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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Besichtigung genau dort beenden.
    Und nun war die Newa wieder vor ihm. Die Wasseroberfläche, die ihm schon immer unermesslich schien, die fast schon quälend bekannten Gebäude der Universität am anderen Ufer - »die zwölf Kollegien«, wie die Leningrader sie nannten, das Haus von Menschikow und der Palast Peters des Zweiten, die Rostralkolonnaden von Tomond und die Granituferstraße Strelka mit der Newa-Böschung waren immer noch dieselben. Das einzige, was fehlte, war das Museum der Kriegsmarine. Und an diesem Ufer war alles genauso wie damals. Genauso wie vor zweitausend Jahren erhob sich das Historische Archiv: die grandiose Schöpfung Montferrants, die sich im Grün versteckte, das das gleiche zu sein schien wie damals, verdeckte scheinbar den gesamten Himmel. Ob sich dahinter immer noch das Denkmal Nikolai I. befand, sah Wolgin nicht. Der Platz wurde von den Wänden der Admiralität abgeschlossen.
    Der Aref landete. Wolgin stieg aus und blieb vor dem wunderschönen Denkmal stehen, das hier bereits seit einundzwanzig Jahrhunderten stand, vor dem Wahrzeichen Leningrads, das schon immer der gesamten Welt bekannt war.
    Die Menschenmenge umringte Wolgin. Er bemerkte niemanden. Zu dieser Jahreszeit trugen die Menschen selten irgendwelche Kopfbedeckungen — aber wenn es sie gegeben hätte, hätte die gesamte Menge sie abgenommen. Wolgins Gesichtsausdruck brachte die Menge zum Schweigen. Alle, die hier waren, fühlten sofort, dass sich im Wiedersehen dieses Menschen, der aus dem Anfang der kommunistischen Ära stammte, und der Kunstschöpfung, die ihm fast zeitgenössisch war, eine besondere Bedeutung verbarg, die ihnen nicht bekannt sein konnte. Tränen flossen Wolgins Gesicht herunter - aber er bemerkte sie nicht und wischte sie nicht weg. Erst jetzt spürte er unter scharfem Schmerz seine entsetzliche Einsamkeit unter diesen Menschen. Auf der ganzen Welt gab es niemanden, mit dem er seine Gedanken und die überwältigenden Erinnerungen teilen könnte. Und diese Menschen würden ihn nicht verstehen! Sie würden es einfach nicht können!
    Er drehte sich um und ging wie blind zum Aref zurück, geradewegs durch die Gruppe der Menschen, die hastig vor ihm zurück traten. Er setzte sich nicht an seinen vorherigen Platz, womit er zeigte, dass er die Maschine nicht mehr fliegen wollte und Wladilen und Mary die volle Handlungsfreiheit überließ.
    Der Aref stieg schnell hoch und verschwand. Ein älterer Mann, der in Wolgins Nähe gestanden hatte und sein Gesicht gut sehen konnte, sprach nachdenklich. »Der Arme! Ich hab immer gewusst, dass Lucius’ Versuch falsch und grausam war.«
    »Warum denn arm?«, widersprach jemand. »Er lebt doch wieder, oder?«
    »Ja, natürlich. Aber ich würde wirklich nicht gerne an seiner Stelle sein wollen.«
    Der Aref flog schnell, und nach ein paar Minuten war das moderne Leningrad wieder unter ihm. »Wo möchtest du eigentlich Halt machen?«, fragte Mary.
    »In einem Hotel«, antwortete Wolgin auf Altrussisch.
    Mary und Wladilen wechselten einen staunenden Blick. Wegen der Wortähnlichkeit hatten sie verstanden, was Wolgin sagte, aber die Antwort ergab für sie keinen Sinn. Sie fragten nichts mehr und unterhielten sich über alles Mögliche, wobei sie Dmitrij Zeit ließen, damit er wieder zu sich kommen konnte. Nach etwa drei Minuten wiederholte Mary die Frage.
    »Ist mir egal«, sagte Wolgin. »Meinetwegen dort, wo ihr selbst halten wollt. Nur ... es wäre besser, wenn keine Menschen da wären.«
    »Bist du müde?«, fragte Mary sanft.
    Wolgin seufzte. »Ja, ich bin müde. Ich bin sehr müde. Nein, ich habe keinen Hunger«, sagte er, weil er bereits wusste, was ihre nächste Frage sein würde. »Aber ihr könnt mir auch was zu essen anbieten, wenn ihr wollt. Es ist mir ... egal.«
    Mary und Wladilen wechselten wieder einen Blick. »Was hat er?«, war die unausgesprochene Frage in Marys den Augen.
    »Keine Ahnung, aber er ist nicht mehr so wie immer«, antwortete Wladilen auf dieselbe Weise.
    Wolgin hatte ihr wortloses Gespräch aber dennoch verstanden. >Wenn hier Io, Lucius oder Muncius wären, würden sie mich verstehen«, dachte er. >Und diese beiden ... sie sind einfach zu jung dafür.« Er fühlte sich wie ein zittriger Greis, so als würden die gesamten neunzehnhundert Jahre, die auf der Erde seit seinem ersten Tod verflogen waren, plötzlich wie eine unmenschliche Last auf ihn drücken.
    Mary sprach wieder mit jemandem über ihr Taschenteleoff. »Das Haus neunzehnhundertvierzehn

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