Die Rückkehr der Templerin
Um ehrlich zu sein - ich war mehr tot als lebendig. Es hat lange gedauert, mich von den Strapazen zu erholen.«
»Die Gastfreundschaft des Alten vom Berge schätzen zu lernen ging ganz offensichtlich schneller«, antwortete Dariusz.
»Oder liegt es an Eurer … Dieneri n ?«
Robin überhörte den anzüglichen Ton in seiner Stimme ganz bewusst und wurde ein wenig langsamer; schon um Saila Gelegenheit zu geben, noch einmal mit ihrer Tochter zu reden. Dabei wusste Robin durchaus, dass Nemeth ihre kleinste Sorge darstellte. Das Mädchen war intelligent und alt genug, um die Situation zu begreifen, und Robin war sich nur zu bewusst, dass sie sich auf ihre Verschwiegenheit verlassen konnte. Aber inwieweit galt das für alle anderen Einwohner des Dorfes? Jedermann hier wusste, dass sich unter dem Kettenhemd, das sie trug, eine F rau verbarg, auch wenn sie sich nur zu oft einen Spaß daraus machte, sich wie ein Mann zu benehmen. Und Dariusz hatte über hundert Begleiter mitgebracht. Wenn auch nur ein einziger von ihnen mit den Dörflern redete, auch nur eine einzige, falsche Frage stellte, dann war alles vorbei.
Saila trat ihnen aus dem Halbdunkel entgegen, als sie das Haus betraten. Von Nemeth war keine Spur zu sehen, was Robin trotz allem bedauerte, und die dunkelhaarige Dienerin hatte ihr Kopftuch abgelegt, sodass man ihr langes, bis weit über die Schultern fallendes, schwarzes Haar sehen konnte. Robin musste sich bekümmert eingestehen, dass Dariusz vollkommen Recht hatte. Beileibe nicht zum ersten Mal fiel ihr auf, was für eine wirklich schöne Frau Saila war.
»Ich habe den Tisch für Euch und Euren hohen Gast im Hof gedeckt, Herr«, sagte Saila mit einem angedeuteten Kopfnicken und einer einladenden Geste. »Meine Tochter wird Euch gleich zu trinken bringen.«
»Gut«, antwortete Robin. »Aber danach lasst uns bitte allein. Bruder Dariusz und ich haben sicherlich eine Menge zu besprechen.«
Saila nickte noch einmal, wiederholte ihre einladende Geste und entfernte sich dann mit schnellen Schritten. Dariusz sah ihr eindeutig bewundernd hinterher.
»Ich muss Euch Abbitte tun, Bruder Robin«, sagte er. »Habe ich vorhin gesagt, sie wäre hübsch? Das stimmt nicht. Sie ist eine wahre Blume des Orients.« Sein Lächeln wurde wieder ganz eindeutig anzüglich. »Sheik Sinan weiß tatsächlich, was er seinen Gästen schuldig ist.«
Robin blickte ihn so kühl an, wie sie konnte. »Ich verstehe nicht genau, was Ihr meint, Bruder.«
Dariusz’ Grinsen wurde nur noch breiter. Saila hatte das Zimmer mittlerweile verlassen, und er drehte sich einmal um sich selbst und sah sich dabei unverhohlen neugierig um. »Es scheint Euch ja nicht schlecht gegangen zu sein, in den letzten Monaten, Bruder«, sagte er. »Für einen freigekauften Sklaven.«
»Das hier ist nicht mein Haus«, antwortete Robin, nun in ganz leicht verärgertem Ton. »Es gehört Sheik Sinan. Die Dorfbewohner halten es bereit, falls er oder einer seiner Männer hierher kommen.«
»Und wo sind sie jetzt?«, fragte Dariusz.
»Wer?«
»Sinans Männer«, antwortete der Tempelritter. »Ihr habt mir gerade erzählt, Ihr wärt zusammen mit ihnen auf der Suche nach den Plünderern gewesen. Ich war der Meinung, sie hier anzutreffen.«
»Wären Sinans Assassinenkrieger hier gewesen«, antwortete
Robin fast sanft, »so hättet Ihr und Eure Männer nicht eingreifen müssen, Dariusz. Sechs von ihnen sind mehr als genug, um mit einem Dutzend dieser Halsabschneider fertig zu werden.«
»Das beantwortet nicht meine Frage«, sagte Dariusz. »Wo sind sie?«
»Sie sind den Spuren der Plünderer in die Wüste hinaus gefolgt«, antwortete Robin. »Vielleicht eine Stunde, bevor Ihr und die Euren gekommen seid.«
»Ohne Euch?«
»Ich wollte sie begleiten«, antwortete Robin. »Aber mein Pferd hat gelahmt.« Sie hob die Schultern und deutete ein verlegenes Lächeln an. »Darüber hinaus muss ich gestehen, dass ich wohl auch mit einem gesunden Pferd Mühe gehabt hätte, mit ihnen mitzuhalten. Die Assassinen reiten wie der Teufel.«
»Ja«, antwortete Dariusz. »Das hat man mir auch erzählt. Umso mehr erstaunt es mich, dass Ihr Euch mit ihnen eingelassen habt.«
»Von ihnen gekauft zu werden, Bruder Dariusz«, antwortete Robin ärgerlich, »ist wohl kaum das, was man unter Sic h -mit-jemandem-Einlassen versteht.«
Einen Herzschlag lang war sie sicher, den Bogen überspannt zu haben. Trotz des schwachen Lichts hier drinnen konnte sie sehen, wie sich Dariusz’ Gesicht
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