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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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einem Aref immer und in allen Fällen absolut ungefährlich war, ließ er Wolgin ohne Zögern das tun, was dieser wollte. Sowohl er wie auch Mary verbannten sofort alle Gedanken über den Flug der Maschine aus dem Bewusstsein, um Wolgin nicht zu stören - sie beide wurden zu einfachen Passagieren und unterhielten sich lebhaft miteinander, um sich nicht irgendwie zufällig einzumischen. Der Aref selbst sank inzwischen immer tiefer, wobei er immer mehr die Geschwindigkeit verringerte, bis er schließlich fast direkt über den Baumkronen war. Einen Meter von ihnen entfernt blieb die kluge Maschine schweben, so als würde sie zögern. Sie wartete auf die Entscheidung des Piloten.
    »Die Kybernetik«, erinnerte sich Wolgin schließlich an das Wort, das ihm immer wieder entglitt, »die bis zur virtuosen Vollkommenheit entwickelt ist. Also, los! Zu der Lichtung da!«
    Der Aref bewegte sich nicht. Unwillkürlich hatte Wolgin den Wunsch, die Maschine in die nötige Richtung zu bewegen - es war kein Gedanke, sondern eher ein Gefühl. Und der Aref gehorchte! Wolgin lachte innerlich. Erwischt! Jetzt wusste er genau, wie er die Maschine steuern sollte. Es war so, als würde er Fahrrad fahren - ein guter Radfahrer denkt nie, wie er die Maschine drehen soll, er sieht einfach auf die Straße, und seine Hände drehen selbständig den Lenker. Hier musste man nicht einmal seine Hände bewegen — es reichte, wenn man vorwärts sah und den richtigen Weg wählte. Der Rest geschah von ganz alleine.
    Nach einigen Minuten hatte Wolgin bereits vergessen, dass er den Aref steuerte. Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die Landschaft, während er in diesem unbekannten Wald nach etwas Bekanntem suchte. Und dann sah er tatsächlich etwas Bekanntes. Der »Newski Prospekt«, diese breite Parkallee, die er jetzt war, führte wie vorher in die Richtung der Admiralität. Nur waren es jetzt keine Häuser mehr, die diese Straße umgaben, sondern ein dichter Wald riesiger Bäume. Nichtsdestotrotz waren hier viele Menschen unterwegs, und statt Autos und Bussen schwebten Arefs in der Luft. Anstelle von Gehwegen gab es Bänder, die sich bewegten und unterschiedlich gefärbt waren. In der Nähe der Alleenmitte war ein hellblaues Band, daneben war ein dunkelblaues, und des dritte war lila. Man konnte sehen, dass sich diese Bänder mit unterschiedlicher Geschwindigkeit bewegten.
    Die Menschen, die im Park waren, erkannten die Passagiere des kirschfarbenen Arefs sofort — alle wussten bereits, dass Wolgin in Leningrad war. Man begrüßte ihn immer wieder mit Lächeln und freundlichen Gesten, aber er sah nichts davon. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf die Landschaft gerichtet.

3
    An der Ecke von »Newski« und »Litejnyi« stoppte Wolgin den Aref. Links konnte man nichts sehen außer Grün, rechts sah man in weiter Ferne einen Brückenbogen. Wolgin beschloss, geradeaus zu fliegen, um in Höhe des Palastplatzes zu der Newa zu gelangen.
    Eine Minute später stoppte der Aref wieder. Die Fontanka hatte ihr Aussehen vollkommen verändert. Sie war viel schmaler geworden, und statt steinerner Wände der Uferstraßen gab es flache Böschungen aus glänzendem dunkelgrünen Material, das ein wenig an Marmor erinnerte. Wie schon in den Zeiten der Herrscherin Jelisaweta wuchs ein Wald aus Laub- und Nadelbäumen an beiden Ufern.
    Die Anitschkow-Brücke war nach wie vor da. Wolgin glaubte, dass sich ihre Breite ein wenig verändert hatte und die Geländergitter ein anderes Muster aufwiesen. Die Pferdestatuen von Klodt standen an ihren Plätzen. Wolgin sah sie an wie verlorene und wieder gewonnene Freunde — die sich aufbäumenden Pferde, die von der eisernen Hand des Zureiters zurückgehalten wurden, und ihre verflochtenen Mähnen, die im Wind zu flattern schienen. Und unter der Brücke glitten leichte Spazierboote über das kristallklare Flusswasser, dem der künstliche Flussboden einen leicht grünlichen Farbton verlieh. Das Bild, das sich in einem m Rahmen aus Grün und unter einem wolkenlosen Himmel bot, war einfach bezaubernd. >So ist es besser, auf jeden Fall<, dachte Wolgin. Aber wie haben sie es nur geschafft, die Skulpturen vor der Einwirkung der Zeit zu bewahren?«
    Die Menschen auf der Brücke blieben immer wieder stehen und sahen Wolgin an. Nach und nach hatte sich eine große Menschenmenge gebildet, die von Wolgin aber nicht wahrgenommen wurde.
    Der Anitschkow-Palast war verschwunden - die gusseiserne Umzäunung von Rossi mit Pavillons an ihren Nord-

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