Die Rueckkehr der Templer - Roman
vermaledeiten Vater. Dabei spürte er unangenehm, wie sein Herz schneller schlug. »Ist er noch am Leben?«
»Du hast Glück«, erwiderte der Jüngere mit einem Grinsen. »Du hättest dir keinen besseren Moment aussuchen können, um von den Templern zurückzukehren. Unser Vater ist in der Schlacht auf Seiten Edwards II. gefallen. Roderic und Angus hat’s an der Seite von Robert the Bruce erwischt. Wie du weißt, konnten die beiden ebenso wenig mit dem Alten wie du und haben plötzlich eine Gelegenheit gesehen, ihn loszuwerden, indem sie sich gegen ihn gestellt haben. Dass sie dabei selbst dran glauben mussten, konnte niemand vorhersehen.«
Struan schluckte, weil der Tod seiner beiden älteren Brüder ihn weitaus schlimmer traf als der Tod seines Vaters. Malcom warf ihm einen hoffnungsvollen Blick zu. »Jetzt steh ich mit unseren Jungs ganz alleine da, und Onkel Hamish macht mir unseren Besitz streitig, weil er meint, ich sei noch zu jung, um den Clan zu führen.«
Struan ließ die Worte seines Bruders für einen Moment auf sich wirken. Dann blickte er zu Amelie hinüber, die offenbar kein Sterbenswörtchen verstand, weil Malcom Gälisch gesprochen hatte. Die Frage blieb, ob er ihr das gefahrvolle Leben an der Seite eines Clanchiefs auf |726| Dauer zumuten konnte. Und doch wünschte er sich nichts mehr, als Herr dieser Burg und dieser Familie zu sein, mit einer schönen Frau an seiner Seite und als stolzer Vater von Söhnen und Töchtern.
»Und was sagst du?«, drängte Malcolm. »Kannst du dir vorstellen, unser neues Oberhaupt zu werden?«
Wieder schaute Struan zu Amelie hin. Er hätte sie gerne gefragt, aber das war nicht möglich, wenn er sich den Respekt der übrigen Männer erhalten wollte, die ihn alle hoffnungsvoll anstarrten.
Amelie schien instinktiv zu verstehen, um was es hier ging. »Ich habe mir gewünscht, dort zu sein, wo du sein willst«, bekannte sie leidenschaftlich. »Und selbst wenn es in der Hölle wäre.«
Struan spürte, wie pures Glück seine Adern durchflutete. »Ja«, sagte er aus vollem Herzen und grinste seinen jüngeren Bruder und dessen Begleiter verheißungsvoll an. »Bei der Heiligen Muttergottes. Ich bin euer Mann!«
August 1315 – Breydenburg – Lichtertanz
Die plötzliche Kühle war verwirrend, und das Rauschen des Flusses klang im Gegensatz zum heißen, unbarmherzigen Wüstenwind wie eine ferne, unwirkliche Symphonie. Das gleißende Leuchten, das Gero noch einen Moment zuvor geblendet hatte, verwandelte sich in eine goldene Sonne, deren Strahlen in unzähligen Lichtern auf der Oberfläche eines schnell dahinfließenden Wassers tanzten.
»Sind wir im Paradies?« Matthäus stierte mit weit aufgerissenen, blauen Augen in die dicht bewaldete Umgebung.
Gero war nicht minder irritiert und hielt den Jungen und Hannah bei der Hand, als ob sie mit ihm verwachsen wären. Hannah schaute ihn hilfesuchend an, und ihre grünen Augen leuchteten durch das einfallende Licht unnatürlich auf.
»Wo sind wir?«, flüsterte sie und blickte verwundert in die fremde und doch irgendwie vertraute Umgebung.
Vor ihnen lag ein dampfender Wald, in dem es kurz zuvor geregnet hatte. Der modrige Geruch von verrotteten Blättern und feuchter Erde stieg darin auf wie ein wabernder Nebel, der alles umhüllte. Aber da waren noch ein paar andere, bekannte Gerüche, die den ersten Eindruck |727| überdeckten: glimmende Holzkohle und der Duft nach frisch gebrautem Bier.
»Nein, Matthäus, das ist nicht das Paradies«, flüsterte Gero wie benommen. »Das ist was Besseres.« Sein fassungsloser Blick fiel auf Hannah, die langsam zu begreifen schien, was ihnen widerfahren war. »Wenn mich nicht alles täuscht«, erklärte er mit belegter Stimme, »sind wir wirklich zu Hause.« Mit den Augen folgte er dem Weg hinauf durch den Wald zu einem nackten Felsen, der in einer gigantisch anmutenden Burg gipfelte.
Hohe Mauern, ein Bergfried und drei stattliche Aussichtstürme. »Wir sind tatsächlich zu Hause!«, schrie Gero außer sich vor Freude und machte einen Luftsprung, der sämtliche Vögel aus den Bäumen aufschreckte und sie laut protestierend davonfliegen ließ. Dann packte er Hannah und wirbelte sie herum, bis ihr ganz schwindlig wurde. Keuchend setzte er sie ab und küsste sie.
»Ich kann kaum glauben, dass der Mönch die Wahrheit gesagt hat und unsere Wünsche mithilfe des Gesteins in Erfüllung gegangen sind.«
»Bist du sicher, dass wir uns in der richtigen Zeit befinden?«
Hannah fürchtete,
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