Die Rueckkehr der Templer - Roman
Tote hinaus und begrub sie noch vor Tagesanbruch auf dem benachbarten Friedhof.
Am Haupteingang des Hospitals wimmelte es von Leuten auf Krücken und von Kranken und Verletzten, die wie Hertzberg auf Tragen transportiert wurden. Die Tatsache, dass seine Begleiter die Templerchlamys der Ritter trugen, ersparte ihnen lästige Wartezeiten.
Im Innern des Hauses begegneten ihnen Männer in weißen Gewändern, die bei den Kranken saßen, ihnen den Puls fühlten oder sie zur Ader ließen. Einer betrachtete in einem Glas eine trübe gelbliche Flüssigkeit, und nachdem er das Glas zur Seite gestellt hatte, schrieb er etwas in ein Buch, das er an einem Band befestigt am Gürtel trug. Allem Anschein nach handelte es sich ausnahmslos um Griechisch, Arabisch und Hebräisch sprechende Ärzte, deren Helfer dafür sorgten, dass die Patienten zur Anmeldung gelangten, bevor sie ein frisch bezogenes Bett zugeteilt bekamen.
Zunächst wurde jeder Patient mit einem frischen grauen Übergewand und Filzpantoffeln versorgt, die ihm eine unbeschwerte Benutzung der Latrinen ermöglichten.
Hertzberg ließ alles in fassungslosem Erstaunen an sich vorbeitreiben und vergaß dabei glatt seine Schmerzen. Am Eingang mussten sie den Professor zunächst registrieren lassen und mit einem Goldbyzantiner, der in der Zukunft etwa tausend US-Dollar entsprechen würde, in Vorleistung treten, damit er einen eigenen Verschlag erhielt, der ihn mit langen, blauen Tüchern von den anderen Kranken trennte und ihm ein Mindestmaß an Privatsphäre versprach. Was angesichts all der ungeklärten |357| Krankheitsfälle sicher eine gute Entscheidung war. Auch die Verpflegung schien in seinem abgetrennten Verschlag besser zu sein als bei den übrigen Patienten, die zumeist auf die Zuwendungen ihrer Angehörigen angewiesen waren.
Nun machte sich Hertzbergs gute Vorbereitung bezahlt. Obwohl die Wertigkeit des Geldes zu dieser Zeit nicht klar zu ermitteln gewesen war, hatte er in speziellen Labors alles an Münzen herstellen lassen, was in diesen Tagen üblich gewesen war. Dinare, Byzantiner, Mark, Groschen – Gold, Silber und Kupfer, rund drei Kilo; das meiste davon hatten sie in eine Satteltasche eingenäht und nun auf die Brusttaschen der Männer verteilt, damit es ihnen nicht gestohlen werden konnte.
Gero und seine Kameraden staunten, als sich unvermittelt ein engelhaftes Wesen im nachtblauen Gewand, das auf den Namen Nesha hörte, mit einem Körbchen frischer Granatäpfel vorstellte und ein Federbett aus feinem, dunkelgrünem Brokat für den Professor aufschüttelte. Die langen brünetten Haare unter einem durchsichtigen Schleier verborgen, lächelte sie Tanner von der Seite an und zwinkerte ihm zu, als er zurücklächelte.
Ein beleibter, griechischer Medikus mit schwarzem Bart begutachtete unterdessen die rotgeschwollene Wunde an der Schulter des Professors, die Gero selbst freigelegt hatte, damit der Arzt nicht auf die Reste von Gaze und Pflaster stieß, die nur unnötige Fragen aufgeworfen hätten. Wenig später ließ sich der Medikus nicht davon abhalten, die Wunde mit einer grünlichen Paste zu bestreichen, bevor Nesha einen neuen Verband anlegte. »Er wird eine Weile hierbleiben müssen«, sagte der Arzt mit Blick auf den prallgefüllten Geldbeutel, den Gero in Händen hielt.
»Wir werden unseren Kameraden in ein paar Tagen wieder abholen«, versicherte Gero und drückte dem Griechen ein Säckchen mit weiteren Silbermünzen in die Hand. »Das ist für seine Verpflegung. Bis dahin habt Ihr ihn hoffentlich wieder auf die Beine gebracht.«
»Worauf Ihr Euch verlassen könnt, Seigneurs«, erwiderte der Arzt unter einer tiefen Verbeugung in Altfranzösisch.
»Das restliche Geld für die Behandlung bekommt Ihr bei entsprechendem Erfolg«, fügte Gero hinzu. Eine im Mittelalter durchaus übliche Abmachung – für Tote zahlte man schließlich nicht.
Auch dem Mädchen gab er noch eine Münze. Sie verbeugte sich artig, |358| und Tanner hätte wetten mögen, dass sie Gero daraufhin ebenso unverschämt zuzwinkerte, wie sie es zuvor bei ihm getan hatte.
»Wir werden so bald wie möglich nach dir schauen, Moshe«, versicherte Gero und klopfte Hertzberg sacht auf die unversehrte Schulter. »Unsere wichtigste Aufgabe ist es nun, so schnell wie möglich die Frauen zu finden.«
Nesha, die sich bisher auffällig geschäftig gegeben hatte, sah ihm unvermittelt ins Gesicht. »Sucht Ihr jemanden, wenn ich fragen darf?«
»Wir sind soeben erst in der Stadt angekommen«,
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