Die Rueckkehr der Templer - Roman
habe.«
»Du hast ihn einen Assassinen genannt?« Lyn schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln. »Ich glaube, es gibt kaum etwas, auf das er heftiger reagiert.«
Rona schüttelte verständnislos den Kopf. »Wie sollen wir in der Festung mit den Fatimiden fertig werden, wenn ihr jetzt schon gegeneinander antretet?«
Bis sie den nächsten Rastplatz, eine alte Ruine aus byzantinischer Zeit, erreichten, war die Stimmung reichlich gedrückt. Niemand sagte ein Wort, als Khaled sie in eine verfallene, aus riesigen Steinblöcken erbaute Festung führte, zwischen deren geborstenen Deckenpfeilern der Morgenhimmel hervorschimmerte. Lyn pflückte ein paar Feigen von einem uralten Baum.
Khaled versicherte sich mit einem Rundgang, dass niemand sonst hier sein Lager aufgeschlagen hatte. Erst danach befahl er, die Tiere anzubinden. An einer Klärung des Streits schien er nicht interessiert zu sein.
Arnaud half Rona, die Gepäckstücke in die Ruine zu tragen und die |561| Tiere hinter zwei großen Terpentinbüschen zu verstecken. Danach suchte er sich einen Platz direkt neben Rona.
Khaled machte es sich unterdessen mit Lyn neben einem gewaltigen Steinquader gemütlich. Einzig der Schotte stand draußen und starrte in die Nacht. Er hatte sich bereiterklärt, die erste Wache zu übernehmen.
Arnaud erhob sich noch einmal, um vor den Mauern hinter einem Busch seine Notdurft zu verrichten. Er wollte sich gerade niederlassen, als ein Dolch durch die Luft sauste und in bedenklicher Nähe zu seinem Hinterteil im sandigen Untergrund stecken blieb. Erschrocken sprang er auf und schaute sich hektisch um. Dann sah er, wie Khaled mit einem selbstzufriedenen Lächeln auf ihn zuschritt.
»Du Hurensohn!«, blaffte Arnaud ihn an und wollte schon auf ihn zustürmen, als Khaled eine abwehrende Haltung einnahm.
»Vielleicht blickst du erst mal zurück, bevor du mich in tausend Stücke zerreißt?«
Irritiert schaute Arnaud auf jene Stelle, wo nun eigentlich seine Exkremente liegen sollten. Als er sich bückte, um das zusammengerollte, bräunliche Etwas näher zu betrachten, begriff er, in welcher Gefahr er sich befunden hatte.
»Eine Sandviper«, bestätigte Khaled seine schlimmsten Befürchtungen.
»Sie schleicht sich an, ohne eine Geräusch zu machen. Ein einziger Biss, der übrigens ziemlich schmerzhaft sein soll, und du wähnst dich in der Hölle.«
»Hab Dank.« Arnaud hielt seinen Blick immer noch auf die an sich harmlos wirkende Schlange gerichtet, in deren Kopf der Dolch steckte.
Als er aufblickte, lächelte Khaled. »Glaubst du mir jetzt, mein ungläubiger Bruder, dass ich dir und deinem Kameraden nichts Böses will?«
Arnaud ging auf ihn zu und reichte ihm die Hand. »Meine Großmutter gehörte selbst zu den Sarazenen«, bekannte er in fließendem Arabisch. »Obwohl ich zugeben muss, auch sie hat mir erzählt, dass deinem Volk ein miserabler Ruf anhängt.«
»Und womit begründete sie diese Ansicht?« Khaled begleitete ihn ein Stück auf dem Weg zur Ruine, dabei schaute er Arnaud interessiert in die Augen.
»Soweit ich mich erinnere, werden deine Leute in einigen Jahren einen neuen Anführer gewinnen. Ihm wird es gelingen, eure Stämme |562| zu einem einzigen zu vereinen. Auch er wird nicht damit aufhören, Morde an hochrangigen Herrschern anzuordnen. Nicht nur andersgläubige Sarazenen, auch ein paar Christen werden darunter sein. Das macht den Leuten Angst. Ist doch verständlich, oder?«
Khaled war stehen geblieben. Er wirkte nachdenklich. »Und was wird sein, wenn wir den Kelch finden? Wenn wir das Geheimnis der Lade entdecken? Wird dann alles gut werden? Die Alten sagen, dass eines Tages der Erlöser erscheinen wird. Sahib-ul-zaman – der Fürst der Zeit. Er wird die Lade besitzen und das heilige Schwert des Propheten. Er könnte die Völker vereinen. Den Frieden bringen. Hast du eine Ahnung, was das für die Menschheit bedeutet?«
»Allein Jesus ist im Stande, uns zu erlösen«, erklärte Arnaud mit bedächtiger Stimme.
»Und was ist, wenn es doch anders kommt und es uns mithilfe des Kelches gelingt, all das Unglück abzuwenden, von dem Lyn und Rona berichtet haben?« Khaled sprach leise und eindringlich. »Er könnte unser aller Seelen retten, auch die der Christen, verstehst du das nicht?«
Arnaud sah ihn aus schmalen Lidern an. »Wieso glaubst du, ausgerechnet ein Sarazene könnte dieses Wunder vollbringen? Denkst du, ihr könnt uns zu eurem Glauben bekehren? Willst du deshalb den Kelch für dich haben?«
»Du
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