Die Rueckkehr der Templer - Roman
anlegten, sowie drei verschieden lange Messerscheiden, |312| in die sie die passenden Dolche steckten. Ein Kampfhammer sowie eine Streitaxt komplettierten ihre Ausstattung. Hannah gruselte sich bei der Vorstellung, dass Gero mit solchen Mordwerkzeugen hantieren würde.
Lafour ließ es sich nicht nehmen, den Männern ihre Schwerter aus wertvollem Damaszenerstahl zu überreichen, eine Sonderanfertigung einer deutschen Schwertschmiede, die sich auf echte Kampfschwerter spezialisiert hatte.
Agent Tanner nahm die eindrucksvolle Waffe kommentarlos entgegen. Tapleton war hingegen anzusehen, dass er sich in seiner neuen Rolle als Ritter unwohl fühlte. Warum er bei dieser Mission dabei sein musste, war Hannah ein Rätsel. Nach allem, was sie in den Trainingseinheiten gesehen hatte, machte er ihr nicht den Eindruck, als ob er einem Auftritt als Templer unter Echtzeitbedingungen gewachsen wäre.
Professor Hertzberg dagegen schien es Spaß zu bereiten, in das farbenfrohe Gewand eines Kaufmanns zu schlüpfen. Sein faltiges Gesicht glühte vor Vorfreude.
Anselm stand hinter ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich darf sagen, dass ich Sie beinahe beneide«, bemerkte er in perfektem Altfranzösisch. »Aber Ihnen ist hoffentlich klar, dass dies kein Spaziergang wird, vor allem nicht in Ihrem Alter.«
Arnaud, der sich in seiner Templerchlamys nicht weniger wohlzufühlen schien als Hertzberg, blickte grinsend auf den Professor herab. »In meiner Zeit gab es kaum Menschen, die ein solches Alter erreicht haben.«
»In meiner Zeit auch nicht«, erwiderte Hertzberg mit einem süffisanten Schmunzeln.
»Jerusalem sehen und sterben, so heißt es doch, nicht wahr?« Dann drehte er sich um und breitete vor versammelter Mannschaft die Arme aus, so dass die Ärmel seines nachtblauen Brokatumhangs wie Flügel zu Boden wallten. »Perfekt.« Er strahlte wie ein Kind vor dem Weihnachtsbaum.
Fehlten nur noch ein spitzer Hut und ein Zauberstock, dachte Hannah, und ihre Vorstellung von Merlin wäre komplett.
Lafour baute sich vor ihnen auf und schaute missmutig in die Runde. »Wenn die Modenschau vorbei ist, möchte ich Sie zu einer kurzen Besprechung |313| ins Nachbarzelt bitten. Dort beginnt in zehn Minuten die Videokonferenz mit dem Weißen Haus. Danach kann es losgehen.«
Gero ging auf Hannah zu und nahm sie in den Arm. Er küsste sie lange. »Ich liebe dich«, murmelte er, als er sich von ihr löste. »Vergiss das nicht.«
Hannah verschluckte sich fast, als sie etwas erwidern wollte. »Das hast du schon einmal zu mir gesagt, und wir wären beinahe alle gestorben.«
Ihre Finger krallten sich in den festen Stoff seiner Chlamys. Dann ließ sie ihn los und unterdrückte ihre Tränen, als er sich zu Matthäus beugte und den Dreizehnjährigen in den Arm nahm, wie ein Vater, der sich von seinem Sohn in den Krieg verabschiedet. Anselm hatte den Jungen zwischenzeitlich über alles, was hier vor sich ging, aufgeklärt.
»Es ist nicht gut«, sagte Matthäus zu Gero, der ihn seit einiger Zeit schon nicht mehr in der dritten Person ansprach, wie es zu früheren Zeiten üblich gewesen war, »wenn du ohne deinen Knappen in einen Kampf ziehst.«
»Das wird kein Krieg«, beruhigte ihn Gero. »Und einer von uns muss ja hierbleiben, um auf Hannah achtzugeben, nicht wahr?«
Er fuhr dem Jungen durch die blonden Locken und wandte sich ab, ohne Hannah noch einmal in die Augen zu schauen.
Am Zelteingang traf Hannah auf Arnaud. Ohne Scheu nutzte er die Gelegenheit, sie endlich einmal in den Arm zu nehmen.
Sie sträubte sich nicht, sondern ließ ihren Gefühlen freien Lauf, indem sie ihn auf die bärtige Wange küsste. »Pass auf dich auf«, sagte sie leise.
»Ich bringe ihn dir zurück«, erwiderte er mit einem Lächeln.
Stephano de Sapin blieb ihr gegenüber bei seinem Abschied eher förmlich und hielt sie mit einem angedeuteten Handkuss auf Abstand. Ganz im Gegensatz zu Anselm, den er beinahe stürmisch umarmte. Anschließend umfasste er Anselms Linke mit einer Hand zum überkreuzten Gruß der Templer und grinste ihn wehmütig an.
»Denk dran«, raunte Anselm ihm zu: »Non nobis Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam!«
Nicht uns, o Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen sei Ehre. Der Schlachtruf der Templer. Hannah hatte ihn von Anselm schon dutzende Mal gehört, aber noch nie aus dem Mund eines Templers.
|314| Anselm war anzusehen, dass er die Männer am liebsten begleitet hätte. Doch das hatten Lafour und seine Vorgesetzen
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