Die Rueckkehr der Templer - Roman
überlegen zugleich. »Und? Wie ist eure Antwort?«
Khaleds Miene wirkte gleichgültig, aber Rona spürte, wie sehr er wollte, dass sie sich ihm anvertrauten. Nicht weil er sie vor den Gefahren der Wildnis retten wollte, nein – er wollte wissen, wie es ihr gelungen war, seine Feinde zu vernichten.
»Lyn?« Rona schaute ihre Schwester fragend an, obwohl sie nicht annahm, dass sie anders entschied.
Lyns und Khaleds Blicke trafen sich. Sekundenlang schauten sie einander an, dann unterdrückten beide ein Lächeln. Rona wusste nicht, was sie davon zu halten hatte. Das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war, dass Lyn dem unverkennbaren Charme dieses Halbwilden erlag.
Ungewohnt demütig schlug sie die Augen nieder. »Wenn du es sagst, Schwester.« Rona schüttelte ungläubig den Kopf und wandte sich Khaled zu.
»Wir kommen mit euch nach Jerusalem. Schließlich verfolgen wir einen Auftrag, bei dem wir allem Anschein nach deine Unterstützung benötigen.«
Khaled seufzte leise und richtete sich auf. »Sehr vernünftig«, bemerkte er.
Einen Moment später traf eine neue Kavalkade ein. Rona zählte achtzehn Männer in verschiedenartiger Kleidung. In ihren verschwitzten |65| Gesichtern zeichnete sich Erschöpfung ab. Manche sahen aus wie Khaled und sein Diener, die meisten von ihnen hatten jedoch hellere, rötlich verbrannte Haut und trugen eiserne Helme mit einem Nasenschutz, dazu langärmelige Unterkleidung und Kettenhemden, die bis zu den Oberschenkeln reichten. Darüber trugen sie weiße Umhänge mit blutroten, aufgenähten Kreuzen auf Brust und Schulter. Templer, wie Khaled sie angekündigt hatte. Elf an der Zahl. Alle hatten verschlossene, strenge Gesichter und trugen kurzgeschorene, meist rote oder blonde Bärte. Zwei von ihnen waren offensichtlich schwerer verletzt, ihre hellen Unterkleider waren auf Höhe der Brust und an der Hüfte mit Blut durchtränkt.
Khaled ging auf einen der Männer zu, der ihm mit durchgedrücktem Rücken und geradem Blick in einer militärischen Haltung entgegentrat. Der Fremde nahm seinen Helm ab. Dem Aussehen nach zu urteilen, war er ein typischer Nordeuropäer. Er besaß breite Schultern, eine staatliche Größe und kurzgeschorenes, rotblondes Haar. Dabei war er mit seiner breiten, nach unten gebogenen Nase, die sein mit Sommersprossen übersätes Gesicht zierte, längst nicht so gutaussehend wie Khaled. Die Kleidung des Mannes sah arg mitgenommen aus. Der Umhang war seitlich eingerissen, und vor lauter Staub hatte das ehemals helle Kleidungsstück seine weiße Farbe eingebüßt.
Khaled umarmte den Ankömmling und küsste ihn zu Ronas Überraschung flüchtig auf den Mund. »Ich bin froh, mein Bruder, dass du mit deiner Truppe halbwegs heil zurückgekehrt bist.«
»Wir haben Bruder Humbert verloren«, antwortete der Templer scheinbar emotionslos. Doch Rona sah seinen hastigen, von Trauer erfüllten Seitenblick auf einen weiter unten am Hügel liegenden Toten, den man in seinen Templerumhang eingerollt hatte, um ihn vor der Sonne oder den Geiern zu schützen, die immer noch über ihnen kreisten.
»Habt ihr noch ein paar von den fatimidischen Hunden erwischt?«, fragte Khaled mit verächtlicher Stimme.
»Nein«, erwiderte der Templer und brach in einen anhaltenden Husten aus, der sich erst wieder beruhigte, nachdem ihm einer von Khaleds Männern etwas zu trinken gereicht hatte. »Sie sind in Richtung Ramla geflohen, dabei schien es mir, als fühlten sie sich vom Teufel persönlich verfolgt, so sehr haben sie ihre Pferde angetrieben.«
Khaled nickte. »Wer weiß?«, sagte er mit einem lakonischen Lächeln, |66| in das er Rona unbemerkt mit einbezog. »Vielleicht ist er ihm ja wahrhaftig begegnet, und wir haben ihn einfach verpasst.« Mit einem Fingerschnippen rief er Azim herbei, der sich mit zwei anderen Kameraden um die verletzten Ordensritter kümmern sollte. Erst danach wandte er sich zu Lyn und Rona um und machte sie mit dem Templer bekannt. »Das ist Berengar von Beirut, ein Unterleutnant des Ordens und zurzeit meinem Kommando unterstellt.«
Berengars eisblaue Augen zeigten keinerlei Regung. Khaled stellte Rona und Lyn als einzige Überlebende einer kleinen Karawane vor, die wie ihr eigener Geleitzug zuvor von Fatimiden überfallen worden war. Angeblich hatte man ihre Begleiter entführt, und bevor man sich an den Frauen hatte vergreifen können, waren die Angreifer aus Feigheit geflohen. Eine ziemlich dreiste Lüge, wie Rona befand, die Berengar jedoch kommentarlos zur
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