Die Rueckkehr der Templer - Roman
funkelten listig. »Allein aus diesem Grund solltest du mir zumindest eure Namen und eure Herkunft benennen.«
Rona überging seinen Versuch, mehr über sie zu erfahren. »Wann wäre ein Treffen möglich?«
»Ich sagte doch, zunächst muss ich wissen, wen ich zu einer Audienz anmelden soll. Aber selbst wenn du mir das Geheimnis eurer Herkunft verrätst, werdet ihr euch noch eine Weile gedulden müssen«, erwiderte Khaled. »Großmeister Everhardus weilt zurzeit mit meiner Königin, deren Sohn Balduin III. und anderen hohen Würdenträgern in der Nähe von Akko. Gemeinsam haben sie ein Konzil einberufen |59| und alles an Würdenträgern geladen, was in der christlichen Welt Rang und Namen hat und sich zurzeit im Heiligen Land aufhält. Kaiser Konrad I. von Deutschland und König Ludwig VII. von Frankreich nebst seiner Gemahlin Eleonore, der Patriarch von Jerusalem, dazu Dutzende Herzöge und Markgrafen. Sie beraten dort über die anstehenden Eroberungen muslimischer Ländereien.«
Khaled verschwieg geflissentlich, dass die Königin ihn nicht in ihre Reisepläne mit einbezogen hatte, weil es um die Eroberung von Damaskus ging – ein Vorhaben ihres Sohnes, dem Khaled regelrecht entgegenfieberte, weil seine Familie auf Veranlassung des derzeitigen Emirs beinahe ausgerottet worden war. Khaled sann seit der Ermordung seiner Eltern jeden verdammten Tag auf Rache. Die bevorstehende Eroberung der muslimisch regierten Stadt durch fränkische Verbündete wäre eine glänzende Gelegenheit, all jene zu meucheln, die seine Familie in den Abgrund gestoßen hatten. Melisende wollte wohl nicht riskieren, dass er sich als einer ihrer engsten Vertrauten und zugleich Anführer der Nizâri öffentlich gegen ihre Interessen stellte. Noch dazu vor ihrem eigenen Sohn, der seit kurzem versuchte, ihr den Thron streitig zu machen. Daher hatte sie Khaled mit der Leitung dieser an sich unbedeutenden Karawane betraut und ihm zu allem Übel einen brisanten Auftrag erteilt, der sich ebenfalls gegen ihren Sohn richtete. Niemand durfte wissen, dass er in Blanche Garde einen geheimen Mittelsmann der Fatimiden treffen sollte, dem er im Auftrag der Königin eine erhebliche Summe überlassen sollte. Dafür sollte er eine unscheinbare Holzkiste erhalten, die er unverzüglich Melisendes Schatzmeister zu übergeben hatte. Die Königin hatte es nicht für nötig gehalten, ihm zu sagen, was sich hinter dieser Mission verbarg. Nur dass sie wichtig war und äußerster Geheimhaltung bedurfte.
Als umso brisanter war der Angriff der Fatimiden auf die Karawane zu bewerten. Wenn jemand auf feindlicher Seite herausgefunden hatte, dass Khaled im Auftrag der Königin Verbindungen zu fatimidischen Spionen pflegte und diese Informationen an Melisendes Widersacher im Palast gelangten, konnte man Khaled ohne Umschweife der Untreue gegenüber dem zukünftigen König überführen, was einem Todesurteil gleichkam.
Schon alleine deshalb musste er wissen, wen er mit diesen beiden Frauen vor sich hatte.
|60| »Mein Name ist Rona«, erwiderte die schöne Fremde auf seine Frage nach ihrer Herkunft. Mit einer sparsamen Geste deutete sie auf die junge Frau, die neben ihr auf dem Boden hockte. »Und das ist meine Schwester Lyn.«
Für einen Moment war Khaled wie erstarrt, als Lyn in einer anmutigen Geste ihr Haupt entblößte, um ihr langes, schwarzes Haar zum Vorschein zu bringen. Ihr unschuldiger Augenaufschlag jagte ihm auf der Stelle den Puls in die Höhe. Bei Allah, sie war noch viel schöner, als er auf den ersten Blick geglaubt hatte, ihre Ausstrahlung war so viel lieblicher als die ihrer spröden Schwester. Dabei erwiderte sie noch nicht einmal sein Lächeln. Beim Anblick ihrer vollen Lippen durchzuckte Khaled ein plötzliches Verlangen, sie zu küssen. Was Frauen betraf, so war er – Allah sei ihm gnädig – kein Kind von Traurigkeit. Er stellte sich vor, wie es wäre, sie mit Leib und Seele zu besitzen, ihren schlanken, weißen Körper zu erkunden und ihn mit sanfter Macht zu entweihen, versteckt an einem geheimen Ort, fernab von jeglicher Gefahr und vor allem von den verzehrenden Blicken anderer Männer.
Lyn wirkte auf ihn so rein wie eine muslimische Rose, vollkommen anders als all die grell geschminkten Weiber im Lager der Christen. Eine makellose Verheißung, die einem lange vor der Vermählung versprochen wurde und es allein aufgrund ihrer Unschuld verdiente, die Mutter seiner Kinder zu sein. Dass ihm diese Vorstellung bei einer Frau, die allem Anschein nach
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