Die Rueckkehr der Templer - Roman
unseren Mittelsmännern in der amerikanischen Botschaft in Verbindung setzen, um einen Transfer in der Nähe des Tempelbergs vorzubereiten.« Lafour setzte eine abgeklärte Miene auf. »Also worauf warten Sie noch?«
Tom wandte sich genervt von Lafour ab, indem er sich mit starrer Miene auf dem Balkongeländer abstützte und seine Aufmerksamkeit den immer noch kämpfenden Männern widmete. Offenbar hatte er genug von der Unterhaltung mit dem General. Ein kurzer Blick genügte Hannah, um zu sehen, dass er blass geworden war. Lafour hatte sich ebenfalls wieder dem Kampfgeschehen zugewandt und tat so, als ob diese Unterhaltung nie stattgefunden hätte. Als Tom nach einer Weile von der Balustrade zurücktrat, um die Loge wortlos zu verlassen, zog Hannah sich hastig hinter den nächsten Pfeiler zurück.
Also stimmte es doch, dass man Gero und seine Kameraden für ein weiteres Experiment missbrauchen wollte, obwohl Karen Baxter und auch Tom alle Vermutungen in dieser Richtung dementiert hatten.
Hannah musste rasch etwas einfallen, um Gero und die anderen Brüder davon zu überzeugen, dass der geplante Einsatz ihren Tod bedeuten konnte. Sie würde mit Gero reden, sobald sich die passende Gelegenheit ergab. Doch zuvor würde sie Hertzberg aufsuchen. Es musste ihr gelingen, den Professor auf ihre Seite zu ziehen, indem sie ihn davon überzeugte, dass er seine liebsten Studienobjekte verlor, falls ihnen bei diesem Experiment etwas zustoßen sollte. Anstatt zur Tribüne zurückzulaufen, nahm Hannah den Weg nach draußen zu den Flachbauten der leitenden Mitarbeiter. Die Sonne ließ sie blinzeln, und die warme Luft des Nachmittags fuhr unter ihr knielanges Blümchenkleid. Eilig durchquerte sie einen kleinen Park mit Kastanienbäumen und hohen Buchen. Hertzbergs Büro war in einem Seitentrakt des Forschungsareals untergebracht, und erst nachdem er dem wachhabenden Offizier am Eingang die Erlaubnis gegeben hatte, durfte Hannah das Gebäude betreten.
Das buckelige Männchen erhob sich erstaunlich flink aus seinem |123| Sessel. Seine magere Gestalt versank regelrecht in dem hellgrauen Anzug, als er einen Schritt auf Hannah zuging und sie mit seinen kühlen, knochigen Händen so herzlich begrüßte, dass sie für einen Moment alle Vorwürfe vergaß. Die kleinen, braunen Augen lächelten freundlich, obwohl sich die Muskeln seines hageren, faltigen Gesichtes kaum bewegten. Sein schlohweißes Haar stand ihm unwirsch vom Kopf ab und unterstrich seinen störrischen, ungestümen Geist, der noch rege genug war, um es mit jedem jungen Wissenschaftler aufnehmen zu können.
»Mein liebes Kind«, stieß er mit einer großväterlich anmutenden Geste hervor, »was kann ich für dich tun?«
In den vergangenen Monaten, in denen Hertzberg als weltweit anerkannter Historiker die Templer und deren Frauen im Camp betreute, war man allgemein zu einer vertraulichen Anrede übergegangen, was jedoch nicht bedeutete, dass man sich wirklich nahegekommen war. Hannah war nicht sicher, ob Hertzberg in Wahrheit trotz aller Freundlichkeiten, die er an den Tag legte, lediglich interessante Forschungsobjekte in ihnen sah.
»Wir müssen reden!«, sagte sie, und ihr Ton verriet, dass sie nicht zu einem netten Plausch vorbeigekommen war.
»Setz dich doch«, sagte Hertzberg mit sanfter Stimme und deutete auf einen der beiden braunen Polsterstühle, die vor seinem Schreibtisch standen. »Tee, Kaffee oder ein Glas Wasser?« Seine mitfühlende Miene täuschte Hannah nicht darüber hinweg, dass der Professor offenbar die Seiten gewechselt hatte, wenn sie Lafours Ausführungen Glauben schenken durfte.
»Nur Wasser«, murmelte sie.
Der Professor verzichtete darauf, die Ordonnanz zu rufen, indem er einen einzelnen Knopf an seinem Telefon drückte. Er nahm eine Plastikflasche aus dem Kühlschrank, der neben seinem Schreibtisch stand, und goss stilles Wasser in ein Glas, das er zuvor auf den Tisch gestellt hatte. »Du siehst besorgt aus. Ist etwas vorgefallen?«
Hannah lächelte schwach. »Die Frage ist falsch gestellt«, erwiderte sie und trank rasch einen Schluck. »Sie müsste lauten: Hast du es zufällig herausbekommen, oder hat er dir gegenüber sein Schweigegelübde gebrochen?«
Zunächst reagierte Hertzberg verblüfft, doch dann verstand er anscheinend, worum es ihr ging.
|124| »Es ist nicht so, wie du denkst«, sagte er abwehrend.
»Nein?« Sie lachte hell, doch plötzlich schossen ihr Tränen in die Augen. Sie hatte diesem alten Schuft vertraut, und nun
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