Die Rueckkehr der Templer - Roman
ging im Geräusch der Hufe unter. Den Bogen noch in der Hand haltend, stürzte der Bogenschütze im vollen Galopp von seinem Pferd.
Tanner überlegte nicht lange und gab seinem Hengst die Sporen. In rasendem Tempo zielte auf den nächsten Turbanträger. Auch diesmal traf er sofort. Im Übermut trieb er sein Pferd weiter an und näherte sich dem verbliebenen Rest der Meute bis auf gut fünfzig Meter. Um die übrigen sechs Flüchtenden vollends aufzuhalten, musste er drastischere Maßnahmen ergreifen, wenn er die hinter den Entführern sitzenden Geiseln nicht gefährden wollte. Also tat er etwas, das ihm im tiefsten Sinne widerstrebte. Er schoss auf die Pferde. Drei knickten auf der Stelle ein und warfen noch im Fallen ihre Reiter ab.
Inzwischen waren auch Gero und Arnaud so weit herangekommen, dass sie ihre Lanzen zücken konnten, um den am Boden liegenden Gejagten den Garaus zu machen. Noch im Anritt holte Gero aus und |331| schleuderte die Lanze einem der zu Fuß fliehenden Sklavenhändler in den Rücken. Die Wucht des Aufpralls katapultierte den großgewachsenen Mann nach vorne in den Sand, wobei die Lanze seinen Brustkorb durchbohrte und, selbst nachdem er gefallen war, aufrecht in ihm stecken blieb. Fasziniert beobachtete Jack Tanner, wie Gero seinen Hengst in eine scharfe Kurve zwang und von neuem an den Getöteten herangaloppierte. Im Vorbeireiten zog er schwungvoll die Lanze aus dem Toten und steckte sie geschickt in die seitliche Halterung.
Arnaud hatte den zweiten gestürzten Reiter auf eine ähnliche Weise erledigt, und Johan hatte sich einen anderen der Flüchtlinge vorgenommen. Dafür war er vom Pferd gesprungen und lieferte sich mit dem Mann einen gnadenlosen Zweikampf mit dem Schwert. Tanner versuchte den beiden anderen zu folgen, doch ihre Spur verlor sich im Dunst der Wüste.
Arnaud hatte den dritten Mann inzwischen erledigt.
Erst da fiel Jack auf, dass die Schlächter der Dorfbevölkerung ausnahmslos schwarze Turbane trugen und sich außer mit Pfeil und Bogen mit Krummsäbeln verteidigt hatten.
Sarazenen also, mutmaßte er. Er sprang vom Pferd und ersparte sich einen Kommentar zum offensichtlichen Leichtsinn der Ordensbrüder. Gemeinsam ging er mit ihnen die am Boden liegenden Leichen ab, um sicherzustellen, dass sie auch wirklich tot waren.
Nicht allzu weit entfernt sah er, wie Johan dem noch etwas wackeligen Stephano des Sapin dabei half, sein halbtotes Pferd von den Qualen zu erlösen. Das Tier hatte nicht nur einen Pfeil in der Brust, sondern auch die Beine gebrochen. Bevor Jack einen Gnadenschuss anbieten konnte, hatte der Flame dem Hengst bereits die Kehle durchschnitten.
Aus einem der übrig gebliebenen Häufchen Kleider, die im Sand lagen und im ersten Morgenlicht spärliche Schatten warfen, erhob sich ein Wimmern. Jack näherte sich mit angespannten Muskeln einer am Boden kauernden Gestalt und fasste sie am Arm, um sie zu sich hochzuziehen. Dabei löste sich ihr dunkler Schleier, und ein langer, brünetter Zopf kam zum Vorschein. Unschwer zu erkennen, handelte es sich um eine Frau, und als sie angsterfüllt zu ihm aufschaute, blickte er in die wunderschönen, schwarzen Augen eines vielleicht siebzehnjährigen Mädchens. Der von ihren Tränen verschmierte, schwarze Khol rund um die Lider ließ sie noch verzweifelter aussehen. Als sie Jacks |332| Chlamys mit dem roten Kreuz bemerkte, schrie sie vor Entsetzen und versuchte sich mit aller Kraft seinem Griff zu entwinden.
»Lasst mich!«, flehte sie. »Ihr seid doch heilige Männer, wie könnt Ihr so etwas tun?«
Gero brachte eine weitere schwarzhaarige Frau hinzu, die er in einer ähnlichen Verfassung vorgefunden hatte. Sie war um einiges älter als das weinende Mädchen und verhielt sich eher wie scheues Wild, das vor Angst erstarrt vor seinem Jäger steht. Anscheinend war sie eine Verwandte, weil sie die gleiche hübsch geformte Nase besaß.
Jack bemerkte, wie sie der Jüngeren mit einem stummen Zeichen zu verstehen gab, dass sie besser den Mund halten sollte.
»Pass auf, dass sie nicht wegläuft!«, forderte Gero ihn auf und überließ ihm die Ältere der beiden. Im Gegenzug führte er das jüngere Mädchen in den Schatten eines hohen Wüstenstrauches.
»Setz dich!«, befahl ihr Gero so freundlich wie möglich, wobei er das Mädchen immer noch festhielt, weil er spürte, dass sie davonlaufen würde, wenn er seinen Griff lockerte. Der abgewandte Blick des Mädchens war total verängstigt. Offenbar dachte sie, er wolle sie
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