Die Rueckkehr der Templer - Roman
sie, ihrer Stimme eine versöhnliche Note zu verleihen. »Gibt es keinen anderen Eingang, der weniger streng kontrolliert wird?« Hoffnungsvoll sah sie zu ihm auf.
Khaled schüttelte missmutig seine schwarze Mähne. »Dazu müssten wir aus der Stadt heraus, um von außen entweder zu einer der Kamelpforten zu gelangen oder zum Haupttor der Templer, das am Südwall in direkter Verbindung zur Stadtmauer steht. Beides ist um diese Zeit nicht mehr möglich, weil die Stadttore bereits geschlossen sind und nur noch geöffnet werden, um die einrückenden Ritter wieder einzulassen. Überdies ist es gefährlich. Selbst wenn wir versuchen sollten, an den Wachen vorbeizuschlüpfen, kann es passieren, dass man uns erwischt, was im besten Fall zur Folge hätte, dass wir die Nacht schutzlos vor der Stadt verbringen müssten. Wenn es jedoch schlecht läuft, stecken uns die Brüder in einen ihrer Kerker zu Ratten und Fledermäusen. Wir wären nicht die Ersten, die man dort für eine Weile vergessen hätte.«
»Vertrauter der Königin, dass ich nicht lache«, spottete Rona. »Anscheinend reicht dein Einfluss längst nicht so weit, wie du weismachen |164| wolltest, abgesehen davon, dass sie von Zeit zu Zeit deine Gesellschaft in ihrem Bett verlangt, wie ich von deinem Templerfreund erfahren durfte.« Sie sah ihn herausfordernd an. Offenbar waren die Verhältnisse der Menschen untereinander in dieser Epoche von ihren Schlafgewohnheiten geprägt, was ihr geradezu banal erschien, um es überhaupt zu erwähnen. Aber so wie es aussah, spielte es eine Rolle, und anscheinend erzürnte es ihn.
Khaled glaubte, sich verhört zu haben. Was fiel diesem Weib noch alles an Unverschämtheiten ein? Dachte sie tatsächlich, sie dürfte ihn ungestraft demütigen? Er hob die Fackel und trat einen Schritt auf sie zu. Am liebsten hätte er sie gepackt und für ihr loses Mundwerk mit einer Tracht Prügel bestraft, aber Lyn stand daneben … und sie würde es nicht zulassen, dass er ihrer Schwester ein Leid zufügte. Abgesehen davon, dass er nicht wusste, ob Rona sich nicht selbst wehren würde, und eine Schlägerei mit einer Frau, hier mitten auf der Gasse war so ziemlich das Letzte, was er sich vorstellen wollte. Ach, verdammt! Er biss die Zähne zusammen und zwang sich zur Ruhe. Rona war nur eine Frau … eine dumme dazu. Wie war es sonst zu erklären, dass sie bei all ihren Zauberkünsten ausgerechnet auf seine Hilfe angewiesen war?
»Weißt du was?«, erwiderte er, an Rona gewandt. »Sieh zu, wie du eure Probleme alleine löst. Das wolltest du doch ohnehin von Beginn an.«
Khaled drehte sich um, ohne noch einmal zurückzuschauen, und warf die Fackel zu Boden. Wie ein trotziger Junge, den man nicht mitspielen ließ, marschierte er davon.
Frauen mit Führungsansprüchen waren etwas, das ihm zu seinem Glück noch gefehlt hatte. Es reichte vollkommen, wenn Melisende ihn mit ihren Machtkämpfen traktierte, die sie regelmäßig mit ihrem Sohn und seinen Anhängern austrug und damit das halbe Königreich an den Rand eines Bürgerkriegs führte.
Sollten die beiden doch sehen, wie sie ihre Mission alleine erledigten! So gerne er Lyn und deren Schwester zu Verbündeten gehabt hätte, sie waren mächtig genug, um auch ohne ihn nicht unterzugehen. Waren sie es nicht, hätte er ohnehin nichts gewonnen. Sein Instinkt hatte ihn von Beginn an gewarnt, dass man sich mit solchen Frauen höchstens eine Menge Ärger einhandeln konnte.
|165| »Khaled!«, erklang Lyns flehende Stimme, und die raschen Schritte, die immer schneller wurden, gehörten zweifellos zu ihr. »So warte doch!«
Khaled rang mit sich, ob er stehen bleiben sollte. Wenn er es tat, würde er ihren schönen Augen kaum widerstehen können, und die ganze Geschichte würde von vorn beginnen.
Sie fasste ihn sanft am Arm und sah zu ihm auf. Ihr katzenhafter Blick fesselte ihn, und ihre Pupillen leuchteten auf die gleiche unnatürliche Weise wie vorhin, als sie seine Wunden geheilt hatte.
»Beim Barte des Propheten, was willst du von mir?«, keuchte er.
»Rona hat es nicht so gemeint.« Im Mondlicht schimmerte ihr schönes Gesicht wie Elfenbein. »Wir benötigen deine Hilfe, Khaled. Ich benötige deine Hilfe. Wenn du es nicht für Rona tust, dann tu es für mich!«
Ihre Hand lag an seiner unrasierten Wange, er spürte sie so deutlich, als ob ein Feuer durch sie hindurchfahren würde.
»Lyn …« Es war das erste Mal, dass er ihren Namen aussprach. »Man muss kein blinder Prophet sein, um zu
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