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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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des Mittelmeeres geworfen hatte. Aber mit dem Meer kam er gut aus - ob er es auch mit dem Ozean des Lebens würde? Er hatte gute und treue Freunde, auf die er sich am Anfang stützen konnte. Sie würden ihn nicht in diesem Ozean ertrinken lassen, sondern ihm zeigen, wie er darin schwimmen konnte. Und sie würden ihm auch die richtige Richtung zeigen. >Es wird schon werden«, dachte er und schlief mit diesem Gedanken endlich ein.
    Der nächste Tag war heiß und klar. Für die Riviera war es nicht ungewöhnlich
    - der hiesige Himmel war auch in der Vergangenheit selten trüb gewesen - aber Wolgin wusste bereits, dass das Wetter auf der gesamten Erde nun allein von den Plänen der Menschen abhing. Die leistungsstarken Wetterstationen, die überall verstreut waren, regelten die Bewölkung, den Niederschlag und die Lufttemperatur streng nach planetenwirtschaftlichen Plänen. Nun regnete es an einem bestimmten Ort nur zu einer bestimmten Zeit, und der Wind blies nur dann, wenn vorgesehen war, dass die angesammelten Massen warmer oder kalter Luft an einen neuen Ort transportiert werden sollten. Solche Wetterkapriolen wie Hagel, Sturm, plötzlicher Bodenfrost oder unerwartetes Tauwetter waren in Vergessenheit geraten. Es gab nichts mehr, das die Menschen unangenehm überraschen könnte - nun wusste jeder ein Jahr im Voraus, welches Wetter an irgendeinem Ort an irgendeinem Tag herrschen würde. Selbst wenn jemand einen Spaziergang machen wollte, brauchte er nur in den Wetterkalender zu schauen, um zu wissen, was ihn erwartete — Wind, Wärme oder Kälte. Ein Gärtner konnte zum Beispiel jederzeit Regen für die Bewässerung seines Gartens bekommen, auch in dem Fall, wenn es nicht für diesen Zeitpunkt eingeplant war. Wolgin selbst hatte schon oft genug miterlebt, wie Muncius die nächstgelegene Station um Regen gebeten hatte. Manchmal sagte man ihm dann, er müsste etwas warten, manchmal erklärte man, dass eine Regenwolke heute nicht konzentriert werden könne und am nächsten Morgen fertig sein würde. Und am nächsten Morgen regnete es tatsächlich, und zwar genau so lange, wie es nötig war, wonach der Himmel wieder wolkenlos wurde. Das gesamte Erdklima gehorchte nun dem Menschen. Sommer und Winter, Frühling und Herbst kamen nur an den Tagen, wenn es von den Wetterstationen »erlaubt« wurde. An manchen Orten, wo früher endlose Kälte gewütet hatte, gab es nun überhaupt keinen Winter mehr, weil er an diesem Ort für unnötig erklärt wurde. Es gab künstliche Sonnen, die riesige Gebiete erwärmten und den Mangel an Sonnenstrahlen in den Wintermonaten ausglichen. Sie erwärmten den Boden mit der Kraft, die der Sommersonne in nichts nachstand, erloschen für die Nacht, um die Menschen ruhig schlafen zu lassen, und leuchteten am nächsten Morgen wieder auf. Wenn der Frühling kam, erloschen diese Sonnen und schwebten entweder als kalte Kugeln am Himmel oder wurden an einen anderen Ort verlagert.
    All das war für Wolgin schon märchenhaft genug, aber gleichzeitig wusste er, dass die modernen Wissenschaftler sich niemals mit dem Erreichten zufrieden gaben. Dort, wo für ihn etwas absolut nicht mehr zu verbessern war, sahen sie nach wie vor Mängel. Einmal hatte Wolgin die Vorlesung eines Wissenschaftlers gehört, die für alle Lernenden der Erde gedacht war, und dabei viel Interessantes erfahren. Es hatte sich zum Beispiel herausgestellt, dass das Wettersteuerungssystem in Wirklichkeit veraltet war und schon lange umgebaut werden sollte. Wolgin konnte kaum seinen eigenen Ohren trauen, als er hörte, wie der Lektor sich darüber aufregte, was im zwanzigsten Jahrhundert ein ferner und nicht zu verwirklichender Traum gewesen war. Es war zwar eine ganz natürliche Erscheinung, die durch die Gewöhnung an das Erreichte und das gewachsene Wissen hervorgerufen wurde - aber deswegen klang es für Wolgin nicht weniger bestürzend.
    Die größte Überraschung hatte es aber am Ende des Vortrags gegeben. Es war keineswegs eine fantastische Hypothese, sondern ein vollkommen realer Plan, der, nach den Worten des Wissenschaftlers, »nur aufgrund des konservativen wissenschaftlichen Denkens« noch nicht verwirklicht wurde. Es handelte sich dabei um ein detailreich ausgearbeitetes Projekt für die Veränderung ... der Erdumlaufbahn, der Entfernung der Erde von der Sonne und des Neigungswinkels ihrer Achse.
    »In diesem Fall«, meinte der Lektor, »würden viele Schwierigkeiten, die mit der Wettersteuerung Zusammenhängen, von alleine

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