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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Geräusch, mit dem ihre Klinge sein Gewand zerschnitt. Ihr Herz begann zu klopfen. Sie schloss für einen Moment die Augen, ballte die Fäuste und musste all ihre Willenskraft aufbieten, um die schrecklichen Bilder zurückzudrängen. »Er war kein Krieger, Rother. Nicht für mich. Ich habe ihn nicht im Kampf getötet, sondern ihn ermordet.« Sie hob die Hände. »Damit.«
    Sie hatte nicht erwartet, dass Rother verstand, wovon sie sprach, doch ein einziger Blick in seine Augen machte ihr klar, dass sie den jungen Ritter abermals unterschätzt hatte. Er verstand sie nicht nur, er wusste ganz genau, wovon sie sprach, weil auch er es schon erlebt hatte.
    »Wir versuchen jetzt unser Glück«, sagte Rother mit einem unbehaglichen Räuspern und stand auf. »Nemeth?«
    Das Mädchen sah Robin an und reagierte erst, als Robin zustimmend nickte, dann jedoch bewegte sie sich sehr schnell und praktisch lautlos. Sie huschte die Treppe hinab und hatte ihr unteres Ende erreicht, noch bevor Rother auch nur losgegangen war. Robin nickte auch dem jungen Ritter noch einmal auffordernd zu, und endlich setzte auch er sich in Bewegung.
    Was zurückblieb, war ein sonderbares Gefühl vager Enttäuschung - und eigentlich war es gar nicht so vage, wie sie es gerne gehabt hätte. Robin hatte längst begriffen, dass ihr der junge Ritter weit mehr bedeutete, als er eigentlich sollte. Sie war nur noch nicht so weit, es zuzugeben.
    Sowohl Nemeth in ihrem schwarzen Gewand als auch Rother in seinem grauen Untergewand wurden vom grauen Zwielicht in den Ställen aufgesogen, kaum dass sie sich wenige Schritte entfernt hatten. Robin versuchte einen Moment lang, sie wiederzufinden, aber es gelang ihr nicht - doch das beruhigte sie eher. Wenn sie die beiden nicht sah, würde es auch anderen nicht gelingen.
    Irgendwann am Nachmittag, hatte Rother gesagt. Das bedeutete, dass sie viele Stunden tatenlos hier warten musste. Vermutlich wäre es das Klügste, dachte sie, genau das zu tun, was er ihr geraten hatte, und einfach hier sitzen zu bleiben, bis er zusammen mit Bruder Abbé zurückkam, um sie zu holen.
    Sie wusste, dass sie es nicht durchhalten würde.
    Robin zählte in Gedanken langsam bis hundert, dann stand sie auf, nahm die Kleider, die Rother ihr dagelassen hatte, und zog sich ein paar Schritte weit in den Gang zurück, bevor sie ihr Kleid abzustreifen begann. Es fiel ihr schwer, und es tat so weh, dass sie die Zähne zusammenbeißen musste, um ein Wimmern zu unterdrücken. Nemeth hatte den Verband so fest angelegt, dass sie die Schulter kaum bewegen konnte. Sie war es nicht, aber sie fühlte sich an, als wäre sie auf die Größe eines Fasses angeschwollen und pulsiere im rasenden Takt ihres hämmernden Herzens.
    Mit zusammengebissenen Zähnen streifte sie ihr Kleid vollends ab, bückte sich nach dem Kettenhemd und konnte einen Schmerzenslaut nicht mehr ganz unterdrücken, als sie es überstreifte und die eisernen Kettenglieder wie tausend winzige Messerklingen in ihre Schulter bissen. Das Hemd schien eine Tonne zu wiegen.
    Sie schlüpfte in die Stiefel, die ihr zu klein waren, sodass sie wahrscheinlich nur unter Schmerzen eine längere Strecke darin laufen konnte, und streifte den Ordensrock über, doch als sie den Schwertgurt umband, begannen ihre Hände zu zittern. Robin versuchte sich einzureden, dass es einfach am Gewicht der Waffe lag. Rothers Schwert musste sehr viel schwerer sein als ihre eigene Waffe, die einem normalen Breitschwert zwar zum Verwechseln ähnlich sah, in Wahrheit jedoch eine täuschend ähnliche Kopie war, die Salim aus feinstem Damaszenerstahl für sie hatte anfertigen lassen; zehnmal so scharf wie normaler Stahl, aber nicht einmal halb so schwer.
    Immerhin war es eine gute Ausrede, um sich nicht selbst eingestehen zu müssen, warum es ihr so schwer fiel, die Waffe umzubinden.
    Minutenlang blieb sie einfach sitzen, lauschte auf das Hämmern ihres eigenen Herzens und wartete darauf, dass die Schmerzen in ihrer Schulter nachließen. Es wurde nicht wirklich besser, doch groteskerweise war es nun ausgerechnet das Fieber, das ihr zugute kam, denn es machte es ihr nicht nur zunehmend schwerer, klar zu denken, sondern dämpfte auch all ihre Empfindungen. Sie schleppte sich mehr zur Treppe zurück, als sie ging, und sie war selbst von diesen wenigen Schritten so erschöpft, dass sie schon wieder zu Boden sank und um ein Haar eingeschlafen wäre.
    Wahrscheinlich wäre sie es sogar, hätte sie nicht in diesem Moment donnernden

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