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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kamen aus dem Zelt des Königs!, dachte Robin verwirrt. Was sollte es dort drinnen zu besprechen geben, das diese beiden Männer so in Wut versetzte? Sie waren Verbündete!
    Obwohl der Marschall und Odo nicht so aussahen, als ob sie in ihrem Zorn noch von irgendetwas anderem rings um sich herum Notiz nehmen konnten, wich Robin vorsichtshalber einige weitere Schritte zurück und in den Schatten eines der größeren Zelte, die die unsichtbare Linie rings um das Zelt des Königs markierten, die keiner der gemeinen Soldaten und Ritter zu überschreiten wagte. Ohne dass es ihr selbst bewusst gewesen wäre, bewegte sie sich dabei ebenso rasch wie lautlos und auf eine Art, die sie, hätte sie sich selbst beobachten können, auf schon fast erschreckende Weise an die Art der Assassinen erinnert hätte: Auf eine schwer in Worte zu fassende Weise und trotz ihrer auffälligen, weißen Kleidung schien sie für einen Moment selbst zum Schatten zu werden, den man sah und trotzdem nicht bemerkte und an den sich schon einen Lidschlag später niemand mehr wirklich erinnern würde.
    Vermutlich wäre ihre kleine Flucht ohnehin überflüssig gewesen. Ridefort und Odo kamen zwar im Sturmschritt aus dem Zelt heraus, wandten sich aber in die entgegengesetzte Richtung, und es war so, wie Robin vermutet hatte: Sie waren so aufgebracht, dass sie niemanden mehr zu sehen schienen. Um ein Haar wäre Ridefort mit einem der reglos dastehenden Lazarusritter zusammengeprallt, und der Umstand, dass Odo ihn im letzten Moment am Arm ergreifen und zurückreißen musste, weil der Ritter keinerlei Anstalten machte, ihm aus dem Weg zu gehen, schürte seinen Zorn nur noch.
    In einigem Abstand und deutlich ruhiger folgte ihnen ein dritter, grauhaariger Tempelritter, den Robin mit einer Mischung aus Erleichterung und Sorge als Bruder Horace erkannte, den Komtur von Safet. Er ging nicht nur allein und deutlich langsamer als die beiden anderen, er wirkte auch sehr viel ruhiger. Beinahe kam es ihr vor, als spiele etwas wie ein Lächeln um seine Lippen, aber die Entfernung war zu groß und das Licht der flackernden Lagerfeuer und Fackeln zu ungewiss, als dass sie wirklich sicher sein konnte.
    Vorsichtshalber zog sie sich noch einen weiteren Schritt in den Schatten des Zeltes zurück, doch diesmal kam ihre Bewegung zu spät. Horace war nicht nur deutlich ruhiger als die beiden anderen, sondern auch um einiges aufmerksamer. Nach ein paar Schritten blieb er wieder stehen, legte fragend den Kopf auf die Seite und blickte aus eng zusammengekniffenen Augen direkt in ihre Richtung, sodass sie sich zwar noch für die Dauer eines Herzschlages an die Hoffnung klammern konnte, es könne bloßer Zufall sein, aber selbst wusste, dass das nicht stimmte.
    »Bruder Robin?«, fragte er. »Seid Ihr das?«
    Für einen noch kürzeren Augenblick spielte Robin ganz ernsthaft mit dem Gedanken, sich einfach umzudrehen und davonzulaufen. In dem Gewirr aus Zelten, Lagerfeuern und Menschen wäre es ihr vermutlich ein Leichtes gewesen, zu verschwinden, und Horaces Frage machte ihr klar, dass er sie offensichtlich nicht ganz genau erkannt hatte. Doch sie verwarf diesen Gedanken auch ebenso schnell wieder, wie er ihr gekommen war. Mit einem resignierenden, lautlosen Seufzer und möglichst unbewegtem Gesicht trat sie wieder aus dem Schatten des steilwandigen Zeltes heraus und deutete ein Nicken an, während sie sich dem Komtur näherte.
    Der Ausdruck, der von Horaces Gesicht Besitz ergriff, als sie näher kam, spiegelte deutlich mehr Verärgerung als Überraschung. »Was tut Ihr hier?«, fragte er.
    »Nichts«, behauptete Robin. Sie ging bewusst langsam auf Horace zu, und es kostete sie tatsächlich körperliche Überwindung, dabei zwischen zwei der schwarz gekleideten Lazarusritter hindurchzuschreiten; fast als gäbe es da tatsächlich eine unsichtbare, sehr wohl aber vorhandene Barriere, die das gemeine Volk vom König und seinem engsten Gefolge trennte.
    »Nichts?«, wiederholte Horace mit einem fragenden Hochziehen der Augenbrauen. »Das ist vielleicht nicht gerade die Antwort, die ich von einem Ritter Eures Standes erwartet hätte, Robin«, fuhr er fort. »Falls ich Euch tatsächlich darauf aufmerksam machen muss: Tätet Ihr wirklich nichts, wärt Ihr schwerlich hier.«
    »Ich war … unruhig«, sagte Robin mit einem angedeuteten Schulterzucken. »Ich konnte nicht schlafen, also wollte ich mir das Lager ansehen. Und die Männer.«
    Aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, dass diese

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