Die Rueckkehr der Templer - Roman
sagte er leise. »Die beiden beherrschen unsere Sprache und können dich verstehen.«
Während Lyn brav aus dem Lederschlauch trank, beobachtete Rona aus dem Augenwinkel, wie der Wind den letzten Rest silbrige Asche von Mako zerstob. Inbrünstig hoffte sie, dass ihr Gegenüber nichts von ihrer Laserattacke mitbekommen und auch die seltsame Farbe der Asche nicht bemerkt hatte.
»Allah sei unseren sündigen Seelen gnädig!« Azims Kopf ruckte hoch, nachdem Lyn seiner Meinung nach genug getrunken hatte. »Was ist, wenn sie zu den Fatimiden gehören?«
Khaled schüttelte bedächtig den Kopf, wobei er Rona und Lyn betrachtete, als ob er allein kraft seiner Gedanken ihr Geheimnis ergründen wollte. »Nein, Azim, das halte ich für ausgeschlossen. Sie sehen |55| nicht aus wie Ägypterinnen, und unsere Feinde hätten sie wohl kaum hier in der Einöde zurückgelassen, wenn sie zu ihnen gehört hätten.«
»Sie sehen mongolisch aus«, gab Azim mit einem abschätzigen Blick zu bedenken. Dann senkte er seine Stimme und grinste, wobei seine ebenmäßigen Zähne zum Vorschein kamen. »Vielleicht sind sie entflohene Konkubinen?«
Khaled hob eine Braue und schmunzelte verhalten. »Dafür erscheinen sie mir nicht verrucht genug.« Mit einem abschließenden Lächeln reichte er das Schwert an Rona zurück. Sie nahm es ohne einen Kommentar entgegen und legte es neben Lyn auf den Boden. Gleichzeitig spürte sie Khaleds wachsamen Blick, mit dem er nicht nur ihr Äußeres, sondern auch ihr Gepäck taxierte.
»Was hältst du von ihm?«, murmelte Rona in Babylon, einer Sprache, die sich aus sämtlichen Weltsprachen zusammensetzte und für die beiden Männer gewiss nicht verständlich war.
»Im Gegensatz zu seinem Kameraden bemüht er sich wenigstens, sein Misstrauen zu verbergen«, erwiderte Lyn leise. »Trotzdem fühle ich mich von seinen dunklen Augen regelrecht durchbohrt. Wobei ich mir sicher bin, dass er keine schlechten Absichten hegt. Aber es wäre wohl falsch, ihm vorbehaltlos zu vertrauen.« Instinktiv hielt sie die ledernen Taschen so fest, als ob ihr Leben davon abhinge.
Khaled schien ihre Unsicherheit zu spüren. »Sagt, was hat Euch ganz allein in diese Einöde verschlagen?« Seine Stimme hatte einen fordernden Unterton angenommen, der keinen Zweifel darüber ließ, dass er eine rasche und aufrichtige Antwort erwartete.
Lyn wusste nicht, was sie ihm antworten sollte. Rona fiel ihr rettend ins Wort. »Bevor wir ins Detail gehen …«, entgegnete sie ihm provokativ. »Zunächst schuldest du uns noch eine Antwort. Welches Jahr schreiben wir?«
Anstatt auf ihre Frage einzugehen, bedachte Khaled sie lediglich mit einem ungläubigen Blick.
»Hast du mich nicht verstanden?« Sie legte den Kopf schief und sah ihn an, als ob sie ein unverständiges Kind vor sich hätte.
Er grinste unsicher, offenbar amüsiert über ihre Frage. »Seid Ihr christlich oder muslimisch?« Bevor Rona antworten konnte, fuhr er fort. »Wenn Ihr muslimisch seid, so schreiben wir den 15. Safar im fünfhundertdreiundvierzigsten Jahr nach der Hidschra.«
|56| Rona dachte an Lion, der zwar die Meinung vertrat, die herrschenden monotheistischen Religionen könnten nur überleben, wenn sie sich zusammenschlössen – aber seine Favoriten waren, warum auch immer, die Christen gewesen. Dabei hatte er selbst keiner Religion angehört, denn nach dem großen Krieg waren sämtliche spirituellen Betätigungen und die damit verbundenen Rituale bei Todesstrafe verboten gewesen.
»Christlich«, erwiderte sie mit Nachdruck in der Stimme, obwohl es nicht zutraf. Auch sie fühlte sich zu keiner bekannten Religion hingezogen, und für das, was ihr anbetungswürdig erschien, gab es ohnehin keinen Namen.
Khaled schenkte ihr einen zweifelnden Blick, bevor er zu einer Antwort anhob. »Wenn es nach den Christen geht, befinden wir uns immer noch im Jahre des Herrn elfhundertachtundvierzig, und heute ist der erste Sonntag im Juli.«
Rona stieß einen verzweifelten Seufzer aus, der von Lyns panischem Blick begleitet wurde. »Bist du sicher?«
»So sicher wie ein Mann sein kann, der zweifelsfrei über all seine Sinne verfügt.« Khaled beäugte sie skeptisch von der Seite, als ob er ihre Zurechnungsfähigkeit ernsthaft in Frage stellte.
»Dreißig Jahre zu spät«, entfuhr es Lyn. »Das kann unmöglich sein. Lions Vorbereitungen waren bis in Detail geplant.«
»Verflucht!«, stieß Rona mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Weder der Angriff der Drohnen noch Makos Tod
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