Die Rueckkehr der Templer - Roman
im ausgetrockneten Gestrüpp mühselig nach Nahrung. Auch sie waren nichts weiter als Tarnung. Männer mit Palästinensertüchern und abgetragenen Armeejacken hockten auf den umliegenden Felsen und spähten mit hypermodernen Ferngläsern in die steinige Landschaft, um nach ungebetenen Gästen Ausschau zu halten. Ihre Gesichter waren sonnengebräunt, und die meisten trugen neben rabenschwarzen Sonnenbrillen verwegene Bärte, die Hannah das Gefühl vermittelten, im Lager von Ali Baba und den vierzig Räubern angekommen zu sein.
In einer Koppel fielen ihr mehrere Pferde auf, die sich unruhig in ihrem viel zu engen Gefängnis drängten.
Hertzberg und seine Crew waren zu der Überzeugung gelangt, dass es besser wäre, wenn man die Templer zusammen mit Pferden in die Vergangenheit transferierte. Allein schon, weil ein Templer ohne Pferd undenkbar war und man nach der Ankunft im Jahr 1153 keine Zeit für den Ankauf von Tieren verschwenden wollte. Hertzberg hatte zudem zu bedenken gegeben, dass zu dieser Zeit im Königreich Jerusalem Ausnahmezustand herrschte und es schwierig sein könnte, überhaupt ein Pferd zu beschaffen. Seiner historischen Recherche nach hatte die Belagerung von Askalon von Januar bis zum späten August angedauert. Tausende christliche Kämpfer waren mit ihren Pferden im Einsatz, was den Mangel an Tieren noch wahrscheinlicher machte. Unter der Beratung von Stephano und Arnaud hatten Hertzbergs Leute vor Ort die benötigten Pferde beschafft. Drei Araberhengste, drei Friesen und zwei Percheron – wahre Schönheiten, deren Kauf ein kleines Vermögen verschlungen hatte. Man würde es darauf ankommen lassen müssen, ob sie sich als Schlachtrösser eigneten. Der Befehl des Weißen Hauses, endlich den Countdown zu starten, war so rasch gekommen, dass keine Zeit geblieben war, sie zu testen.
Von Karen wusste Hannah, dass Tom mehrere Telefonate mit dem Präsidenten geführt hatte, die den mächtigsten Mann der Erde davon überzeugen sollten, dass keine modernen Waffen mitgeführt werden |309| durften. Schnellfeuergewehre, Handgranaten und Raketenwerfer erschienen Tom nicht als geeignetes Mittel der Verteidigung, bevor man nicht sicher sein konnte, ob das empfindliche Zeitgefüge durch einen solchen Einsatz vielleicht durcheinandergeriet. Allem Anschein nach hatte Tom sich mit seiner Meinung durchsetzen können. General Lafour und seine engsten Berater waren durch den Leiter des Pentagons zurückgepfiffen worden, was wohl einigen Ärger zwischen der militärischen und der wissenschaftlichen Ebene dieses Projekts verursacht hatte.
Hannah traute ihren Augen kaum, als ihnen Tom in einem traditionellen Beduinengewand aus einem der Zelte entgegenmarschierte. Genervt nahm er den Turban ab und fuhr sich mit einer Hand durch die verschwitzten Locken, bevor er zunächst Lafour begrüßte, der seinen Handschlag mit einer steifen Miene entgegennahm, und dann Major Dan Simmons, den offiziellen Vertreter des Pentagon.
»Geht’s Ihnen gut, Sir? Merkwürdiges Wetter heute. Wie war die Fahrt?« Tom beherrschte den amerikanischen Smalltalk perfekt und setzte ein Lächeln auf, das Hannah sofort als unecht entlarvte.
Mit keiner Silbe ließ Tom sich anmerken, ob er aufgeregt war. Doch Hannah kannte ihn gut genug, um das nervöse Zucken in seinem Gesicht zu bemerken und zu wissen, dass er im Grunde ein kleiner Junge geblieben war, der es nicht lassen konnte, Dinge auseinanderzubauen, ohne zu wissen, ob er sie hinterher wieder zusammensetzen konnte.
Tom begrüßte jeden persönlich – sogar Gero und seine Kameraden. Bei Hannah zögerte er einen Moment, er spürte wohl instinktiv ihre ablehnende Haltung und verzichtete darauf, sie wie früher zu umarmen.
Das Hauptzelt war groß genug, um eine halbe Armee darin zu beherbergen. Im Inneren versahen etliche finster dreinblickende Soldaten in Beduinenkleidung ihren Dienst.
»Der Countdown läuft«, meldete Tom mit Blick auf eine große, digitale Uhr, die sogar die Sekunden rückwärts zählte.
Noch zwei Stunden, dann würde das Experiment gestartet werden.
»Tanner und Tapleton gehen zuletzt«, bestimmte Major Simmons mit entschlossener Miene. Damit meinte er die beiden NSA-Agenten, die sich mit den echten Rittern seit ein paar Wochen auf diesen Einsatz vorbereitet hatten. Tanner legte, Kaugummi kauend, die übliche |310| Coolness an den Tag. Sein Kollege Agent Tapleton, ein schwarzhaariger Texaner mit heller Haut, sah noch blasser aus als gewöhnlich und erschien Hannah
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