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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Recht, Bruder Robin. Ich bin es Euch wohl schuldig, Euch über den Grund unseres Hierseins aufzuklären.«
    Robin nickte stumm. Ihr ungutes Gefühl verstärkte sich.
    »Meine Begleiter und ich haben uns mit einer Gesandtschaft des Ordens in Latakia getroffen«, begann Dariusz und sah sie zugleich fragend an. Robin kramte einen Moment lang in ihrem Gedächtnis und nickte dann. Sie hatte dieses Wort zumindest schon einmal gehört. »Bohemund, der Fürst von Antiochia, hatte sich als Vermittler in unserem Streit mit den habgierigen Johannitern angeboten.«
    »Dieser alberne Streit ist immer noch nicht beigelegt?«, erkundigte sich Robin fast beiläufig.
    Dariusz schüttelte den Kopf und biss fast wütend in das Brot.
    »Nein«, antwortete er kauend. »Und ich fürchte, es wird auch noch eine Weile dauern, bis wir uns darum kümmern können. Die Verhandlungen hatten noch nicht einmal begonnen, als uns Herzog Ferdinand von Falkenberg die Nachricht von einem Überfall der Sarazenen auf den König zukommen ließ.«
    Robin musste ihr Erschrecken nicht einmal schauspielern.
    »König Balduin?«
    Dariusz nickte bekümmert. »Ja. Es war eine Falle. Der König wäre gewiss in Gefangenschaft geraten, aber Gott war auf seiner Seite.«
    »Gott, oder …?«, fragte Robin.
    »In Gestalt Humfried von Toron«, bestätigte Dariusz mit einem angedeuteten Lächeln, »der gerade im rechten Moment erschien und ihn tapfer verteidigte. Seither belagert Saladin Humfrieds Burg an der Jakobsfurth, und König Balduin hat alle Ritter des Königreiches und der Fürstentümer Tripolis und Antiochia aufgerufen, sich unter unserer Fahne zu versammeln, um gegen Saladin zu ziehen.« Er sah Robin mit schlecht gespieltem Erstaunen an. »Ich bin ein wenig überrascht, dass Ihr nichts davon gehört habt, Bruder.«
    Robin blickte Dariusz alarmiert an. Sie spürte, dass er nun zum Thema kam. »Sinans Burg liegt …«, sie suchte einen Moment nach Worten, »… vielleicht nicht unbedingt im Brennpunkt des politischen Geschehens.«
    »Aber man sagt doch, dass es die größte Stärke des Alten vom Berge ist, über alles und jeden informiert zu sein«, gab Dariusz zurück. Jede Spur von Freundlichkeit war aus seiner Stimme gewichen.
    »Gewiss trifft das auf Sinan zu«, pflichtete ihm Robin ruhig bei. »Aber das gilt nicht unbedingt und zwangsläufig auch für seine Gäste.«
    Der Templer brach ein weiteres Stück Brot ab, das er mit einem noch größeren Schluck Wein herunterspülte, aber Robin zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass er das nur tat, um Zeit zu gewinnen. »Nun«, sagte er schließlich, »das spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Ihr könnt aufatmen, Robin. Ihr braucht die Gastfreundschaft des Sheiks nicht länger in Anspruch zu nehmen.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Robin alarmiert.
    Dariusz sah sie vieldeutig an. »Was auch immer Euch in dieses Fischerdorf verschlagen hat, Bruder«, antwortete er, »ich habe den direkten Befehl unseres Großmeisters Odo, jeden Tempelritter und jeden Vasallen des Königs von Jerusalem mitzubringen, auf den ich auf dem Rückweg stoße.«
    »Auf dem Rückweg?« Robin versteifte sich ein wenig. Ihr Herz begann zu klopfen. »Wohin?«
    »Wir sollen uns in der Burg Safet einfinden«, antwortete Dariusz. »Ich und die Männer in meiner Begleitung sind nicht die einzigen. Ein großes Heer hat sich dort bereits versammelt. Wir werden den Hund Saladin durch die Wüste bis nach Damaskus zurückprügeln und ihn am Tor seines eigenen Palastes aufknüpfen zur Warnung an alle anderen Ungläubigen und Barbaren, nicht noch einmal die Hand gegen unseren König zu erheben.«
    »Ich … soll Euch begleiten?«, murmelte Robin.
    »So lauten jedenfalls der Befehl des Königs und der ausdrückliche Wunsch unseres Großmeisters«, bestätigte Dariusz. Mit einem angedeuteten, eindeutig bösen Lächeln fügte er hinzu:
    »Auch wenn es mir fast schwer fällt, es zu formulieren. Zweifellos brennt Ihr bereits darauf, endlich wieder zu uns zurückzukehren und nicht länger bei diesen primitiven Heiden leben zu müssen.«
    Robin antwortete nicht. Bei den Menschen, die Dariusz als Heiden und Primitive bezeichnete, hatte sie eine Gastfreundschaft, eine Wärme und Liebenswürdigkeit kennen gelernt, die sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal für möglich gehalten hätte. Sie hatte auf Sinans Felsenburg Kunstwerke von solcher Pracht und solch unbeschreiblicher Schönheit gesehen, dass selbst die größten Schätze aller Kirchen, die sie

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