wird Zeit, damit aufzuhören ...<, sagte er zu sich selbst. >Genug. Sollen sie mich ansehen, wie es ihnen beliebt, aber ich will nicht mehr allein sein.<
    Wolgin zog sich aus und stieg genüsslich in die kühlen Wellen der Brandung. Er war ein guter Schwimmer und hatte zu seiner Studentenzeit nicht selten an Wettkämpfen teilgenommen. Als er sich daran erinnerte, dachte er plötzlich: >Bin mal gespannt, ob es in dieser Welt noch Sport und Sportspiele gibt?< In seinen Gesprächen mit Muncius war er nie auf dieses Thema gekommen. Er wusste nur, dass die Gymnastik überall auf der Erde verbreitet war, aber ob darin irgendwelche Wettkämpfe ausgetragen wurden, war ihm unbekannt.
    Er schwamm weit vom Ufer weg, während er voller Freude die Kraft seiner Arme spürte, die seinen Körper in schnellem Kraulen vorwärts trugen. Nur in den Tagen seiner Jugend war es ihm möglich gewesen, so lange und so schnell zu schwimmen. Als er in Paris gelebt hatte, besuchte er oft das Schwimmbad und überzeugte sich langsam davon, dass er älter wurde, dass lange und schnell zu schwimmen immer schwerer und schwerer wurde. Und jetzt war er wieder jung und voller Kraft. Welcher Zauber war es gewesen, der ihm die Jugend zurückgegeben hatte? Wie Mephistopheles aus Goethes poetischem Märchen, hatte Lucius ihm nicht nur sein Leben, sondern auch seine Jugend zurückgegeben.
    Allmächtig ist der Mensch ...<, dachte Wolgin, während er immer weiter schwamm. Das Meer war ruhig und vom Ufer kam das Dröhnen der Brandung, das kaum noch hörbar war. Wenn Wolgin sich umdrehte, sah er deutlich das Kap von Monaco am Horizont. Zu seiner Zeit hatte es dort das berühmte Spielhaus Monte-Carlo gegeben. Und was war dort jetzt?
    Wolgin spürte die aufkommende Müdigkeit, drehte sich auf den Rücken und lag lange da, während die langen Wellen der Dünung ihn leicht schaukelten. Diese Dünung schien vom Gibraltar gekommen zu sein, aus den Weiten des Atlantischen Ozeans. Eine Wolke, die scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht war, verdeckte die Sonne, und ihre sengenden Strahlen verloren ihre Stärke. Wolgin gab sich ganz der angenehmen Ruhe hin.
    Vom Ufer kam ein Aref angeflogen und schwebte anschließend tief über Wolgin hinweg. Dieser dachte lächelnd daran, dass der Pilot wahrscheinlich nicht wusste, wer dieser einsame Schwimmer war, der sich so weit auf das Meer hinaus wagte - ansonsten wäre er wohl kaum so tief geflogen. Wohin war dieser Flieger wohl unterwegs? Nach Sizilien? Nach Afrika? Nichts hinderte diese freien Menschen daran, dort zu fliegen, wo sie wollten und dorthin, wohin sie wollten. Auf der Erde gab es keine Grenzen und Posten und niemand musste um Erlaubnis fragen, irgendeinen Ort zu besuchen. Doch der Aref kam wieder zurück, und diesmal flog er sogar noch tiefer. Wolgin bekam den Eindruck, dass der Mensch, der in der Maschine saß, ihn aufmerksam angesehen hatte. Für einen Augenblick blieb der Aref sogar direkt über Wolgin schweben, flog dann aber weiter und verschwand wieder. Und Wolgin begriff, dass dieser Mensch nirgendwohin zu fliegen vorhatte und nur seinetwegen hier war. Die Menschen, die sich etwas abseits aufhielten, hatten gesehen, wie er auf das Meer hinaus geschwommen war, bemerkt, dass er sich immer weiter und weiter vom Ufer entfernt hatte, und sich sicher Sorgen gemacht. >Tatsächlich<, dachte Wolgin, >wenn ich ertrunken wäre, wäre es für sie eine entsetzliche Katastrophe.<
    Die zehn Minuten, die er unbeweglich auf dem Wasser lag, hatten ihm seine Kräfte vollständig zurückgegeben. Er drehte sich um und schwamm im selben schnellen Tempo zurück. Muncius wartete bereits am Ufer auf ihn, was er normalerweise niemals tat. Offenbar hatte der Arefpilot ihm gesagt, dass sein »Enkel« sich in Gefahr begab. »Sie sind lange geschwommen«, bemerkte Muncius. »Kommen Sie. Das Mittagessen wartet schon.«
    »Warum gehen Sie denn nicht schwimmen?«, fragte Wolgin. »Es ist ziemlich
    heiß.«
    »Das war ich bereits«, erwiderte Muncius.
    In seiner Antwort fühlte Wolgin einen versteckten Vorwurf und dachte: >Ja, ich sollte sie wohl besser nicht mehr beunruhigen und lieber am Ufer entlang schwimmen. Und eigentlich habe ich auch kein Recht, mein Leben zu riskieren
    - der Preis, den diese Menschen dafür gezahlt haben, war auch so hoch genug.<
    Beim Mittagessen teilte Muncius mit,

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