Die Rueckkehr der Templer - Roman
seiner Mutter erschien. Mit diesen beiden an seiner Seite würde er jede Hürde zu nehmen wissen.
Gero betete zunächst für Hannah und dann für Matthäus, auf dass es ihnen gut erging. Erst dann bat er um Erleuchtung, was den Kelch betraf, die ihm weit wichtiger erschien als das Auffinden der beiden Frauen. Als er die Hände vom Gesicht nahm und sich erhob, stand Arnaud neben ihm. Ohne sich zu bekreuzigen, gingen sie gemeinsam in den Abend hinaus.
Die Wachen, die sie am schönen Tor empfingen, hatten einen seltsam distanzierten Ausdruck in den Augen, als sie Gero die Losung aufsagen ließen, um Einlass zu erlangen. Arnaud schob das Flackern in ihren Pupillen auf das Feuer, das in Eisenkörben neben dem Eingangsportal loderte. Dabei stellte er sich die Frage, ob es ein Willkommensdienst sein sollte, dass sie die Treppe hinauf zu al-Aqsa von zwei weiteren Brüdern mit Fackeln begleitet wurden.
Einer von ihnen hatte einen Bluthund an der Leine, der einen Maulkorb aus einem mit Leder umhüllten Stahlgeflecht trug und unentwegt |375| knurrende Laute von sich gab. Niemand sprach ein Wort, was unter Ordensbrüdern nicht ungewöhnlich erschien. Trotzdem konnte auch Gero die Spannung zwischen ihnen und den beiden anderen Brüdern beinahe körperlich spüren.
Oben angekommen, gesellten sich im Halbdunkel immer mehr uniformierte Gestalten hinzu, und Gero wurde das Gefühl nicht los, dass man sie einkreiste. Unwillkürlich griff er zu seiner Waffe, obwohl es ihm absurd erschien, gegen die eigenen Brüder zu kämpfen. Arnaud hatte seine Schritte verlangsamt und beobachtete aufmerksam die Umgebung. Dass hier etwas nicht stimmte, sah sogar jemand, der gründlich geblendet worden war.
Sein Verdacht bestätigte sich, als sie auf einen Schlag von zwölf Fackelträgern umringt wurden, die sie zum Ablegen ihrer Waffen aufforderten.
Mit einem singenden Metallgeräusch zog Gero seinen Anderthalbhänder aus der Scheide und sah sich kampflustig um. Arnaud stand mit dem Rücken zu ihm, sein Schwert mit beiden Händen gefasst, und während sie sich langsam Schritt für Schritt um die eigene Achse bewegten, mussten sie erkennen, dass man ihnen eine Falle gestellt hatte.
»Gebt auf!«, rief eine schneidende Stimme aus dem Dunkel. »Eure Brüder sitzen bereits im Kerker.«
»Nicht, bevor man uns sagt, was man uns vorwirft!« Geros dunkle Stimme signalisierte Entschlossenheit.
»Auf Eurem Weg hierher habt Ihr ein jüdisches Dorf überfallen, alle Einwohner getötet und ein ganzes Bataillon Templer, das ihnen zur Hilfe eilen wollte, in den Tod geschickt. Außerdem seid Ihr mit dem Teufel im Bunde, weil Ihr eine seltsame Waffe mit Euch geführt habt, die Ihr nur vom Satan empfangen haben könnt. Das sollte ausreichen, um Euch am Sonntag im Kapitel zum Tode zu verurteilen.«
Verdammt, dachte Arnaud, irgendjemand wusste um das, was in der Nähe von Bethanien geschehen war. Doch wie war es zu Tage gekommen? Vielleicht hatten die Ordensschwestern von Sankt Lazarus den Templern von ihrem plötzlichen Auftauchen berichtet. Oder die beiden Jüdinnen, die ihnen ihre Rettung verdankten, hatten sie entgegen aller Beteuerungen verraten. Oder die beiden Geflüchteten waren zurückgekehrt und hatten sie erkannt.
»Wir sind unschuldig«, erklärte Gero mit Nachdruck in der Stimme. |376| »Und das wisst Ihr selbst am besten. Wenn Ihr uns also verurteilen wollt, müsst Ihr es zunächst mit uns aufnehmen. Wir werden uns nicht freiwillig für etwas ergeben, was wir nicht zu verantworten haben.«
Der offensichtliche Anführer der Templer trat vor. Im Schein der Fackel kam ein grobschlächtiges Gesicht mit einem rötlichblonden Bart zu Tage. »Ergreift sie!«, rief er mit sich überschlagender Stimme. Sofort stürzten sich zehn Ritterbrüder auf Gero und Arnaud, um sie in Ketten zu legen. Die Klingen der Männer blitzten im Schein des Feuers auf. Stahl prallte auf Stahl. Gero und Arnauds Bewegungen kamen beinahe synchron, als sie nach allen Seiten ausschlugen. Ihre Waffen waren dank Hertzbergs Einsatz stabiler und weitaus flexibler als die ihrer Gegner. Seine Hoffnung, dass wenigstens einer von ihnen beiden fliehen konnte, stieg, als ein paar Klingen der Angreifer unter seinen Hieben zu Bruch gingen.
Während Gero eine Attacke nach der anderen abwehrte, gab er Arnaud kurze Anweisungen. »Sieh zu, dass du verschwindest«, rief er ihm zu und wirbelte herum, dabei zerteilte er einem seiner Gegner mit einem Streich den Kettenhandschuh. Blut spritzte, und um
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