Die Rueckkehr der Templer - Roman
den Sattel. Arnaud folgte ihm mit seinem Friesen und rief Struan den Stand der Dinge zu, bevor auch er wie von Furien gejagt davongaloppierte.
»Es sind Sklavenhändler, seht euch vor«, brüllte Struan ihm hinterher.
»Was macht solche Typen gefährlicher als andere?« Tanner war aufgesprungen und warf dem Schotten einen fragenden Blick zu.
»Sie sind ziemlich skrupellos und töten alles, was sie nicht für den Markt gebrauchen können, außerdem jeden, der einen Beweis liefern könnte, dass sie ihre Ware nicht ordnungsgemäß erworben haben.«
»Ordnungsgemäß?« Tanner schaute ihn ungläubig an.
Ein surrendes Geräusch ließ Struan den Kopf einziehen. Nicht jedoch Hertzberg, dessen Sinne ohnehin alles andere als geschärft waren. |329| Seinen schmächtigen Körper durchlief ein heftiger Ruck, und sein plötzliches Aufstöhnen ließ Schlimmes befürchten. Tanner ging in die Hocke und zog augenblicklich seine Heckler & Koch.
»In Deckung!«, schrie Struan. Hertzbergs rechte Schulter hatte ein Pfeil durchbohrt. Der alte Mann zitterte am ganzen Leib, und Struan befürchtete, er könne am Schock sterben. Während er den laut stöhnenden Professor aus der Gefahrenzone hinter einen gut tausend Jahre alten Olivenbaum zog, lugte Tanner um den Stamm herum und sah, wie ein bewaffneter Reiter in Richtung Süden entkam.
»Er trug einen Turban«, bemerkte er.
»Gar nicht gut!«, zischte Struan. »Bin mir nicht sicher, ob Gero daran gedacht hat, dass die Sarazenen beinahe immer Bogenschützen einsetzen. Was ist, wenn der Kerl ihnen folgt und einen von uns aus dem Hinterhalt erwischt?«
Tanner schüttelte den Kopf. »Sklavenhändler«, wiederholte er zynisch, und bevor Struan noch ein Wort dazu sagen konnte, war Jack schon im Sattel und gab seinem Araber die Sporen.
»Jack! Wo willst du hin?«, krächzte ihm Hertzberg hinterher, bekam jedoch nur noch dessen Staubwolke zu sehen.
Jack Tanner wusste nicht, was er sich dabei gedacht hatte, als er die Verfolgung des Bogenschützen auf sich nahm, der den vier Templern hinterhergaloppierte. Das Reiten hatte Jack von seinem Großvater, dem Besitzer einer Rinderfarm, gelernt, der ihn schon von Kindesbeinen an mit zum Rodeo genommen hatte. Später auf dem College hatte er sich auf der Farm seines Vaters mit den Preisgeldern für das Zureiten von Pferden sein Taschengeld aufgebessert – auch wenn er dafür häufig Blutergüsse an Hüften und Knien hatte in Kauf nehmen müssen. Das Schießen war erst später hinzugekommen, als er nach der Highschool beim U.S. Marines-Corps angeheuert hatte. Beide Fähigkeiten verliehen ihm eine gewisse Sicherheit, während er wie ein Geisteskranker in den aufsteigenden Morgennebel ritt.
Dass diese Sicherheit trügerisch war, erkannte er, als er sich dem vorausreitenden Bogenschützen so weit genähert hatte, dass er sehen konnte, wie dieser auf Gero und Johan zielte. Offenbar bemerkten sie in ihrem Jagdfieber gar nicht, dass sie von einem gefährlichen Feind verfolgt wurden.
|330| In etwa zweihundert Meter Entfernung konnte er acht weitere Reiter ausmachen, von denen zwei mit je einer weiteren Person auf dem Pferd saßen. Johan und Stephano hatten vorgelegt und kreisten die Verfolgten ein. Wie aus dem Nichts sauste ein Pfeil zwischen Gero und Arnaud hindurch und bohrte sich durch die schwarz-weiße Schabracke in den Hals von Stephanos Araber. Der graue Hengst strauchelte in vollem Galopp und überschlug sich, dabei wurde der blonde Templer aus dem Sattel geschleudert, doch anders als sein Pferd kam er sofort wieder auf die Beine.
Johan verlangsamte sein Tempo. Auch er erkannte die Gefahr, an die augenscheinlich niemand gedacht hatte. Gero und Arnaud schienen ebenfalls zu begreifen, dass der Kerl aus dem Hinterhalt sie ohne weiteres das Leben kosten konnte. Jack war sich bewusst, dass er ein hohes Risiko einging, wenn er auf den Mann schoss. Nicht nur weil er ihn damit auf sich aufmerksam machte, falls er nicht traf, sondern auch weil die Templer die Schusslinie durchqueren konnten. Trotzdem gab er seinem Araber die Sporen und legte die Waffe an, nachdem er sich auf akzeptable Reichweite dem Bogenschützen genähert hatte. Bereits der erste Schuss fand sein Ziel, so dass der Mann sofort aus dem Sattel kippte. Dann rollte er noch ein, zwei Meter über den Boden, bevor er tödlich getroffen liegen blieb. Von Ferne sah Jack einen weiteren Bogenschützen, der aus einem Winkel von neunzig Grad auf Johan zielte.
Tanner drückte ab. Der Schuss
Weitere Kostenlose Bücher