Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
Vom Netzwerk:
Arbeiterklasse, Menschen, die nicht so viel Geld besaßen, war die Riviera mit ihrem luxuriösen Klima unerreichbar. Die Armenviertel von Paris und die zahllosen Kinder, die sich mit dreckigen Höfen und spärlich von der Sonne erwärmten Straßen mit verkümmerter Vegetation zufrieden geben mussten, hatte Wolgin mit eigenen Augen gesehen. Alles, was ihn hier damals umgeben hatte, war für ihn fremd und feindselig gewesen.
    >Zurück nach Paris!<,, dachte er. >Zurück zu Freunden, zur Arbeit!<
    Eine hohe Welle stürzte sich grollend auf das Ufer und überfloss Wolgins Füße mit Schaum. Er zuckte zusammen und kam wieder zu sich.
    Das einsame Ufer der neuen Riviera umgab ihn so wie vorher. Aber... warum eigentlich einsam? Warum hatte er überhaupt so gedacht? Überall, links und rechts von ihm, waren Menschen zu sehen. Es waren nicht mehr so viele, wie sie einst gewesen waren, aber der Strand war keineswegs einsam. Ein paar Hundert Meter entfernt warfen sich drei Menschen ins Meer, nachdem sie Anlauf genommen hatten. Wolgin hatte den Eindruck, dass es drei junge Mädchen waren. Das vergnügte silberne Lachen, das er hören konnte, bestätigte diese Vermutung.
    Weg war die alte Riviera ...
    Sie war in den Untiefen der Zeit verschwunden und würde nie wieder zurückkommen. Die neue Riviera gehörte allen Menschen auf dieser Erde. Und war sie denn nicht schöner als die alte? >Der feine Komfort des Kurorts ...< Wolgin erinnerte sich an seinen Gedanken von vorher, und zum ersten Mal nachdem er sich in dieser neuen und immer noch fremden Welt wieder gefunden hatte, huschte ein verächtliches Lächeln über seine Lippen. Dieses Lächeln galt der Vergangenheit, es galt dem, was für Wolgin verständlich, nah und vertraut war — den Lebensbedingungen seines Jahrhunderts. In diesem Moment dachte er zum ersten Mal über das Neue nach, ohne sich nach dem Alten zu sehnen. Diese Sehnsucht wurde durch ein anderes Gefühl ersetzt - durch den Stolz auf die Menschen und ihre Taten. Diese Welt war wunderbar, und wunderbar waren auch die Menschen, die das Äußere der Welt dermaßen verändern konnten!
    Nicht weit von Wolgin entfernt tollten die drei Vertreterinnen der jungen Generation der neuen Erde vergnügt im Wasser. Ihr sorgloses Lachen hallte immer wieder in seinen Ohren. Was wussten sie, diese drei Mädchen, über das zwanzigste Jahrhundert? Wie stellten sie es sich vor? Alles, was für Wolgin klar und vertraut war, war für sie die Geschichte der Antike. Wahrscheinlich kannten sie das zwanzigsten Jahrhundert so, wie Wolgin selbst die Geschichte des alten Roms kannte. Und was war es genau, das er kannte?
    Diese drei Mädchen wussten mit Sicherheit, dass der Mann aus dem zwanzigsten Jahrhundert, der wieder zum Leben erweckt worden war, genau hier und ganz in ihrer Nähe wohnte. Sie sahen bestimmt die einsame Gestalt am Ufer neben Muncius’ Haus, das sie sicher gut kannten. Sie wussten natürlich, wer diese Gestalt war - allein wegen ihres Äußeren und hauptsächlich wegen ihrer Größe. Warum schwammen sie also nicht näher, um ihn zu sehen? War die Neugier, die der Jugend immer eigentümlich war, ihnen etwa unbekannt?
    >Schwimmt her, Mädchen, wenn ihr wollt!<, dachte Wolgin. »Kommt her! Ihr seid meine neuen Zeitgenossinnen, oder nicht? Wenn ihr nur wüsstet, wie nötig ich es habe, in eure glücklichen Gesichter zu sehen, wie schwer es inzwischen geworden ist, in Abgeschiedenheit zu leben, wärt ihr natürlich sofort zu mir gekommen. Aber jetzt werdet ihr es nicht... Ich selbst habe eine undurchdringliche Mauer zwischen uns errichtet, und nur ich kann sie wieder zerstören. Und was wäre, wenn ich selbst zu euch schwimmen würde? Wie würdet ihr mich empfangen? Würdet ihr euch erschrecken? Oder würdet ihr mir freundlich zulächeln?<
    Für einen Augenblick hatte Wolgin den quälenden Wunsch, sich ins Wasser zu werfen und zu diesen Mädchen, zu diesen Menschen der neuen Welt zu schwimmen. Er hielt sich zurück. Daraus würde nichts werden außer Peinlichkeit. Man würde ihm mit einem befremdeten Lächeln begegnen und alle drei würden sofort wegschwimmen. Aber in Wirklichkeit irrte sich Wolgin sehr und konnte die gesamte Tiefe dieses Irrtums noch nicht begreifen. Noch wusste er nicht, wie die Menschen dieser neuen Welt waren.
    Erst als er sich viel später an diese Episode erinnerte, konnte er sich wirklich vorstellen, wie diese drei Mädchen ihm begegnet wären. Und jetzt schaute er in die andere Richtung, um sie nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher