Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
Vom Netzwerk:
Allem Anschein nach wollten die Ritter so rasch wie möglich zu den Ställen des Salomo gelangen, um ihre verschwitzten Tiere von den Knappen versorgen zu lassen und sich selbst endlich einem kühlenden Trunk hingeben zu können. Everhard de Barres und ein paar seiner Leibwachen begleiteten die Königin indes in den Palasthof.
    Von seinem Fenster aus sah Khaled, wie Melisende, prachtvoll gekleidet in einen kostbaren Umhang aus blau schimmernder Seide, ihre Kapuze herunterzog und den hellen Seidenturban entblößte, der ihr langes, rotes Haar gegen Sand und Staub schützte. Noch im Sattel sitzend, erhielten Melisende und Aimery von einer Dienerin den traditionellen Begrüßungstrunk. Es war Nesha, wie Khaled erst erkannte, als sie sich in seine Richtung drehte. Nachdem Melisende den Becher in einem Zug geleert hatte, führten Pagen in bunten Gewändern ihre Stute zu einem gepolsterten Schemel, damit die Königin bequem absteigen konnte. Melisende glitt vom Rücken ihres Pferdes und unterhielt sich noch eine Weile angeregt mit Nesha, bis sie ihrer ersten Leibdienerin mit einer knappen Geste zu verstehen gab, dass sie sich um Aimery kümmern sollte und sich mit ihm entfernen durfte. Danach wandte sich die Königin dem zukünftigen Oberhaupt der Templer zu, |231| der auf ihre weiteren Befehle zu warten schien. Pflichtschuldig wechselte Melisende ein paar Worte mit dem verschlossen wirkenden Ritter. Obwohl de Barres durch seine Größe und seine weiße Chlamys aus der Masse hervorstach, schien die Königin nicht sonderlich an ihm interessiert zu sein, was wohl nicht allein an seinem nichtssagenden Aussehen lag. Eher war dessen bedingungslose Treue zu ihrem älteren Sohn ein Hinderungsgrund auf dem Weg zu einer Art Freundschaft, die es in den Reihen des Königshauses ohnehin selten gab.
    Melisendes Instinkt schien zu funktionieren, denn nach allem, was Khaled inzwischen über den angehenden Templergroßmeister gehört hatte, war er zwar ein strategischer, aber kein leidenschaftlicher Kämpfer, sondern eher ein langweiliger, frömmelnder Mönch, der die Gesellschaft des noch jungen Königs gegenüber seiner Mutter bevorzugte. Wahrscheinlich hatte er Melisende begleitet, um den Schein der Loyalität zu wahren, weil sie, was die Eroberung von Damaskus betraf, eine ernstzunehmende Stimme besaß. Sein nervöser Blick bestätigte Khaled, dass de Barres die Nähe einer Frau – erst recht, wenn es die eigene Königin war – nicht behagte.
    Kurz darauf verbeugte sich de Barres in höfischer Manier und küsste der Königin zum Abschied – mehr angedeutet, als mit Hingabe – den Ring, den sie als königliche Insignie am rechten Mittelfinger trug. Dann salutierte er kurz, drehte sich um und gab seinen Männern das Zeichen zum Abmarsch. Mit wehender Chlamys schritten sie gemeinsam zu ihren Pferden.
    Melisende war unterdessen, begleitet von ihren eigenen Soldaten, im Palast verschwunden.
    Manasses von Hierges, Melisendes Konstabler und Cousin dritten Grades, war offenbar nicht mit ihr aus Akko zurückgekehrt, was Khaled einen berechtigten Anlass zur Unruhe gab. Die Königin würde sich nicht lange bitten lassen, Khaleds regelmäßigen Tribut für ihre reichen Zuwendungen an ihn und seine Männer einzufordern, was sie immer tat, wenn Manasses nicht zugegen war. Es bedeutete nichts anderes, als dass sie mit Khaled das Lager teilen wollte, und zwar unverzüglich und nicht erst zur Nacht. Seit Fulko V. von Anjou vor fünf Jahren bei einem tragischen Jagdunfall tödlich verunglückt war und sie damit zur Witwe gemacht hatte, war sie wie ausgewechselt. Vor dessen Tod war sie eine fröhliche Frau gewesen, die keinen einzigen Gedanken an |232| einen anderen Mann verschwendet hatte. Danach war sie verbittert und, was das männliche Geschlecht betraf, unersättlich.
    König Fulko war ein Vertrauter von Khaleds Vater gewesen. Nach der Ermordung des Wesirs in den Regierungsgemächern des Emirs von Damaskus hatte sich der Frankenkönig nicht nur unverzüglich um das weitere Schicksal von Khaled und seiner Schwester gekümmert. Zudem hatte er den aus Syrien vertriebenen Nizâri-Kriegern sogleich eine Zuflucht im Palast von Jerusalem angeboten. Nachdem die Männer zugestimmt hatten, sich fortan in den Dienst des fränkischen Königs zu stellen, überantwortete Fulko den fünfjährigen Khaled deren Anführer, weil er der Meinung war, dass es dem letzten Wunsch des Wesirs entsprach, den einzigen Sohn im Sinne der Nizâri zu einem ismailitischen

Weitere Kostenlose Bücher