Die Rueckkehr der Templer - Roman
alle zurückzuholen. Gesetzt den Fall, ihr wollt es so.«
Hannah warf ihm einen fragenden Blick zu. »Wäre die Nachricht nicht längst dort, wenn ich dir jetzt einen Ort nenne und wir dort nachschauen würden?«
»Das ist die spannende Frage«, erwiderte Paul und lächelte schwach.
»Quantenphysikalisch gesehen, spielt Zeit keine Rolle«, erklärte Karen, |410| während sie den mit Notlicht beleuchteten Flur entlangliefen. »Wir wissen noch nicht genug, um sicher sagen zu können, wie die einzelnen Phänomene sich verhalten. Vielleicht liegt morgen ein Zettel im Depot am Heiligen Grab, der gestern noch nicht dort gewesen ist. Vielleicht aber auch nicht.«
Von weitem tauchten zwei Wachmänner auf, die, mit MPs bewaffnet, den Gang entlangmarschierten. Auf Anweisung Lafours schoben sie eine Sonderschicht, um den Aufbewahrungsraum des Servers bis zum Abflug nach Deutschland zu bewachen. Kerzengerade standen sie vor der Tür und schauten verdutzt, als plötzlich Karen vor ihnen auftauchte und mit ihr eine Gruppe von unangemeldeten Besuchern.
Hannah verlor jeglichen Mut. Paul und Karen würden es angesichts der beiden bulligen Aufpasser niemals schaffen, sie in den Tresorraum zu schleusen. Vielleicht ließ Paul deshalb Karen den Vortritt, damit sie die beiden wie auch immer becircte.
»Guten Abend, meine Herren«, sagte sie lächelnd, und bevor auch nur einer der beiden etwas erwidern konnte, hatte sie zwei Injektionspistolen aus ihrer Laborkitteltasche gezogen und sie den Männern an die Halsschlagader gesetzt. Im Reflex ließen sie die MPs fallen und fassten sich an die Einstichstelle. Noch bevor sie zu einer weiteren Reaktion fähig waren, sackten sie zu Boden.
Paul öffnete scheinbar ungerührt die unbewachte Tür mit seinem Chip-Code und wandte sich an Anselm. »Hilf mir, die beiden in den Serverraum zu schaffen. Sie werden eine Weile schlafen und sich praktischerweise hinterher an nichts mehr erinnern, nicht wahr, Schatz?« Er schenkte Karen ein unsicheres Lächeln und machte sich dann mit Anselm daran, die beiden Soldaten aus dem Sichtfeld der Überwachungskameras zu räumen.
Hannah drängte ihre Freundinnen zur Eile. »Los, geht schon hinein. Wir müssen aus dem Flur raus, bevor noch jemand kommt.«
Karen schloss als Letzte die Tür und verriegelte sie elektronisch.
Paul hatte zuvor eine Verbindung ins Netzwerk des amerikanischen Botschaftsgebäudes hergestellt und sämtliche Kameras, die diesen Raum überwachten auf Standbild geschaltet, so dass niemand in der Überwachungszentrale sehen konnte, wie viele Menschen sich plötzlich darin aufhielten. Der Metallkoffer, den Paul mit Karens Hilfe aus einem Stahlschrank holte, sah harmlos aus. Der Server darin, schwarz |411| und so groß wie eine Zigarrenkiste, machte keinen besonders spektakulären Eindruck. Auch war ihm nicht anzusehen, dass er beschädigt war. Das änderte sich auch nicht, als Karen einen gregorianischen Gesang von einem speziellen Band abspielte
Türkisfarbene Funken sprühten und sammelten sich zu einer nebligen Lichterwolke.
»Wie wäre es mit einer geheimen Stelle am Tempelberg?« Hannah zog fragend eine Braue hoch, während sie erleichtert beobachtete, wie der Server die grünblauen Lichtmoleküle zu einer Hand verdichtete. »Dort gibt es bestimmt einen Ort, wo wir eine Information hinterlegen könnten.«
»Es ist nicht leicht, ein sicheres Versteck zu finden, an dem sich die nächsten achthundert Jahre garantiert niemand vergreifen wird«, gab Anselm zu bedenken. »Gerade der Tempelberg ist nach der Rückeroberung Jerusalems durch Saladin 1187 Dutzende Male umgebaut worden. Außerdem ist es in der heutigen Zeit schwierig, dorthinzugelangen. Die Gegend gehört zum arabischen Teil der Stadt und wird ständig von Unruhen erschüttert. Ohne Taschenkontrolle kommt niemand an den palästinensischen Polizisten vorbei. Und auf dem Plateau werden Besucher ständig auf Waffen und Bomben kontrolliert.«
»Die Amerikaner verfügen über palästinensische Spitzel, die ihnen aushelfen können, aber ob sie solche Leute in die Sache mit reinziehen wollen, ist fraglich.« Karen sah ihn an, während Paul weitere Einstellungen vornahm.
»Aber es gibt da eine möglicherweise interessante Stelle«, fuhr Anselm fort, »dort, wo früher das deutsche Hospital von Sankt Maria gestanden hat. Es wurde lange vor der Eroberung durch die Christen erbaut und später zerstört. Soweit ich weiß, wurde es nicht mehr aufgebaut. Die Reste davon findet man
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