Die Rueckkehr der Templer - Roman
Gedankentransfer zu den entsprechenden Synapsen transportiert, wo es aufgrund der zuvor erfolgten biochemischen Reaktion weitaus schneller und umfassender in den betreffenden Hirnregionen gesichert werden konnte, als es mit der alten, audiovisuellen Methode möglich gewesen war. Auf diese Weise hatten Rona und ihre Geschwister Arabisch, Latein, Seldschukisch, Altfranzösisch und Hebräisch gelernt sowie Mittelhochdeutsch und Altenglisch.
»Und was ist mit ihr?« Mit einem kurzen Nicken deutete Khaled auf Lyn, die ihre Aufmerksamkeit noch immer an ihn geheftet hatte, als ob sie noch nie einen Mann gesehen hätte.
»Ihr fehlt nichts«, antwortete Rona und versetzte Lyn einen leichten Stoß, damit sie wieder zu sich kam und nicht weiter den Eindruck erweckte, |53| sie sei ein Fisch, der auf dem Trockenen schwimmt. Ohne weiter auf sein Interesse an Lyn einzugehen, stellte sie eine Gegenfrage. »Kannst du mir verraten, wo wir uns befinden?« Nun würde sich zeigen, was Lions Vorbereitungen wert gewesen waren.
Khaled erhob sich zu seiner vollen Größe, was ihn recht beeindruckend erscheinen ließ, und schaute mit einer leichten Verwirrung im Blick auf sie herab. »Wir stehen drei Meilen vor Jerusalem – immer noch.«
Drei Meilen … Rona wusste, dass die mittelalterliche Meile ungefähr zwölf Kilometer und knapp sechs amerikanische Meilen betrug.
»Und welches Jahr schreiben wir?«
»Was meint Ihr damit?« Khaleds Miene spiegelte eine Mischung aus Überraschung und Begriffsstutzigkeit wider.
Rona wiederholte ihre Frage. Doch anstatt zu antworten, rief der Araber seinen Gefolgsmann herbei, der auf seine Anweisungen zu warten schien.
»Azim«, befahl er knapp, »gib den beiden reichlich von unserem Wasser, sie haben es dringend nötig!«
Azim war offenbar ein Krieger wie Khaled, weil er wie sein Befehlshaber ein Krummschwert und ein Messer an einem breiten Ledergürtel trug. Seine Gestalt war etwas kleiner und sein Körperbau schlank und sehnig. Die eng zusammenstehenden Augen des Mannes drückten Misstrauen aus, als er sich mit Neugier und in geduckter Haltung näherte. Rona gewann den Eindruck, als ob er sie zunächst für würdig befinden musste, weil er einen Moment zögerte und sie einer ungenierten Betrachtung unterzog, bevor er ihr den Wasserschlauch aus stinkendem Leder an die Lippen setzte. Sie fühlte sich kein bisschen durstig, wollte aber nicht unhöflich erscheinen. Der strenge Geruch der gegerbten Tierhaut stach ihr unvermittelt in die Nase, und sie musste sich zusammenreißen, um nicht zu würgen. Widerstandslos schluckte sie, obwohl das Wasser leicht bitter schmeckte.
Khaled hatte inzwischen Makos Schwert aufgehoben und betrachtete es eingehend. Die Klinge blitzte in der Sonne, als er es hin und her wendete und dann nachdenklich den reich verzierten Griff bewunderte.
Rona ließ ihn gewähren. Sollte er auf die Idee kommen, es ihr nicht zurückzugeben, wäre es ein Grund, ihn zu töten, dachte sie düster.
|54| »Warum wollen die beiden wissen, welches Jahr wir haben, Khal?« Azim warf Khaled einen lauernden Blick zu, der nicht von Freundlichkeit zeugte. »Glaubst du, sie sitzen schon länger hier, und die Sonne hat ihren Geist verdorren lassen?«
»Verdorren wäre wohl zu viel gesagt«, murmelte Khaled. »Ich denke eher, der Angriff ist schuld. Das hat sie verwirrt, und sie haben zu wenig getrunken.« In seiner Stimme schwang aufrichtiges Bedauern mit. »Kein Wunder nach allem, was die beiden mit ansehen mussten.« Immer noch begutachtete er das Schwert, indem er die Klinge vorsichtig durch seine schwielige Handfläche gleiten ließ.
Rona registrierte interessiert das Spiel seiner sehnigen Unterarme, die von der Sonne tief gebräunt aus dem aufgekrempelten Hemd hervorschauten, und den goldenen Siegelring, den er am rechten Mittelfinger trug. Seine gepflegten, gebräunten Hände waren von kleineren, hellen Narben gezeichnet.
»Eine kostbare Waffe«, stellte Khaled fest und lenkte seinen Blick erneut auf Rona. »Gehört sie Euch?«
»Sie gehörte unserem Bruder«, antwortete sie ehrlich. »Er ist tot. Es ist das Einzige, was uns von ihm geblieben ist.«
»Kann man das glauben, Khal?«, bemerkte Azim, der nun dazu überging, ohne Nachfrage Lyn von dem Wasser einzuflößen. »Zwei Frauen, die ohne einen Beschützer mitten in der Wüste sitzen und das reich verzierte Schwert eines Emirs mit sich führen?«
Khaled strafte seinen Gefolgsmann mit einem finsteren Seitenblick. »Schweig, Azim«,
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