Die Rueckkehr der Templer - Roman
bekannte Gero, verblüfft darüber, dass das Mädchen die hebräische Sprache beherrschte. »Vielleicht könnt Ihr uns sagen, wo André de Montbard zu finden ist?«
Sie kam näher, und ihr Gesicht nahm einen verschwörerischen Ausdruck an. »Er lebt die meiste Zeit im Palast, dort, wo die Königin ihre Gemächer hat. König und Orden haben ihn sozusagen ins Exil geschickt. Man munkelt, er habe im Orden keinen großen Einfluss mehr. Aber ich kann nicht glauben, dass er das auf sich sitzen lässt. «
»Woher weißt du das?«, fragte Gero verblüfft.
»Ich gehöre zu jenen, denen der Dienst im Palast untersagt wurde, weil ich wie Montbard auf der falschen Seite stand, mit dem Unterschied, dass ich nicht bedeutend genug war, um weiter dort wohnen zu dürfen.«
»Weißt du etwas darüber, ob die Templer im Hauptquartier zwei Frauen beherbergen?«
Ihre Lider verengten sich. »Was wollt Ihr von ihnen?«
Gero musterte sie argwöhnisch. »Kannst du uns etwas darüber sagen oder nicht?«
»Weil du ein Templer bist«, flüsterte sie, »und deine blauen Augen jede Frau geradewegs zur Sünde verführen.« Sie schenkte ihm ein aufreizendes Lächeln, während sie mit einer Hand ihren Mund schützte, so als könne jemand, der sie beobachtete, allein durch die Bewegung ihrer Lippen die Worte lesen. »Man munkelt, dass Montbard sie an einen geheimen Ort verschleppt hat, um sie ganz allein für sich zu haben. Wenn Ihr also wissen wollt, wo sie sind, wird Euch nichts anderes übrig bleiben, als ihn persönlich zu befragen.«
|359| Kapitel 13
Unselige Allianzen
Juli 1153 – Jerusalem
Gero verabschiedete sich von Hertzberg mit dem Versprechen, gleich morgen früh nach ihm zu sehen. Danach eilte er durch ein hohes Spitzbogenportal in den staubigen Innenhof des Hospitals und nahm von dort aus den direkten Weg zur Davidsstraße, wo Johan, Tanner und Arnaud, die bereits vorausgegangen waren, im Schatten eines Tamarindenbaumes auf ihn warteten. Schweigend beobachteten sie das bunte Treiben auf den Gassen. Menschen allen Alters und beiderlei Geschlechts eilten in einfachen wie in kostbaren Gewändern an ihnen vorbei. Viele von ihnen bepackt mit Holz, Brot, Büchern, Stoffen und nicht selten Waffen, zumindest wenn es sich um Ordensritter, Wachleute oder Abenteurer handelte. Die Luft war erfüllt von feinem, gelblichem Staub und einer exotischen Mischung aus Blumendüften, Gewürzen, Räucherwerk, Kamelmist und ungewaschenen Menschen.
Hier und da sah Gero Sarazenen, die man an ihren gestreiften Stoffen und einem Turban erkennen konnte oder zumindest einem Tuch, das sie von einem Strick gehalten auf dem Kopf trugen.
Arnaud lächelte einer Frau hinterher, deren große, dunkle Augen ihn im Vorbeigehen anstrahlten. Mund und Nase waren von einem dunklen Schleier bedeckt; ihr Körper wurde ganz und gar von einem schwarzen, mit silbernen Fäden bestickten Umhang verhüllt.
»Diese Kleidung nennt man Jilbab«, erklärte Arnaud immer noch ganz fasziniert, als er an Tanners Grinsen bemerkte, dass sein flüchtiger Flirt nicht unbemerkt geblieben war. »Meine Großmutter trug außerhalb des Hauses immer ein solches Gewand. Sie war die Tochter eines syrischen Wesirs«, sprach er weiter, als Tanner fragend eine Braue hob. »Mein Großvater Baron Roger de Mirepaux war Katharer und hat sie im Jahre des Herrn 1246, von König und Klerus in Franzien verfolgt, nachdem er Zuflucht im Haus ihres Vaters gefunden hatte, zur Frau genommen.«
|360| »Kein Wunder, dass du aussiehst wie ein Einheimischer und fließend deren Sprache beherrschst«, bemerkte Jack anerkennend.
»Die Frauen hier sind unglaublich«, murmelte Arnaud und starrte der nächsten hinterher. »Allein der Anblick ihrer Augen ist eine Sünde wert. Was würde erst mit einem Mann geschehen, wenn er den Rest zu sehen bekäme?«
»Arnaud kann nicht verleugnen, dass in seinen Adern Sarazenenblut fließt«, spöttelte Johan amüsiert. »Diese Heiden sind so heißblütig, dass sie sogar die Gesichter ihrer Weiber verbergen müssen, weil sie ansonsten bereits auf der Straße über sie herfallen würden.«
»Was weißt du schon!«, grollte Arnaud verärgert, obwohl er wusste, dass Johan seine Bemerkung scherzhaft gemeint hatte. Trotzdem verpasste er seinem flämischen Bruder einen Stoß in die Seite, den dieser mit erhobenen Händen und einem entwaffnenden Lachen kommentierte. Es war nicht das erste Mal, dass Arnaud sich wegen seiner levantinischen Abstammung gehänselt fühlte. Seine
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