Die Rückkehr der Templerin
aus, um sie zu schlagen. Robin duckte sich ohne Mühe unter seinem Schlag weg, packte sein Handgelenk und benutzte die Kraft seiner eigenen Bewegung, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen und von sich zu stoßen. Der Dicke stolperte mit hilflos rudernden Armen in einen Stand, der unter seinem Aufprall zerbrach und zusammen mit seinem Besitzer und ihm selbst zu Boden ging.
Der Dicke heulte auf und kam mit erstaunlicher Schnelligkeit wieder auf die Beine. Robin wich rasch zwei oder drei Schritte zurück, duckte sich leicht und breitete die Arme aus. Ihre Schulter schmerzte, und ihre Gedanken überschlugen sich schier. Sie hatte alles verdorben! Wenn sie jemals eine Chance gehabt hatte, ohne allzu großes Aufsehen aus dieser Situation herauszukommen, dann hatte sie sie gerade selbst kaputtgemacht!
»Du verdammtes Weibsbild!«, keuchte der Dicke. »Das hast du nicht umsonst gemacht! Dafür zahlst du!« Er hatte sich beim Sturz die Nase aufgeschlagen und fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht, um das Blut fortzuwischen, das herauslief. Trotzdem kam er näher. Seine Augen funkelten, und Robin wich einen weiteren halben Schritt zurück. Sie durfte diesen Mann nicht unterschätzen. Er war plump und schwerfällig und wahrscheinlich ebenso langsam wie ungeschickt, aber er war auch mindestens dreimal so schwer wie sie. Wenn er sie zu fassen bekam, war sie in Schwierigkeiten.
»Dafür bringe ich dich um!«, drohte der Dicke. Er meinte das ernst, begriff Robin.
Plötzlich war ihr alles egal. Was immer auch in den nächsten Augenblicken geschah, Salim würde so oder so davon erfahren, und er würde sofort wissen, wer die unscheinbare junge Frau gewesen war, die auf dem Basar eine Prügelei angefangen hatte.
»Ich nehme nicht an, dass es Sinn hat, an dein Ehrgefühl zu appellieren und dich zu fragen, ob du tatsächlich eine Frau schlagen willst«, fragte sie.
Sie bekam nicht einmal eine Antwort. Der Dicke grunzte nur, kam einen weiteren Schritt heran und hob in einer albernen Geste die Fäuste vor das Gesicht.
»Dann appelliere ich eben an deinen Verstand«, fuhr Robin fort. »Wenn du mich angreifst, töte ich dich.«
Für einen halben Atemzug zögerte der Dicke tatsächlich, und in die Mordlust in seinem Blick mischte sich Unsicherheit. Vielleicht begann er zu begreifen, dass diese Drohung durchaus ernst gemeint war. Dann aber brüllte er voller Wut auf und stürzte sich mit erhobenen Fäusten auf sie.
Robin machte einen halben Schritt zur Seite und tat so, als würde sie nach seinem Arm greifen, um ihn noch einmal auf die gleiche Weise wie gerade abzuwehren, und natürlich fiel der Dicke darauf herein. Er duckte sich mit selbst für Robin unerwarteter Geschicklichkeit, um ihrer zupackenden Hand auszuweichen, und versuchte gleichzeitig, ihr einen brutalen Faustschlag ins Gesicht zu versetzen. Robin musste nicht einmal viel tun. Der Fettsack sprang mehr in ihren Hieb hinein, als sie zuschlug, und Robin konnte ihren Stoß gerade noch im letzten Moment zurückhalten, um ihm die allergrößte Wucht zu nehmen. Sie wollte den Mann nicht töten.
Dennoch konnte Robin hören, wie mindestens zwei seiner Rippen brachen, als sie ihm die Faust in die Herzgrube hämmerte.
Die Augen des Dicken quollen ein gutes Stück weit aus den Höhlen. Einen winzigen und zugleich schier endlosen Moment lang stand er wie erstarrt da, dann torkelte er einen Schritt zurück, und sein Mund öffnete und schloss sich wie der eines Fisches auf dem Trockenen, während er ebenso vergeblich wie ein solcher nach Luft schnappte. Dann kippte er stocksteif nach hinten und zertrümmerte im Fallen noch einen weiteren Verkaufsstand. Es sah beinahe komisch aus.
Aber das war es nicht. Ganz und gar nicht.
Plötzlich war es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Es wurde still. Vollkommen still. Robin spürte, wie Dutzende von Augenpaaren sie anstarrten, und sie registrierte sogar, wie Nemeth hinter ihr aufsprang und hastig davonlief. Niemand hielt sie auf. Wenigstens etwas.
Das unheimliche Schweigen hielt noch eine weitere, schier endlose Sekunde an, dann schüttelte der erste Mann seine Lähmung ab, und die Bewegung war offensichtlich ein Zeichen für drei oder vier weitere, sich gemeinsam auf sie zu werfen.
Robin versuchte erst gar nicht, zu kämpfen. Die Übermacht war einfach zu groß. Und selbst, wenn sie mit vier Gegnern gleichzeitig fertig geworden wäre (was schlechterdings unmöglich war), wären sofort andere da gewesen. Der Schock, den es für
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