Die Rueckkehr der Templer - Roman
Halterung am Sattel zu schieben. Noch bevor sie zum Haupttor hinausgeritten waren, hatte er mit der Stange drei Brüder beinahe aus dem Sattel gehoben.
»He, pass doch auf, du Trottel!«, zeterte Tramelay und drohte Tanner einen zehn Meilen langen Fußmarsch an, wenn er Pferd und Lanze nicht umgehend in den Griff bekommen sollte.
Anselm hatte mehr Glück. Als Knecht hatte man ihm eine sanftmütige Stute gegeben. Trotzdem war ihm die Anstrengung anzusehen, und es dauerte keine fünfhundert Meter, bis ihm der Schweiß in Strömen übers Gesicht rann. Er musste sich einer Handvoll älterer Knappen anschließen, die einige schwerbeladene Maultiere beaufsichtigten.
Tramelay legte trotz der Hitze ein hohes Tempo vor. Bereits am Nachmittag wollte er Blanche Garde erreichen und am Tag darauf bis Gaza weiterziehen, weil dort König Balduin mit seinen Baronen und den Rittern des Patriarchen auf ihn wartete.
|553| Auch Anselm zog einen weiteren Maulesel hinter sich her, auf dem sich Schwerter, Helme und Schilde befanden. In Blanche Garde würden sie auf weitere Knappen und Pferdeknechte treffen, mit denen er die Verantwortung für die Ausrüstung teilen musste.
»Prächtige Aussichten«, murmelte Anselm, als er zu Gero aufschloss.
»Maul halten und zurück in die Reihe«, rief jemand hinter ihm.
Xavier de la Trenta, ein portugiesischer Untermarschall, erinnerte ihn an das Redeverbot und daran, dass man selbst in der niederen Reiterei eine klare hierarchische Ordnung einhielt. Das bedeutete, dass die Ritter zuerst in Zweierreihenaufstellung zu reiten hatten, dann folgten die Sergeanten im schwarzen Ornat, insgesamt waren es vier, gefolgt von den Knappen und Waffenknechten.
Stephano de Sapin zwinkerte Anselm aufmunternd zu, während sich Johan van Elk hoch erhobenen Hauptes an die Regeln hielt. Auch Tanner hatte sein Gleichgewicht wiedergefunden und sich an Geros Seite eingeordnet, obwohl man dem Amerikaner ansehen konnte, dass er am liebsten fahnenflüchtig geworden wäre.
Gegen Mittag erreichten sie Blanche Garde, eine trutzige Festung mit vier Rundtürmen, die sich farblich kaum von der karstigen Wüstenlandschaft abhob und erst vor wenigen Jahren von den Templern erbaut worden war.
Ein breites Tor führte ins Innere der Burg. Dass längst nicht alle hier lagernden Soldaten in die Festung passten, sah man an dem riesigen Feldlager, das die Burg mit unzähligen Rundzelten umgab. Überall waren die unterschiedlichsten Banner zu sehen, und der heiße Wind, der sie bewegte, trug den Gestank von Kot, Urin und Fäulnis über die Ebene.
»Absitzen!«, brüllte de la Trenta stellvertretend für seinen Großmeister, als sie den Hauptzugang des Lagers erreichten. Zugleich machte er klar, dass sie an diesem Ort nur eine Nacht verbringen würden, bevor es weiterging in Richtung Gaza, wo die Templer eine weitere Burg besaßen und von wo aus man den Hauptangriff auf Askalon plante. Mit wenigen Worten wies er die Neuankömmlinge in die örtlichen Gegebenheiten ein. Rechts vom Hauptpfad lagen die Mannschaftsunterkünfte der Templer. Ein ortskundiger Bruder würde ihnen ein Feldbett zuweisen. Die heilige Messe fand sonntags in der Festungskapelle |554| statt, doch das würde sie nicht mehr betreffen, weil sie vorher nach Gaza aufbrechen mussten. Die übrige Zeit hatte ein jeder Ritter selbst dafür zu sorgen, dass er die Stundengebete einhielt.
»Sieh zu, dass deine Männer ausreichend zu trinken bekommen«, mahnte der Portugiese Gero. Tramelay hatte ihm gegenüber behauptet, sie seien blutige Anfänger, erst vor wenigen Wochen aus der kalten Heimat gekommen. »Die Neuen sind immer die Ersten, die uns hier umkippen.«
Geros Kameraden hingen längst an den Wasserschläuchen, auch wenn der Inhalt alles andere als schmackhaft war.
»Denk dran«, erinnerte Tanner, als er sah, wie gierig Anselm die bitter schmeckende Brühe schluckte, »wir besitzen kein Antibiotikum mehr.«
»Was bleibt mir übrig«, erwiderte Anselm resigniert. »Entweder sterbe ich an der roten Ruhr oder an Austrocknung. Wundert mich, dass ich überhaupt pissen muss.« Suchend sah er sich nach den Latrinen um.
»Der Abort ist dort drüben«, erklärte ihm Gero und zeigte zwischen den Zelten auf eine Grube, wo bereits andere hockten und ihr Geschäft unter dem Ansturm unzähliger Fliegen im Freien erledigten.
»Ich sehe schon«, murrte Anselm, »mit größeren Geschichten warte ich lieber, bis es Abend wird.«
De la Trenta wies ihnen den Weg zum
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