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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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fliegen, ganz tief, nicht mehr als einen Meter, und zwar den Newski Prospekt entlang von der Stelle, an welcher der Aufstandsplatz gewesen war, bis zur Newa. Er drehte sich um, um es Wladilen zu sagen, aber der Aref drehte plötzlich sanft nach rechts und ging in den Sinkflug über. Wie konnte Wladilen seinen Gedanken gehört haben? Der Blick, den Wladilen Mary zuwarf, und ihr verständnisloses Schulterzucken, das eine wortlose Verneinung ausdrückte, zeigten Wolgin, dass seine Gefährten nichts damit zu tun hatten. Dann sahen sie beide Wolgin an und lächelten gleichzeitig — und er begriff, dass es sein eigener »Befehl« war, der den Aref die Richtung ändern ließ. Sein Wunsch hatte sich in einem deutlichen
    Impuls geäußert, und die empfindlichen Geräte hatten entsprechend reagiert. »Entschuldige, dass ich mich in die Steuerung eingemischt habe«, sagte Wolgin. »Unternimm aber was, sonst bohren wir uns noch in den Boden.«
    »Wenn du schon damit angefangen hast, dann mach auch weiter!« Wladilen lachte.
    Der Aref sank dem Boden entgegen, der immer näher kam. »Ich weiß doch nicht, was ich machen soll!«, flehte Wolgin.
    »Gar nichts. Flieg einfach, wohin du willst«, sagte Mary, wobei sie das letzte Wort betonte.
    »Und hab keine Angst«, fügte Wladilen hinzu. »Der Aref kann niemals abstürzen.«
    Eigentlich wusste Wolgin bereits, wie er verfahren sollte. Lucius hatte ihm immer wieder erklärt, dass ein Aref nicht den Gedanken gehorcht, sondern den Wünschen, die unabhängig vom Verstand einen nötigen Biostrom im Gehirn erzeugten. Und selbst wenn das alles für Wolgin nicht viel verständlicher war als chinesische Grammatik, die »Grundschule« der biotechnischen Automatik hatte er bereits im Muncius’ Haus geschafft und den Unterschied zwischen einem direkten Gedanken und dem, was Lucius als »Wunsch« bezeichnete, in groben Zügen verstanden. Die Piloten des zwanzigsten Jahrhunderts trainierten immer die volle Verschmelzung mit der Maschine, eine instinktive Ausführung des nötigen Manövers. Und die besten von ihnen erreichten eine solche Vollkommenheit, dass ihre Arm- und Beinmuskeln von alleine zu arbeiten schienen, ohne die ständige Kontrolle durch das Gehirn zu verlangen. Je weniger ein Pilot daran dachte, wie er das eine oder andere Manöver durchführen sollte, umso gehorsamer war seine Maschine. Und in einem Aref waren gar keine Muskelanspannungen nötig, weil dieser von einem Automaten gesteuert wurde. Aber im Gegensatz zu einem Autopiloten gehorchte er widerspruchslos und blitzschnell jedem Wunsch des Menschen, der im Aref saß. Man musste es nur wollen und der Aref wechselte sofort dementsprechend die Flugrichtung, Höhe oder Geschwindigkeit.
    Aber selbst dann, wenn ein Mensch keine Wünsche äußerte (er konnte sogar schlafen), flog der Automat selbst, wobei er aufmerksam auf alle möglichen Hindernisse reagierte. Ein Zusammenstoß zweier ungesteuerter Arefs war ausgeschlossen. Die automatischen »Piloten« sprachen sich in Bruchteilen eines Augenblicks untereinander ab und das Ausweichen bei einem drohenden Zusammenstoß würde niemals in dieselbe Richtung stattfinden. Ohne menschlichen Willen würde die Maschine unendlich lang in die letzte vorgenommene Richtung fliegen. Die Energie, die ihr den nötigen Schub gab, konnte nicht erschöpft werden — sie wurde von den zahllosen Stationen geliefert, die überall standen und in der Luft um die gesamte Erde ein ununterbrochenes energetisches Feld erzeugten. Die Dicke dieses Feldes lag bei etwa dreißig Kilometern, und in dieser »Gravisphäre« konnten die Arefpiloten fliegen, wohin sie wollten und so lange sie wollten. Ein Antigravkissen am Boden der Maschine nahm sowohl ihr wie auch ihren Passagieren fast ganz das Gewicht. Wenn ein Aref gestoppt und sich selbst überlassen wäre, würde er langsam zu Boden sinken und sanft und ohne einen geringsten Stoß landen. Aber wenn ein Mensch, aus welchen Gründen auch immer, einen Aref mit voller Geschwindigkeit in den Boden jagen würde, wäre ihm die Kontrolle über die Maschine sofort entzogen worden - das automatische Kontrollgerät schaltete augenblicklich die Verbindung zwischen der Aref und seinem Piloten ab. In einem solchen Fall, der übrigens noch nie eingetreten war, würde der Aref an der erstbesten Stelle landen, und um dann die Biostromverbindung wieder herzustellen, müsste man ihn zum Werk schicken, das ihn gebaut hatte.
    Weil Wladilen natürlich genau wusste, dass ein Flug mit

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