Die Rueckkehr der Templer - Roman
Kenntnis nahm. Was vielleicht daran lag, dass Khaled beiläufig hinzufügte, wie tapfer sich Berengar und seine Männer gegen die Übermacht der Fatimiden geschlagen hätten.
Leider ohne durchgreifenden Erfolg, wie Rona im Stillen befand, was man an etlichen toten Zivilisten festmachen konnte, deren Leichen ebenfalls neben dem toten Templer in der Senke schmorten. Nachdem Khaled einige lautstarke Befehle an die verbliebenen Ritter und Überlebenden der Karawane, darunter auch Frauen und Kinder, erteilt hatte, begann man damit, die Toten einzusammeln und auf die inzwischen eingefangenen Kamele zu legen. Gut ein Drittel der knapp fünfzig Mitreisenden war dem Angriff zum Opfer gefallen. Die Kamele, die deren sterbliche Überreste tragen sollten, schienen den Tod zu wittern und sträubten sich heftig gegen das Beladen mit Leichen. Mitunter bissen sie sogar nach ihren Führern. Einige der Templer schnürten den nervösen Tieren kurzerhand das Maul zusammen und schlugen brutal mit Stöcken auf sie ein, woraufhin tatsächlich Ruhe einkehrte. Dabei wäre es so viel einfacher gewesen, die Toten zu Staub werden zu lassen. Aber die religiösen Bedingungen dieser Zeit sahen ausschließlich eine Bestattung in geweihter Erde vor, wie Rona während ihrer Vorbereitungen staunend gelesen hatte.
Den zwei getöteten Angreifern, die vor Ronas Vergeltungsaktion gestorben waren, wurde eine solche Fürsorge nicht zuteil. Man ließ sie auf dem zerklüfteten Wüstenboden zurück, damit die riesigen Vögel sich an ihrem Fleisch gütlich tun konnten. Als ob er das Ganze als unmissverständliche |67| Einladung verstanden hätte, stürzte sich bereits wenig später ein riesenhafter Geier auf das Gesicht eines Toten und pickte dessen Augen heraus. Beim Anblick des hackenden Schnabels drehte sich Rona der Magen um. Wie gerne hätte sie die Beute des Vogels mit einem einzigen Schuss zu Staub zerblasen, damit dieses Gemetzel aufhörte.
Khaled bat Rona und ihre Schwester, ihm zu folgen. Nur mühsam hielt er sein Erstaunen zurück, als die beiden Frauen sich erhoben. Nicht weil sie widerspruchslos seinen Befehlen gehorchten, sondern wegen ihrer Größe. Obwohl er sich nicht eben als Zwerg bezeichnen konnte, befand er sich mit Rona und Lyn beinahe auf Augenhöhe. Er hatte schon einige fränkische Frauen gesehen, die einen Mann überragten, aber nie eine Mongolin, die ihm so riesig erschien. Um seine Gedanken nicht zu verraten, schaute er an Rona und ihrer Schwester vorbei und nahm deren Gepäck vom Boden auf, ganz so, als ob er den beiden helfen wollte. Nachdem er den Rucksack angehoben hatte, versuchte er ihn mit einer beinahe spielerischen Geste zu öffnen, um wenigstens einen kurzen Blick hineinwerfen zu können. Lyn kam ihm jedoch zuvor und griff nach dem Beutel, um ihn Khaled abzunehmen. Khaled aber verstärkte seinen Griff, nicht bereit, einfach loszulassen. Rona zögerte nicht und zog einen Gegenstand unter ihrem Gewand hervor, den nur Khaled zu sehen bekam und den er sofort erkannte. Es war das Ding, mit dem sie die fatimidischen Reiter hatte verschwinden lassen. Mit einem vernichtenden Blick richtete sie die fremdartige Waffe, die an sich ziemlich harmlos aussah, auf Khaled und zischte etwas, dass nur sie beide verstanden.
»Wenn du dich nicht auf der Stelle in Staub auflösen willst wie deine Gegner, legst du jetzt langsam unsere Sachen auf den Boden.« Ihre Stimme war weich, ihre Miene hingegen blieb hart. »Vorsichtig, hörst du?«
Khaled, der keinen Zweifel hegte, dass sie ihre Drohung wahrmachen würde, nickte mit einer zur Schau gestellten, falschen Überlegenheit und tat, was sie von ihm verlangte. Nachdem Lyn den Rucksack wieder an sich genommen hatte, warf Khaled einen besorgten Blick auf die Mitreisenden und versicherte Rona damit, dass er sich, was ihre Bedrohung betraf, mehr um seine Leute sorgte als um sich selbst.
»Wenn du deine Neugier zügeln kannst und uns heil nach Jerusalem |68| bringst, werde ich dir und den anderen kein Haar krümmen. Ich gebe dir mein Wort«, versicherte ihm Rona.
Khaleds Herz pochte hart, und einen Moment lang überlegte er, seinen Dolch zu zücken und dem Mädchen zuvorzukommen, indem er sie mit einem raschen Wurf tötete. Mit dem Messer war er der schnellste in seiner Truppe, aber Ronas Schnelligkeit war nicht zu unterschätzen. Außerdem hätte er bei Erfolg auch ihre Schwester töten müssen, die ihm zu lieblich erschien, um ihr den Hals aufzuschlitzen.
»Wie du befiehlst«, beschwichtigte
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