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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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Geburt geschenkt bekommen – später wurde er bei einem Überfall von al-Hafiz-Räubern auf eine unserer Karawanen zusammen mit jeder Menge Hausrat erbeutet. Ich hänge eben immer noch sehr an meiner verstorbenen Mutter, deshalb will ich den Kelch zurückhaben.« Ihr naiver Augenaufschlag war der reinste Betrug. »Ihm wurde gesagt, solange ich den Kelch in al-Hafiz’ Besitz wähne, werde ich jede Nacht von ihrem Geist heimgesucht. Das abzustellen, ist mir das Gold wert.«
    »Ich vermag es mir kaum vorzustellen «, bemerkte Khaled spöttisch. »Aber allem Anschein nach hat er diese Geschichte geglaubt. Immerhin war er so dumm, sein Leben aufs Spiel zu setzen, um mir den Kelch |246| zu übergeben. Es sei denn, es war eine Falle und er hatte es bloß auf das Gold abgesehen.«
    »Das hätte ich gerne herausgefunden, aber das Treffen zwischen dir und ihm wurde ja durch den Angriff der Fatimiden vereitelt. Seitdem hat man bedauerlicherweise nichts mehr von ihm gehört.«
    Khaled ließ sich seine Entrüstung darüber, dass Melisende ihn nicht in ihre Pläne eingeweiht hatte, sondern wie einen Lakaien lediglich zur Geldübergabe geschickt hatte, nicht anmerken. Dabei wären die wahren Hintergründe zur Einschätzung eines Risikos wichtig gewesen. Vielleicht war der Mann bei seinem Aufbruch nach Blanche Garde entdeckt worden und hatte unter der Folter verraten, dass mitten in der Wüste eine Unmenge an Gold auf ihn wartete. Gut möglich, dass er längst nicht vertrauenswürdig war, wie sich Melisende erhoffte, und das Gold für sich haben wollte, ohne eine Gegenleistung zu erbringen.
    Nachdem die Königin sein Zimmer unter Androhung weiterer Pläne, in die sie ihn einbinden wollte, verlassen hatte, fühlte er sich wie nach einer durchzechten Nacht. Rasch zog er sich ein frisches Gewand über, wobei ihm Melisendes Offenbarung nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte.
    Abgesehen davon, dass er die Königin mit einem Mal abgrundtief hasste, weil ihm unvermittelt klar geworden war, wie gnadenlos sie sein Schicksal beherrschte, blieb die Frage, ob er ihre Vermutung zu dem Kelch und der Bundeslade wirklich ernst nehmen konnte. Beim Propheten, er würde die Wahrheit auch ohne ihre Hilfe ans Licht bringen.
    Es klopfte und Azim steckte den Kopf zur Tür herein. Bevor Khaled ihn davon abhalten konnte, huschte er ins Zimmer hinein und schloss die Tür hinter sich. Sein braungelockter Waffenbruder grinste wissend, als er das Durcheinander in Khaleds Gemach betrachtete. Das Bett war zerwühlt, und Khaleds zerrissene Kleidung lag auf dem Boden. Gierig sog Azim den Geruch von Sex und teurem Parfum ein. »Sollte ich dich beneiden oder bedauern?«, fragte er, als er Khaleds finstere Miene erblickte.
    Khaled stand auf und schnaubte verächtlich. »Allah straft mich«, stieß er hervor und wandte sich ab. »Ich hätte mich niemals von dieser Hündin verführen lassen dürfen.«
    »Bisher hat es dir genützt«, bemerkte Azim. Ohne zu fragen, ließ er sich auf Khaleds kunstvoll geschnitzter Kleiderkiste nieder. Beiläufig |247| nahm er eines der vielen Kristallfläschchen in die Hand, entfernte den Glaspfropfen und schnupperte genießerisch an der Mischung aus Moschus und Ambra. »Oder sagen wir besser, uns hat es genützt.« Schmunzelnd stellte er das Fläschchen zurück an seinen Platz. »Schließlich ist unser Orden nicht nur auf die finanziellen Zuwendungen der Königin angewiesen. Auch ihre Verbindungen und ihre Loyalität sind uns von Nutzen. Wenn wir allein von Alī bīn Wafās Unterstützung leben müssten, bliebe uns nichts anderes übrig, als Karawanen auszurauben, wie es die verfluchten Fatimiden tun.«
    Khaled setzte sich aufs Bett, den Kopf in die Hände gestützt. Sein schwarzes Haar fiel ihm ins Gesicht. »Ich bin euer Anführer, nicht eure Hure«, stellte er mit einem verärgerten Seitenblick unmissverständlich klar. »Ich kann das nicht mehr. Ganz gleich, durch welche Hölle wir ziehen müssen.«
    »Die beiden Frauen, die wir in der Wüste gefunden haben, sind schuld, nicht wahr?« Azim sah ihn herausfordernd an. »Besonders die sanfte mit dem anmutigen Gang hat es dir angetan. Es vergeht kein Tag, den du nicht mit ihr verbracht hast, seit die Templer sie für sich beansprucht haben.«
    Khaled schaute zu Boden und antwortete nicht. Er dachte nicht daran, Azim in die wahre Geschichte einzuweihen, es hätte nichts leichter gemacht, und auch den Überfall an der Westmauer hatte er seinem persönlichen Adjutanten verschwiegen.

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