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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Wolgins Anzug zu befestigen. Warum eigentlich?
    »Du musst so vor den Menschen erscheinen, wie sie dich kennen«, erklärte Lucius. »Du bist der einzige auf der Erde, der einen solchen Stern besitzt - du bist immer noch ein Vertreter der legendären Plejade der Helden der Sowjetunion, und du musst dich keineswegs deswegen schämen. Du kannst den Stern natürlich abnehmen, wenn du willst, aber ich würde es dir nicht empfehlen.«
    »Gut, dann trage ich ihn«, stimmte Wolgin zu.
    Das Gespräche über den Stern hatte ihm wieder einen Gedanken in den Sinn gerufen, der ihn schon seit langem interessierte — wie empfanden die heutigen Menschen eigentlich den Grund, weswegen er den Heldentitel bekommen hatte? Die Feindschaft und der Hass waren ihnen nicht mehr bekannt und der Krieg war längst in das Reich der Legenden gewandert. Alle Menschen behandelten einander wie Brüder und es müsste ihnen absolut undenkbar erscheinen, einen Menschen zu töten. Und er, Dmitrij Wolgin, hatte eigenhändig mehr als vierhundert Menschen umgebracht! Ob Lucius, Io und alle anderen in der Lage waren, die harte Notwendigkeit zu begreifen, von der er geleitet wurde? »Ich wollte euch schon immer fragen«, sagte er, »ob euch der Grund für diese Auszeichnung nicht ungeheuerlich erscheint?«
    »Ungeheuerlich?« Io war ehrlich verwundert. »Nein, ganz bestimmt nicht. Auf der Erde gibt es auch heute noch gefährliche Bestien, die wir vernichten, ohne dabei Mitleid zu empfinden. Du kannst natürlich sagen, dass diese Bestien keine Menschen sind, und das stimmt sicher auch. Aber die Menschen können viel schlimmer sein als solche Bestien es jemals sein werden. Der Große Vaterländische Krieg im ersten Jahrhundert kommunistischer Ära war eine gerechte Sache für dein Land - und er hatte eine gewaltige Auswirkung auf die gesamte nachfolgende Geschichte. Wir wissen und verstehen alles, was damals passiert ist. Du und viele andere, dein gesamtes Volk hat nicht aus eigenem Willen zu den Waffen greifen müssen. Ihr hattet keinen anderen Ausweg, als die Eroberer zu vernichten. Und ein Mensch, der an diesem Krieg aktiv teilgenommen hat, ist für uns noch wertvoller.«
    »Und wir hatten Glück, dass du genau so ein Mensch bist«, fügte Lucius hinzu.
    »Na, das glaube ich aber kaum«, Wolgin grinste breit. »Es wäre viel besser für euch, wenn an meiner Stelle irgendein Wissenschaftler wäre.«
    Plötzlich bemerkte er ein kaum merkliches Lächeln, das schnell über los Lippen huschte. Es erschien kurz und war sofort wieder weg, aber seine Bedeutung war völlig klar: »Was macht das für ein Unterschied, ob du es nun bist oder ein Wissenschaftler aus deinem Jahrhundert?« Auf einmal fühlte Wolgin sich gekränkt. >Wie gering sie meine Zeitgenossen doch schätzen!«, dachte er.
    Der Schatten, der über sein Gesicht lief, war dem aufmerksamen Blick von Lucius nicht entgangen, der, feinfühlig wie immer, sofort den Grund dafür verstand. Die Menschen des neununddreißigsten Jahrhunderts waren nicht gewöhnt, ihre Meinungen zu verschweigen, und Lucius sagte direkt, ohne Angst, dass er Io beleidigen könnte: »Du hast los Lächeln falsch verstanden, Dmitrij. Er hat daran gedacht, dass du für uns genauso wertvoll bist wie jeder andere, und dass wir dich genauso mögen, wie wir jeden aus deinem Jahrhundert mögen würden.«
    »Stimmt, genau daran habe ich auch gedacht«, sagte Io. »Falls du es anders verstanden hast, so tut es mir Leid.«
    »Ich habe nie an eurer Liebe gezweifelt«, erwiderte Wolgin. »Und genau so hab ich es auch verstanden.«
    Er war nicht in der Lage, seine Meinung so offen zu äußern wie Lucius und Io, auch wenn er es in diesem Moment sehr wollte. In Wirklichkeit war er aber davon überzeugt, dass er los Lächeln richtig verstanden hatte. Dass man ihn vom Gegenteil überzeigen wollte, bewies nur, dass auch diese Menschen in Ausnahmefällen nicht ganz ohne rettende Lügen auskamen. >Die Lüge ist ihnen also doch nicht ganz fremd«, dachte er.
    Muncius, der inzwischen dazu gekommen war, sah seinen Sohn aufmerksam an, und sein Gesichtsausdruck zeugte davon, dass er die fehlende Zurückhaltung los keineswegs billigte. Und wie dachte er selbst darüber?
    »Los, zieh dich an«, sagte Lucius, als wäre nichts geschehen. »Mary und Wladilen warten auf dich«.
    Wolgin zog sich schnell an. Als er den Gürtel nahm, der, wie er eben erfahren hatte, ein Antigravgürtel war, wunderte er sich, dass dieses Stück Stoff keinerlei Bestreben aufwies,

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