Die Rueckkehr der Templer - Roman
Bürgerrechte verfügten. Arnaud konnte sich denken, dass er kaum Chancen hatte, unversehrt aus diesem Schlamassel herauszukommen. Erst jetzt dämmerte ihm, was die Anschuldigungen, die man ihnen im Hauptquartier entgegengeschleudert hatte, bedeuteten. Die Ordensleitung hatte den Spieß einfach umgedreht. Bevor Gero und seine Männer auf die Idee kommen konnten, ihre grausame Entdeckung in der Wüste publik zu machen, beschuldigte man sie kurzerhand, die Tat selbst begangen zu haben.
Vielleicht war es sogar André de Montbard, der ein solches Verhalten deckte und – vielleicht war er es, der sie am Ende verraten hatte, weil er Gero und seine Mitstreiter als Gefahr für seine Interessen empfand.
Schlagartig wurde Arnaud bewusst, wie blauäugig sie an die Geschichte herangegangen waren und dass auch ihre Auftraggeber bei der Suche nach den Frauen keine größeren Schwierigkeiten einkalkuliert hatten, weil der Zeitraum bis zu ihrer eventuellen Rückreise im Verhältnis zu den hier herrschenden Bedingungen äußerst kurz gefasst worden war. Was, wenn es den Frauen aus der Zukunft ähnlich ergangen war wie ihnen selbst, nachdem sie im Jahr 2004 gestrandet waren und von den Amerikanern regelrecht versklavt worden waren? Vielleicht hatte man sie irgendwo in einem finsteren Loch verschwinden lassen, damit niemand ihr Wissen und ihre Fähigkeiten nutzen konnte. Kein Wunder, wenn Montbard angesichts eines solchen Vorgehens nicht darüber sprechen wollte, wo die Frauen zu finden waren.
|379| Plötzlich huschte eine verhüllte Gestalt in gut zwanzig Fuß Entfernung über die Gasse und verschwand wie eine entfliehende Küchenschabe hinter einer hölzernen Tür. Das Geräusch herannahender Stiefel gab Arnaud den Impuls, ihr zu folgen. Als er die Tür öffnen wollte, verspürte er einen Widerstand, weil von innen jemand dagegenhielt. Arnaud stemmte sich mit der Schulter gegen das Holz, bis es nachgab. Im Innern der Hütte stieß er auf eine schwarz verschleierte Frau, deren aufgerissene Augen ihn im rotglühenden Licht eines Ofenfeuers panisch anstarrten. Sie stieß einen unterdrückten Schrei aus, als sie Arnauds Templerchlamys und die Waffen an seinem Gürtel erblickte. Arnaud überlegte nicht lange, er schloss die Tür und packte das Weib. Seine schwielige Hand legte sich über ihren Mund und brachte sie augenblicklich zum Schweigen.
»Zieh deinen Jilbab aus«, raunte er ihr auf Arabisch zu.
Plötzlich stand eine viel kleinere Gestalt vor ihm, mit dämonischem Blick und erhobenem Krummsäbel und starrte ihn bösartig an.
»Im Namen des Dschihad, du elender Christ. Lass sofort meine Schwester los, oder ich werde dich töten!« Das schwarzgelockte Kerlchen erinnerte Arnaud an sich selbst, wie er etwa im Alter von acht Jahren ausgesehen hatte. Arnaud, der die Frau mit nur einem Arm umklammert vor sich hielt, zückte seinen Anderthalbhänder und hielt ihn dem Jungen entgegen. »Und jetzt, du Rebell? Was machst du jetzt? Sag bloß, du willst mit mir kämpfen?«
Unsicherheit keimte im Blick des Jungen auf, während die Frau in Arnauds Armen zu wimmern begann. »Ich bitte Euch, mein Bruder ist noch ein Kind, und Ihr seid ein Ordensritter, der vor Gott und all seinen Heiligen ein Gelübde abgelegt hat! In Allahs Namen, was wollt Ihr von uns?«
»Ich bin kein Ordensritter«, log Arnaud in perfektem Arabisch. »Ich sehe vielleicht so aus, aber in Wahrheit bin ich ein fatimidischer Spion, der von Templern verfolgt dringend Eure Hilfe benötigt.«
»Was soll ich tun?«, wisperte die Frau, immer noch am ganzen Körper zitternd.
Arnaud steckte sein Schwert in die Scheide, wobei er den Jungen im Blick behielt, und lockerte ein wenig den Griff, damit die Frau durchatmen konnte.
»Allah ist groß und erhaben, ich bin ganz gewiss nicht hier, um dich |380| zu entehren«, versuchte er sie zu beruhigen. »Gib mir deinen Jilbab, damit ich die Stadt unerkannt als muslimische Frau verlassen kann, und ich werde dich reichlich entlohnen.«
»Samira, glaub ihm kein Wort!«, schleuderte ihm ihr kleiner Bruder entgegen. »Er ist ein Templer. Er will dich auf die Probe stellen.«
Arnaud löste seinen Griff und entließ die Frau zum Beweis seiner ehrlichen Absichten in die Freiheit, dabei schaute er ihr tief in die Augen und setzte sein charmantestes Lächeln auf.
»Ich bitte Euch«, flüsterte er. »Allah ist mein Zeuge, und mit ihm all seine Propheten, dass ich dir die Wahrheit gesagt habe. Wenn die Ordensbrüder mich schnappen, bin ich ein
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