Die Rueckkehr der Templer - Roman
Familie hatte in Franzien jahrelang um die Wiederanerkennung als provenzalische Adlige kämpfen müssen. Selbst Arnaud hatte das noch zu spüren bekommen und allein deshalb um Aufnahme bei den Templern ersucht. Dort hatte man ihm jene Anerkennung und Akzeptanz entgegengebracht, die seine wunde Seele so dringend benötigte.
»An dieser Tradition wird sich auch in Zukunft nicht viel ändern«, bemerkte Jack grinsend. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Gero. »Und? Hast du mithilfe der kleinen Brünetten herausfinden können, wo sich euer geheimnisvoller Templerbruder versteckt?«
»Sie sagte, dass Montbard sich seit der Enthebung aus allen Ämtern die meiste Zeit im Königspalast aufhält«, konstatierte Gero und straffte seine beeindruckenden Schultern. »Angeblich hat die Königin ihm eine Art Exil gewährt. Und er scheint tatsächlich etwas über den Verbleib der Frauen zu wissen.«
»Wer sagt das?« Johan, der nichts von dem Gespräch mitbekommen hatte, sah ihn überrascht an.
»Die blaugewandete Dienerin, die dem griechischen Medikus bei seiner Arbeit behilflich ist.«
Arnaud lächelte milde. Er kannte diese Sorte von Frauen, und er |361| hatte gesehen, wie sie Geros stolze Erscheinung regelrecht mit den Augen verschlungen hatte. »Und du denkst nicht, dass sie dir einfach imponieren wollte?«
»Warum sollte sie?« Gero verzog den Mund zu einem ironischen Grinsen. »Ich habe ihr weder Geld noch sonst was versprochen.«
Tanner blickte in Richtung Königspalast, der direkt hinter dem Hospital an den Garten des Patriarchen von Jerusalem angrenzte. »Kommen wir da einfach hinein, oder müssen wir eine Einladung vorweisen?« Das Gebäude, in dem die Könige von Jerusalem seit einem knappen halben Jahrhundert residierten, erschien ihm ziemlich gewaltig.
Es handelte sich um ein gemauertes, mehrstöckiges Labyrinth von Stiegen, Gängen, Türmchen und Balkonen, gekrönt von goldenen Kuppeln und glänzenden Dächern, die von einer mächtigen Zitadelle überschattet wurden. Noch relativ jung und hellblau getüncht, hatte der mit bunten Ornamenten bemalte Prachtbau nichts mit der verfallenen Ruine im einundzwanzigsten Jahrhundert zu tun, von der man noch nicht einmal wusste, ob dort je christliche Könige residiert hatten.
Dass der Palast gut bewacht war, konnte sich jeder denken, der die blaugewandeten Soldaten beobachtete, die, mit Lanzen und Armbrüsten bestückt, unter dem Banner des Königs von Jerusalem auf dem Turm ihren Dienst versahen.
»Wir müssen es wagen, bevor sie uns im Hauptquartier zu irgendeinem Einsatz einteilen«, überlegte Gero laut, wobei sein Blick zum Davidsturm glitt, hinter dem die rotgoldene Sonne versank. »Warum sollte es uns als Templer verwehrt sein, André de Montbard aufzusuchen?« Entschlossen richtete er seinen Blick auf Arnaud. »Komm, Poulani«, sagte er knapp. »Du sprichst als Einziger alle hier gebräuchlichen Sprachen, du wirst mich begleiten.«
»Und was ist mit uns?« Johan sah ihn beinahe vorwurfsvoll an.
»Du gehst mit Jack zurück nach al-Aqsa und berichtest den anderen, was wir herausgefunden haben. Sie sollen die Suche nach den Frauen im Hauptquartier vorerst einstellen. Irgendetwas ist faul an der Geschichte. Deshalb erscheint es mir nicht von Vorteil, wenn wir bei Peter de Vezelay und seinen Leuten den Verdacht erwecken, an etwas anderem interessiert zu sein als an der Verstärkung ihrer Truppen. Vielleicht |362| sind wir nach unserem Besuch bei Montbard schlauer und wissen, wo und wie wir am besten vorgehen können.«
Tanner verspürte eine ungeheure Neugier, als er mit Johan die Davidsstraße zurück zum Tempelberg ging. Wann würde er noch mal Gelegenheit haben, das mittelalterliche Jerusalem zu durchqueren? Während Johan interessiert das Angebot auf den blanken Holzläden studierte, stieß Jack der Geruch von Kot, Blut und nassen Federn in die Nase. Der nächste Stand bot allem Anschein nach frisch geschlachtetes Geflügel an. Ein Huhn, das von einer korpulenten Frau aus einem Bastkäfig ausgewählt worden war, wehrte sich nach Leibeskräften, als sein Kopf unversehens auf einem Holzblock landete. Wenig später wurde das Tier von einem hageren Händler mit dem gezielten Schlag einer Axt geköpft. Beine und Flügel zuckten noch im Todeskampf, als der blutende Kadaver in einen Jutesack gesteckt und an seine neue Besitzerin übergeben wurde. Ein Stück weiter röstete eine Händlerin Hühnerkämme auf Holzspießen über einem offenen Feuer. Die Frau fing
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