Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
Vom Netzwerk:
wegfallen, und der Energieverbrauch der Wetterstationen würde um ein Vielfaches gesenkt werden. Das Erdklima als Ganzes würde so sein, wie wir es jetzt nur künstlich erreichen können. Es ist einfach erstaunlich, dass die Wissenschafts- und Technikräte so lange brauchen, um über eine so einfache und klare Frage zu entscheiden.«
    »Einfache und klare Frage ...« Diese Worte echoten noch lange in Wolgins Ohren. Der Mensch hatte die Erde erobert. Jetzt hatte er vor, mit starker Hand das Leben der Planeten zu beeinflussen. Die Menschheit war schon lange Hausherr im Sonnensystem, warum konnte sie also nicht die Einrichtung in diesem großen Haus so ändern, wie es für sie bequemer war? »Einfach und klar!« Wolgin lächelte, aber in seinem Kopf herrschte Chaos. Die Erde ist kein Tisch, den man dahin stellen kann, wo man ihn haben will - und auch kein Gebäude, das man verschieben kann, indem man die Erde als Stütze benutzt. Aber die Erde selbst? Worauf konnte man sich stützen, um einen Planeten zu verschieben? Wo sollte man so eine Stütze her bekommen? Reaktive Schubkräfte vielleicht? Es machte Angst, auch nur daran zu denken, wie viel Energie für dieses »einfache und klare« Vorhaben nötig wäre.
    >Wenn ein Umbau des Sonnensystems für sie eine aktuelle Aufgabe ist<, dachte Wolgin, wovon können diese Menschen dann träumen? Was können sie überhaupt noch als Utopie bezeichnen?«
    Eine teilweise Antwort bekam er von Muncius, dem er von dieser Vorlesung erzählt hatte. »Ich weiß von diesem Vortrag«, sagte Muncius. »Und ich denke, dass Iossi — der Name dieses Wissenschaftlers ist Iossi — absolut Recht hat. Der
    Wissenschaftsrat hat diese Frage schon oft betrachtet. Das Projekt ist durchaus zu verwirklichen, aber die Mehrheit der Ratsmitglieder ist der Meinung, dass die Energie jetzt für andere Ziele viel nötiger ist. Aber dieses Projekt wird in naher Zukunft sicher auch verwirklicht werden - es verspricht sehr viele Vorteile. Und was die Sciencefiction angeht... Ich lese solche Bücher nur selten, aber ich weiß, dass in letzter Zeit einige Werke erschienen sind, die von einer Verschiebung des gesamten Sonnensystems über die Staubschicht der Milchstraße erzählen. Andere schlagen vor, die Sonne zusammen mit ihren Planeten näher an die zentralen Galaxisgebiete zu verschieben. Die Fiktion ist immer eine Aufgabe für die Wissenschaft - und ich kann mir sogar denken, dass man über diese Fragen tatsächlich nachdenkt, wenn sie schon in den Büchern stehen.«
    »Welcher Iossi?«, fragte Wolgin. »Nicht etwa der, der Ihr Gegner in der Diskussion über meine Wiederbelebung war?«
    »Nein, es ist ein anderer«, lächelte Muncius. »Ihr Verteidiger ist ein Chemiker. Übrigens fragt er mich sehr oft nach Ihnen. Und natürlich will er Sie auch treffen.«
    Also war der Morgen strahlend und wolkenlos. Der Himmel schien geradezu einzuladen, dorthin aufzusteigen. Als Wolgin ins Esszimmer kam, sah er dort Io und Lucius - sie waren gekommen, um sich von ihm zu verabschieden. Mary und Wladilen hatten sich bereits für die Reise umgezogen. Sie hatten gleiche Anzüge an, die aus langen Hosen mit Knöchelmanschetten und langärmeligen Hemden bestanden. »In Leningrad ist es kalt«, erklärte Mary. »Du solltest dich auch umziehen.«
    »Wo nehme ich denn so einen Anzug her?«, fragte Wolgin.
    »Ich habe dir einen mitgebracht«, sagte Lucius.
    Nach dem Frühstück nahm Io Wolgin am Arm und ging mit ihm ins Schlafzimmer. Lucius kam ihnen nach. »Zieh dich aus«, sagte Io. »Ich wollte dich noch einmal untersuchen.«
    Eine ärztliche Untersuchung im neununddreißigsten Jahrhundert hatte nichts mit der aus dem zwanzigsten gemeinsam. Während der letzten Monate hatte Lucius diese Prozedur ein paar Mal durchgeführt, und Wolgin wusste inzwischen sehr gut, was zu tun war. Er zog sich aus und stellte sich in einiger Entfernung vor Io hin. Manchmal drehte er sich auch um, wenn er darum gebeten wurde. Io fasste ihn nicht an, sondern beobachtete nur die Anzeigen und winzige bewegliche Bänder an einem kleinen Gerät, das er in der Hand hielt. Oft drehte er an winzigen Reglern und drückte die Knöpfe, die nicht viel größer waren. Wolgin wusste nicht, was Io da sah und wie er das Gesehene interpretierte, aber es war leicht zu verstehen, dass die unsichtbaren Strahlen, die das Gerät produzierte, alle seine Organe nacheinander abtasteten und abhören.
    »Du bist viel kräftiger geworden in letzter Zeit«, bemerkte Lucius. »Und

Weitere Kostenlose Bücher