Die Rueckkehr der Templer - Roman
südwestlich der Klagemauer, unterhalb einer steinernen Treppe, die hoch in die Stadt führt. Dort steht noch ein gotischer Torbogen von lilafarbenen Glyzinien umrankt. Am Fuße des Torbogens befindet sich ein gepflasterter Weg. Am rechten Pfeiler könnten wir eine Plombe unter den Steinen vergraben.«
Anselm war so sehr in den Vorstellungen von einem sicheren Nachrichtenweg versunken, dass er gar nicht bemerkte, wie Paul Hannah aufforderte, ihre Hand in den rotierenden Nebel zu legen. »Falls wir etwas zu vergraben haben«, fügte er hinzu. »schließlich kann zurzeit |412| niemand mit Sicherheit sagen, ob die beiden gesuchten Frauen sich überhaupt noch in der Stadt befinden.«
»Wenn wir eine Nachricht erhalten, die uns in die Lage versetzt, die Reparatur durchzuführen, könnten wir euch innerhalb weniger Tage zurückholen. Ihr müsstet uns bloß Zeit und Ort nennen, von wo aus wir euch zurücktransferieren sollen.«
»Falls ihr es schafft, das Ding je wieder in Gang zu setzen.« Anselm sah Paul zweifelnd an.
»Wissenschaft lebt vom Experimentieren«, erwiderte Paul. »Nicht vom Lamentieren, pflegte mein Professor zu sagen.«
Er blickte mit ernster Miene auf, als der Server begann, Hannahs DNA zu checken, und offenbar keine Einwände bestanden. »Bist du sicher, dass du das wirklich willst?«
»Ja«, sagte sie mit gepresster Stimme. »Wir gehören zu unseren Männern. Selbst wenn sie sich in der Hölle befinden.«
Karen konnte man ansehen, dass sie Hannahs Entschlossenheit berührte. Sie schluckte, als Matthäus wie selbstverständlich neben Hannah trat und seine eigene Hand in den Nebel legte. Der Junge hatte anscheinend nicht den geringsten Zweifel, ihr wohin auch immer zu folgen.
25. Juli 1153 – dieses Datum hatte als Ankunftszeit für Geros Transfer gestanden.
Karen kramte rasch einen Beutel aus ihrer Laborkitteltasche hervor und reichte ihn an Hannah weiter, während der Server den Countdown begann. »Schmerztabletten, Penicillin und was gegen Durchfall«, erklärte sie beinahe entschuldigend. »Ich dachte, vielleicht kann es euch helfen, auch wenn ihr nicht weit damit kommen werdet, sollte es uns nicht gelingen, euch baldmöglichst zurückzuholen.«
Hannah nahm ihre bescheidene Gabe dankbar entgegen. »Wir haben das Know-How, und das ist das Wichtigste. Oder?«
Karen nickte mit gespielter Zuversicht.
»Danke«, sagte Hannah, ohne Karen in die Augen zu sehen. Sie wollte nicht über Risiken nachdenken und erst recht nicht über Vernunft und Unvernunft. Was hier ablief, war mit beidem nicht zu erklären.
Dann kamen Amelie und Freya an die Reihe. Auch sie ließen sich keinerlei Zweifel anmerken. Anselm atmete noch einmal tief durch, als |413| er seine Hand in den Nebel tauchte und der Countdown zur DNA-Prüfung von einer Frauenstimme zum fünften Mal heruntergebetet wurde.
»Transfer gestattet«, sagte die Stimme, und für einen Moment sah es so aus, als ob Jubel ausbrechen würde, doch die Gesichter wurden gleich wieder ernst.
»Good luck«, sagte Paul, und das Einzige, was ihm blieb, war, sich mit Karen in eine Ecke des Tresorraums zurückzuziehen und darauf zu hoffen, dass alles glattlief.
Nachdem die anderen verschwunden waren, griff Karen zu Pauls Erstaunen zum Telefon. »Was hast du vor?«
»Den General anrufen.«
»Damit er uns suspendieren lässt?«
»Nicht doch.« Sie lächelte wissend. »Damit er uns weiterhin protegiert.«
Erst als Karen zu sprechen begann, verstand er zögernd, was hier vorging.
»General«, sagte Karen mit gedämpfter Stimme. »Ihre Einschätzung war richtig. Hannah Schreyber hat genauso reagiert, wie Sie es vorausgesehen haben. Sie war es, die ihre Pistole genommen hat, und sie war es auch, die mich damit zum Transfer der Truppe gezwungen hat. Wenn wir Glück haben, werden sie und die anderen Zeitreisenden einen Weg finden, uns die notwendigen Informationen zukommen zu lassen. Und wegen eines erzwungenen Transfers kann uns das Pentagon nicht belangen.«
Paul klappte die Kinnlade herab, nachdem sie aufgelegt hatte. »Er hat davon gewusst?«
»Meinst du wirklich, die NSA hätte nicht bemerkt, wenn in diesem Gebäude Geiseln genommen werden? Lafour hat mich gleich nach dem Verschwinden der Waffe angerufen, weil er so etwas vermutete, und es schien ihm nicht ungelegen, dass Hannah einen Transfer erzwingen wollte.«
»Und ich dachte, wir können einander vertrauen?«
»Mach dir nichts draus«, erwiderte Karen. »Wir haben beiden Seiten geholfen.«
Paul
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