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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Männer an! Glaubst du wirklich, Saladins Schafhirten und Kameltreiber wären diesem Heer gewachsen?« Er beantwortete seine eigene Frage mit einem heftigen Kopfschütteln. »Das hier ist die Faust Gottes, Bruder Robin! Sie wird die Heiden zerschmettern!«
    Und das glaubst du wirklich?, dachte Robin traurig. Sie warf nur einen einzigen Blick in Rothers Augen und beantwortete ihre eigene Frage selbst, ja. Er glaubte es.
    Ihre zweifelnden Blicke blieben Rother nicht verborgen. Mit einer fast wütenden Bewegung ergriff er sie abermals am Arm, zerrte sie grob herum und deutete heftig gestikulierend mit der freien Hand auf einen Hügel nur ein Dutzend Schritte entfernt am Rande des Lagers. Bevor das Heer gekommen war, hatte es dort Gras und einiges kärgliche Buschwerk gegeben; jetzt war es zertrampelt, und der Wind trug die dünne Krume in Form von wehenden graubraunen Staubwolken davon. Der Anblick stimmte Robin traurig. In diesem sonderbaren, verbrannten Land war jedes Stück fruchtbarer Boden kostbar, jede Pflanze, die sie zu Hause achtlos zertreten hätte, ein unersetzlicher Schatz. Unzählige Jahre musste die Natur gebraucht haben, der Wüste dieses kleine Stück Grün abzutrotzen, und sie hatten nur wenige Augenblicke benötigt, das Werk von Jahrhunderten zu zerstören. Und es war nicht nur dieser Hügel. Das Heer hatte eine breite Spur der Verwüstung durch das Land gezogen, die seinen Weg vielleicht noch eine Generation später markieren würde. Obwohl es eigentlich gar nicht ihre Art war, solcherlei Gedanken zu denken, machten sie Robin traurig und wütend zugleich.
    Es war jedoch nicht dieser Anblick gedankenloser Zerstörung, den Rother ihr hatte zeigen wollen. Robin glaubte nicht, dass er jemals auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendet hatte. Seine ausgestreckte Hand deutete auf einen in eine schlichte, in der Dämmerung schwarz erscheinende Kutte gekleideten Geistlichen, der hoch aufgerichtet auf dem höchsten Punkt des flachen Hügels stand und eine flammende Predigt hielt. Sie waren zu weit entfernt und der Lärm des Lagers ringsum zu laut, als dass Robin die Worte hätte verstehen können, aber das musste sie auch nicht. Der Ausdruck heiligen Zorns auf dem Gesicht des Predigers und seine ausgreifenden, fordernden Gesten verrieten ihr auch so, welcher Art die Predigt war, die er einem guten Dutzend prachtvoll gekleideter Ritter hielt, die im Halbkreis am Fuße des Hügels knieten und ihm mit verzückten Gesichtern lauschten. »Siehst du diese Männer?«, fragte Rother. Auch er schrie fast.
    Robin nickte.
    »Es sind die edelsten der Edlen«, fuhr Rother erregt fort.
    »Aber siehst du auch ihre Füße? Weißt du, warum sie die Stiefel ausgezogen haben und barfuss beten?«
    Robin sah genauer hin. Rother hatte Recht - die Männer hatten ihr Schuhwerk ausgezogen und knieten barfuss im warmen Sand. Sie nickte und schüttelte praktisch in der gleichen Bewegung den Kopf.
    »Weil Gottesfurcht und das Vertrauen in seine Führung die schärfste Waffe im Kampf gegen die Heiden sind!«, antwortete Rother. »Du kennst die Geschichte vom Kampf der barfüßigen Ritter um Jerusalem!«
    Robin schüttelte abermals den Kopf, was Rother zu einem neuerlichen, ebenso überraschten wie fast verärgerten Stirnrunzeln veranlasste. Offensichtlich hatte er vorausgesetzt, dass sie wusste, wovon er sprach. »Es ist fast hundert Jahre her«, sagte er.
    »Gottes Krieger hatten Jerusalem schon lange und vergebens belagert. Am Abend vor dem letzten Sturm befahl ihr Heerführer ihnen, barfuss und mit unbedeckten Häuptern betend um die Stadtmauern zu ziehen, während sie von ihren Feinden auf den Wällen verspottet und mit Unrat und Abfällen beworfen wurden.
    Doch am Tag darauf ist mit Gottes Hilfe und gegen jede vernünftige Chance der Sturmangriff auf Jerusalem geglückt, und die Heiden wurden aus der Stadt des Herrn verjagt!«
    »Aha.« Robin machte sich mit sanfter Gewalt aus Rothers Griff los und sah ihn fragend an. »Und? Willst du mir damit sagen, dass wir Faruks Truppen morgen barfüßig gegenübertreten sollen?«
    Sie bedauerte die Worte augenblicklich, aber das war etwas, woran sie sich in Rothers Gegenwart allmählich zu gewöhnen begann. Anscheinend war es ihr Schicksal, dem jungen Tempelritter gegenüber mit untrüglicher Sicherheit immer den falschen Ton anzuschlagen.
    Fast zu ihrem Erstaunen blieb Rother jedoch ruhig. »Nein«, sagte er. »Ich will damit sagen, dass es nicht die Anzahl der Krieger ist, die über

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