Die Rueckkehr der Templer - Roman
schartenartige Wunde blieb, die kaum blutete.
Hertzberg biss die Zähne zusammen, während Struan die Wunde mit einer Jodlösung desinfizierte, die Karen ihnen in kleinen Plastikampullen mitgegeben hatte, und danach einen Druckverband anlegte. Im Stillen hoffte er, dass die Verletzung nicht den Tod des Alten herbeiführen würde. Umso erleichterter war er, als er von weitem sah, wie sich Gero und seine Kameraden zusammen mit Tanner unverletzt näherten. Doch die Freude trübte sich sogleich, als der erstickte Aufschrei eines Mädchens die Ruhe zerschnitt. Sie saß hinter Gero im Sattel und sprang vom Rücken des gewaltigen Hengstes. Vollkommen außer sich rannte sie auf den toten Jungen zu. Struan hatte ihn unter dem nächsten Baum in eine Decke gerollt abgelegt. Laut schluchzend warf sie sich über den Leichnam, vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und schrie ihre Trauer hinaus. Auch ihre Gefährtin stand noch immer unter Schock. Arnaud besann sich auf seine erprobte Fähigkeit, Verzweifelte zu trösten. Stumm setzte er sich an die Seite des Mädchens und strich ihr sanft über den Rücken, während Johan deren Gefährtin im Arm hielt, die sich hemmungslos an seiner Brust ausweinte.
|337| Gero kümmerte sich unterdessen mit Stephano um den Professor.
»Wir müssen ihn in ein Hospital bringen«, bemerkte Stephano mit mitleidigem Blick.
»Hospital?« Jack sah ihn an, als ob er den Verstand verloren hätte. »Machst du Witze? Dann kann ich ihn ja gleich erschießen. Baxter hat ihm noch kurz vor unserem Abmarsch eine Tetanusspritze verpasst, und soweit ich weiß, ist er auch sonst gegen so ziemlich alles geimpft, was ihm gefährlich werden könnte.«
»Der Pfeil könnte vergiftet sein«, bemerkte Stephano düster.
Hertzbergs Blick wirkte gequält. »Ich wäre schon mit einer Schmerztablette zufrieden.«
Jack wandte sich seinem Sattel zu. »Und ich denke, es ist nicht verkehrt, wenn ich Ihnen zuerst eine Penicillin-Spritze in den Hintern jage und dann eine kleine Portion Morphin.« Jack zog sich mit Hertzberg hinter einen Baum zurück, damit ihn die beiden Frauen nicht beobachten konnten. Derweil ordnete Gero die unverzügliche Bestattung der Toten an, was im jüdischen Glauben unabdingbar war und einige Zeit in Anspruch nehmen würde.
Arnaud kümmerte sich weiterhin um die Frauen, indem er ihnen ein paar Pillen aufgelöst in einem Becher mit Wasser zu trinken gab, von denen Jack behauptete, diese Medikamente würden sie unverzüglich beruhigen.
Tatsächlich war es, als ob man ihnen ein Pfeifchen Opium verabreicht hätte.
Selbst als sie Stunden später in der heißen Mittagssonne vor dem Lazarus-Kloster haltmachten, hatten die Männer Mühe, die Frauen zu wecken.
»Templer!« Der Ausruf von Schwester Agatha, der Gero und seinen Männern draußen vor den Toren nicht entgangen war, klang wie eine Drohung.
»Kennst du die Männer?«, rief Äbtissin Ioveta von unten herauf. »Sind es Montbards Leute?«
»Wie soll ich das wissen?«, rief Agatha zurück.
»Sie kommen direkt auf uns zu!«, berichtete eine andere Frau, die durch die Fenster in der Wehrmauer starrte und angespannt beobachtete, |338| wie sich der Trupp von sechs stattlich aussehenden Rittern und ihren Begleittieren dem Kloster näherte.
»Was ist, wenn sie Einlass verlangen?«
Rona sah beunruhigt auf, als eine der jungen Nonnen auf sie zugelaufen kam, um sie und Lyn von der Küche in Richtung Kellerloch zu schieben. Die hellblauen Augen weit geöffnet, stand im blassen Gesicht des Mädchens die reinste Panik.
»Hey!«, protestierte Rona und nahm eine Abwehrhaltung ein. »Was habt ihr Graukittel jetzt schon wieder mit uns vor? Reicht es nicht, dass wir hier seit Wochen in diesen schrecklichen Nonnenkostümen umherlaufen müssen? Will eure Äbtissin uns jetzt auch noch in eine finstere Grotte sperren?«
»Es muss sein«, rief Schwester Veronica verzweifelt. »Draußen stehen sechs Templer. Der Teufel weiß, wer sie gerufen hat! Es könnten Tramelays Leute sein. Ihm ist alles zuzutrauen.«
»Woher wisst ihr, dass Montbard sie nicht selbst geschickt hat?« Lyn legte eine Hand auf den Arm der Nonne, um sie zu beruhigen. Seit fünf Jahren befanden sie sich nun schon in diesem Desaster, von einem Ort zu einem anderen fliehen zu müssen, weil niemand ihre wahre Herkunft erfahren durfte. Und nun spitzte sich die Lage zu. Erst vor vierzehn Tagen waren sie aus einem Versteck in Nablus von André de Montbard, dem in Ungnade gefallenen ehemaligen
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