Die Rueckkehr der Templer - Roman
einer überaus fragwürdigen Mission zu opfern, bloß weil sie Templer sind, halte ich für barbarisch. Mittlerweile sind Gero und ich verheiratet und leben im einundzwanzigsten Jahrhundert und nicht in Zeiten der Kreuzzüge.« Hannah schlug mit der Faust so hart auf den Tisch, dass es wehtat. »Er ist hier, um an meiner Seite ein normales, menschenwürdiges Leben zu führen. Er ist mein Ehemann und keine Laborratte!« Hertzberg wich erschrocken zurück, doch das störte Hannah nicht. »Er ist kein Ordensritter mehr«, stellte sie klar. »Das war einmal. Wann werdet ihr Amerikaner das endlich kapieren?«
»Hannah«, wandte Hertzberg beschwichtigend ein. »Erstens denkt dein Mann völlig anders. Tief im Herzen wird er immer ein Templer bleiben, ganz gleich, was noch geschieht, und zweitens befinden wir uns in einem Ausnahmezustand. Allem Anschein nach steht der Dritte Weltkrieg vor der Tür. Wenn das geschieht, was die Prophezeiungen des Servers vermitteln, werden auch eure Nachkommen davon betroffen sein. Zu denken, dass diese Zeitreisegeschichte zu keinerlei Konsequenzen führen würde, ist naiv. Du kannst nicht ernsthaft erwarten, dass die amerikanische Regierung die Tatsache ignoriert, dass man fünf Tempelritter mit einem futuristischen Zeitreisesystem in die Gegenwart transferiert hat. Sie wollen wissen, wie es dazu kommen konnte und ob die beiden Frauen in der Vergangenheit noch existieren. Schließlich tragen sie ein gewaltiges Geheimnis mit sich herum! Tom hat immer noch nicht das Energieantriebssystem des Servers vollkommen entschlüsseln können. Falls ihm das irgendwann gelingen sollte, hätte allein das weitreichende Konsequenzen für die zukünftige Energieversorgung unseres gesamten Planeten. Das Abenteuer ist also noch längst nicht vorbei – im Gegenteil, es hat gerade erst begonnen.«
Hertzbergs nüchterner Blick trieb Hannah zur Weißglut. Der Umstand, dass der Professor diesen Wahnsinn als gegeben akzeptierte und mit Argumenten zu Felde zog, denen sie kaum etwas entgegenzusetzen vermochte, zog ihr den Boden unter den Füßen weg.
»Was du ein Abenteuer nennst, bedroht mein Leben und meine zukünftige Familie«, bekannte sie bitter.
»Deine Haltung ist ziemlich egoistisch«, entgegnete Hertzberg erstaunlich ruhig. »Wenn eintrifft, was die Analysen des Servers hergeben, geht es nicht mehr um Einzelschicksale. Es betrifft alle, die das Leben in einer Demokratie zu schätzen wissen.«
|127| »Demokratie?« Hannah lachte schrill auf. »Du wagst es, die Vorgehensweise der Amis uns gegenüber als demokratisch zu bezeichnen?« Sie war fassungslos.
Hertzberg, der ihre Gefühlslage mühelos einschätzen konnte, versuchte gegenzulenken. »Gero und seine Männer werden Jerusalem sehen. Etwas, von dem sie immer geträumt haben, das ihnen aber nie vergönnt war.«
Hannah ließ sich in einen der Sessel fallen und rang nach Atem. »Dieses Vergnügen hätte man ihnen längst bereiten können«, fauchte sie aggressiv. »Dafür reicht ein First Class Flugticket der EL AL und ein Touristenarrangement, das sie zu sämtlichen religiösen Stätten führt, die das Heilige Land zu bieten hat. Dann könnten sie sich selbst davon überzeugen, dass dort heutzutage drei Weltreligionen unter einer Verwaltung leben und es nichts mehr gibt, was noch zu retten wäre.«
»Du verstehst es nicht«, versuchte Hertzberg sie zu überzeugen. »Gerade die heutige Situation ist alles andere als zufriedenstellend. Es vergeht kein Tag, an dem es in Israel keine Auseinandersetzungen zwischen Juden und Muslimen gibt. Was letztendlich zu dem angekündigten Desaster führen wird. Und die Christen spielen faktisch keine Rolle in diesem Land. Von Frieden und Ausgleich kann also kaum die Rede sein. Ich denke, wenn Gero in der Zeit zurückreist und den richtigen Männern im Orden erklärt, wie die Zukunft tatsächlich aussieht, kann die Eroberung der Stadt durch die Sarazenen verhindert und eine friedliche Einigung zwischen Christen, Muslimen und Juden erzielt werden, die das Gleichgewicht der Kräfte auf ewig herstellen wird.«
»Das sind völlig ungesicherte Erkenntnisse«, entgegnete Hannah. »Niemand weiß, ob und wie sich etwas verändern wird. Ich aber weiß, dass dort, wo man sie hinschicken will, reines Chaos herrscht. Menschen schlachten sich gegenseitig mit archaischen Waffen ab, es gibt Seuchen, aber kaum ernstzunehmende medizinische Hilfe. Ich habe das alles im vierzehnten Jahrhundert selbst erlebt. Von Toms unausgegorener
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