Die Rueckkehr der Templer - Roman
Angreifer, indem sie ihn von der Seite ansprang und ihn mit einem gezielten Schlag gegen die Kehle außer Gefecht setzte. Der Mann ging keuchend zu Boden und ließ sein Schwert fallen. Der Druck auf den Hals war so kraftvoll gewesen, dass er rot anlief und seine Augen hervorquollen. Vergeblich versuchte er, sich Luft zu verschaffen. Khaleds Blick war erstaunt, als er sah, was Lyn geleistet hatte, dann genügte ein einziger zielgerichteter Streich, und er schlitzte dem Kerl trotz des Kettenhemdes den Bauch auf. Im Mondlicht quoll Blut hervor und rann durch die Finger, die der Angreifer stöhnend auf die Wunde drückte. Lyn wich angeekelt zurück. Sie war den Anblick des frischen Blutes nicht gewöhnt. Ein Fusionslaser sorgte dafür, dass es entweder verdampfte oder die Wunde durch die entstehende Hitze versiegelt wurde.
Khaled ging neben dem Kerl auf die Knie und entwaffnete ihn.
»Was sind das für Leute?« Rona atmete immer noch heftig und sah sich hastig um, weil sie sicherstellen wollte, dass nicht noch mehr Turbanträger im Anmarsch waren.
»Das werden wir gleich herausfinden«, presste Khaled hervor und widmete sich erneut seinem Opfer. Der Mann lebte noch und röchelte leise. Khaled durchsuchte ihn rasch nach Herkunftsnachweisen, und als er nicht fündig wurde, riss er seinem Gegner den Turban vom Kopf und das Gesichtstuch von Mund und Nase. Lyn konnte sehen, dass der Mann ein Europäer sein musste. Er war blond und blauäugig, sein Gesicht war von der Sonne verbrannt. Araber waren zumeist gebräunt, dunkelhaarig und besaßen feurige, braune oder bernsteinfarbene Augen.
|172| »Sprich, du Hund!«, fuhr Khaled in an. »Wer hat euch geschickt?«
Der Mann röchelte immer noch, nur etwas lauter, aber verstehen konnten sie ihn nicht.
Khaled ergriff das Ohr des Mannes und zog daran. »Wenn du das Maul nicht aufmachst, schneide ich dir ein Ohr ab!«
Lyn beobachtete atemlos, ob Khaled seine Drohung wahr machen würde.
»Khaled, ich fürchte, er kann nicht mehr sprechen …«, wandte sie ein.
Sie musste nicht lange warten, um zu erkennen, dass der vermeintliche Assassine im Begriff war, seinem schlechten Ruf alle Ehre zu machen. Ein rascher Schnitt, dann hielt Khaled tatsächlich ein Ohr zwischen den Fingern. Achtlos warf er es auf das Pflaster und machte sich nun zu Lyns schierem Entsetzen an der Nase seines Opfers zu schaffen.
Rona stand mit verschränkten Armen da und verfolgte interessiert, was Khaled in Sachen Foltermethoden noch so alles auf Lager hatte. »Ich sagte es doch«, bemerkte sie tonlos. »An der Grausamkeit von Foltermethoden hat sich selbst in tausend Jahren nichts geändert. Wenn du mich fragst, ich finde das ernüchternd.«
»Ein letztes Wort«, zischte Khaled, der sich an Ronas Bemerkung nicht störte. Seine Stimme war so düster, dass es Lyn eine Gänsehaut bereitete. »Oder willst du als Krüppel zur Hölle fahren?«
»Khaled«, wandte Lyn ein und packte ihn sacht bei der Schulter, »denkst du wirklich, deine Drohung nützt etwas?«
Khaled schaute auf, seine sonst so schönen Augen spiegelten etwas Dämonisches wider, das sie erschauern ließ.
»Dies sind keine gewöhnlichen Diebe und keine Muslime«, erklärte er leise. »Es muss einen Grund haben, dass sie uns als Araber verkleidet ausgerechnet im arabischen Viertel angreifen. Entweder sind sie uns gefolgt – oder, was mir allerdings ziemlich abwegig erscheint, sie haben hier auf uns gewartet.«
Lyn blickte ihm starr in die Augen. »Und du glaubst, wenn du dem armen Kerl auch noch die Nase abschneidest, findest du es heraus?«
»Hast du eine bessere Idee?«
»Ich könnte ihn heilen.«
»Und dann?« Mit einer Hand hielt Khaled immer noch den Hals des Mannes umklammert, während er mit der anderen die Klinge seines |173| Dolches an dessen Nasenwurzel angesetzt hatte. »Denkst du tatsächlich, wenn er gesund und munter ist, wird er dir freiwillig sagen, warum er uns in diesem Aufzug zu nachtschlafender Zeit abstechen wollte?« Khaled schnaubte verächtlich. »Oder zweifelst du daran, dass er das wollte?«
»Nein«, gab Lyn ernüchtert zurück.
»Also …« Khaled wandte sich erneut seinem Opfer zu, in der festen Absicht, es so lange zu foltern, bis es sein Geheimnis preisgeben würde. Doch die Seele des Mannes hatte sich längst davongemacht.
»Er ist tot!«, sagte Lyn, als Khaled den Mann nochmals mit einem deftigen Fluch auf den Lippen schüttelte.
»Denke, du hast recht«, brummte er ungehalten, doch dann sah er
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